Operation Rheingold

  • Braumüller
  • Erschienen: Januar 2011
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  • Wien: Braumüller, 2011, Seiten: 280, Originalsprache
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Carsten Jaehner
87°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2011

Spannende Suche nach unliebsamer Vergangenheit

 Der Solo-Oboist der Berliner Philharmoniker, Andreas Rothmann, ist mit seinen Kollegen bei den Salzburger Festspielen tätig und nutzt seine freie Zeit gelegentlich zu Wanderungen ins Gebirge. Nach einem Sommerfest am Grundlsee bleibt sein Kollege Gottfried Kronstein verschwunden und wird einige Tage später am Fusse eines Wasserfalls tot aufgefunden. Da die Polizei von einem Unfall ausgeht, ermittelt sie nicht weiter.

Rothmann jedoch bleibt skeptisch und kommt einem alten Geheimnis auf die Spur. Zu Kronsteins Beschäftigungen als Musikwissenschaftler gehörte auch die Nachforschung nach den verschollenen handschriftlichen Partituren von Richard Wagners Opern "Das Rheingold" und "Die Walküre", die einst Hitler zum Geschenk gemacht wurden und mit der Evakuierung seiner Schätze im Ausseerland spurlos verschwunden sind. Rothmann findet oberhalb des Wasserfalls eine Kopie einer solchen Seite und beginnt selbst zu ermitteln.

Spuren führen ihn bis nach Portugal an die Algarve, wo er die Enkelin einer Mitarbeiterin von Hitlers ehemaliger Bibliothek kennerlernt und sich auch noch in sie verliebt. Ihre Großmutter lebt noch und weiß die eine oder andere helfende Geschichte zu erzählen. Doch auch in Rom ist die katholische Kirche über die Wagner-Partituren informiert und will unbedingt verhindern, dass sie gefunden werden. Denn deren Bedeutung ist viel weitreichender, als es jeder Musiker ahnen könnte...

Geschickte Dramaturgie

Franz Winter ist erfahrener Theatermensch und Regisseur und kennt sich aus in der Dramaturgie von spannenden Geschichten. Sein Debütroman Operation Rheingold zeigt dabei, dass er dies auch in Romanform zu fassen weiß, denn der Leser wird lange im Unklaren gelassen, was denn letztlich das Geheimnis der verschwundenen Partituren ist und so mit Spannung an der Lektüre gehalten.

Geschickt wechselt der Autor immer wieder die Erzählschauplätze und bringt so verschiedene Ansichten auf die Rahmenhandlung. Die Kapitelüberschriften sind dabei immer die Orte, an denen das Geschehen gerade stattfindet. So ist für den Leser immer klar, wo und mit wem er sich gerade befindet. Dabei baut er auch geschickt den einen oder anderen "Cliffhanger" ein, was den Leser schnell zum weiterlesen animiert.

Maestro Harnoncourt lässt bitten

Die Charaktere sind durchweg sympathisch gestaltet, und auch die Musiker-Fachbegriffe sind, wenn denn für das Geschehen wichtig, für jeden verständlich im Rahmen gehalten. Der Höhepunkt des Buches, wenngleich er mit der eigentlich Handlung nicht viel zu tun hat, die Probe mit Nikolaus Harnoncourt in Lissabon, die einen interessanten Einblick in das musikalische Arbeiten gibt, und jeder Musiker wird sich auf die eine oder andere Weise wiedererkennen oder sich tatsächlich an solche Proben erinnern.

Die einzelnen Beschreibungen in den Bergen Österreichs, in Portugal oder im Vatikan sind gut nachvollziehbar und schaffen ein treffende Atmosphäre. Der Autor erweist sich hier und auch in der Personendarstellung als gute Beobachter und verzichtet auf unnötige Beschreibungen, die den Text nur unnötig verlängert hätten. Der Atmosphäre tut das keinen Abbruch, im Gegenteil, es bleibt dem Leser genügend Raum für seine Vorstellungskraft, die das Buch lebendig werden lässt.

Dass es letztlich um mehr geht als nur die handschriftlichen Partituren Wagners, sondern um viel weitreichendere Dinge, ist letztlich eine plausible Konsequenz aus der Entwicklung, die die Suche nach den Notenbänden mit sich bringt. Auch wenn das Ende erst einmal recht einfach aussieht, bietet es doch Grund zum Nachdenken, ob es denn nicht wirklich so sein könnte. Dass die katholische Kirche irgendwie ihre Finger mit in der Sache haben könnte, ist nicht nur einfaches Klischee, was ja immer die Gefahr ist, sondern tatsächlich zum Teil bekannter Fakt, wenngleich das immer bestritten wird.

Romandebüt mit Lerneffekt

Auch wenn sich die beiden hauptsächlich agierenden Figuren, nämlich Rothmann und der "Täter", nie wirklich begegnen, so bleibt das Buch doch bis zum Ende der 220 Seiten spannend und flüssig zu lesen. Die eingebaute Liebesgeschichte ist nicht unbedingt nötig gewesen, der Roman hätte auch ohne sie funktioniert. Der Roman ist kurz, spannend, und auch wenn er kein Ende mit Knalleffekt hat, so ist die Lösung doch stimmig und passend. Und lässt weiteren Spekulationen Raum...

Sieben Seiten Erklärungen zu einzelnen Stichworten und Personen ergänzen einen gelungenen Roman, der sowohl Musikern als auch Nicht-Musikern und anderen Spannungsfans gefallen dürfte. Ein gelungenes Romandebüt, ohne überflüssiges Beiwerk und zudem mit Lerneffekt. Der nächste Roman des Autors darf dann auch gerne etwas länger sein, wir greifen gerne wieder zu.

Operation Rheingold

Franz Winter, Braumüller

Operation Rheingold

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