Serum

  • Ullstein
  • Erschienen: Januar 2011
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  • New York: Dell, 2006, Titel: 'The side effect', Seiten: 454, Originalsprache
  • Berlin: Ullstein, 2011, Seiten: 461, Übersetzt: Peter Friedrich
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Andreas Kurth
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2011

Machtgier wird durch keinerlei Skrupel gebremst.

Mike Acela war einst Spitzen-Agent der amerikanischen Bundespolizei FBI, und ist jetzt der mit umfassenden Vollmachten ausgestattete Sicherheitschef eines international operierenden Pharmakonzerns. Als er eines Nachts von einem Mitarbeiter in die Wohnung des Firmenchefs gerufen wird, deutet alles auf einen Suizid des Unternehmenslenkers hin. Doch der erfahrene Ermittler ist misstrauisch und stellt eigene Nachforschungen an, auch wenn das seinem neuen Chef nicht gefällt. Politik, Firmenleitung, militärischer Geheimdienst und Polizei legen ihm dabei Steine in den Weg, schon bald wird Mike selbst als Mord-Verdächtiger gesucht. Mitarbeiter und Freunde helfen ihm jedoch dabei, die Hintergründe der gesamten undurchsichtigen Affäre zu ergründen. Es geht offensichtlich um eine das Bewusstsein verändernde Substanz, an der in dem Unternehmen geforscht wurde, und die zu einer mächtigen Waffe werden könnte. Die Verschwörung führt schließlich in höchste Kreise von Wirtschaft und Politik – und zu einem dramatischen Finale.

R. Scott Reiss hat mit Serum einen überaus packenden Polit- und Wissenschaftsthriller vorgelegt, der vor seinem Roman Black Monday geschrieben wurde, nach dessen Erfolg in Deutschland vom Verlag aber nochmals neu aufgelegt wurde. Von der ersten Seite an baut der Autor einen enormen Spannungsbogen auf. Zuweilen "kaut" man als Leser ja selbst an relativ dünnen Büchern von um die 300 Seiten Umfang unverhältnismäßig lange herum. Serum mit seinen rund 460 Seiten habe ich dagegen in relativ kurzer Zeit verschlungen. Ein wirklich fesselnder Page-Turner im besten Wortsinne.

Dem Protagonisten Mike Acela ist schnell klar, dass der Tod seines Vorstandsvorsitzenden nicht freiwillig eintrat, und der Leser blickt dem Ermittler bei allen Überlegungen über die Schulter. Doch mit der Gewissheit über den unnatürlichen Tod des Konzernchefs haben die sicheren Erkenntnisse auch vorerst ein Ende. Die Geschichte kommt zunächst reichlich verworren daher, aber bei der Lektüre wird schnell deutlich, dass es sich um eine weit verzweigte Verschwörung handeln muss, an der etliche Entscheidungsträger beteiligt sind. Wer nun an das Buch den Maßstab des möglichen Realitätsgehalts anlegt, mag vorschnell zu dem Schluss kommen, hier eine ziemlich weit hergeholte Story aufgetischt zu bekommen. Ich sehe das völlig anders. Wann immer das Militär, die verschiedenen Geheimdienste oder machtbewusste Politiker-Gruppen in den USA – aber auch anderswo auf der Welt - eine Chance sehen, ihren Einfluss und ihre Macht durch technische, medizinische oder andere Entwicklungen nicht nur zu konsolidieren, sondern sogar auszubauen, nutzen diese Gruppen oder auch Einzelpersonen ihre Chance in aller Regel konsequent. Und die Verquickungen zwischen Wirtschaft, Politik, Militär und Geheimdiensten sind derart vielfältig, dass über den Realitätsgehalt dieses Teils der Geschichte nun wirklich nicht mehr diskutiert zu werden braucht. Ob es eine Substanz wie die im Roman beschriebene geben könnte, ist ein ganz anderer Aspekt, aber hier greift nach meiner Auffassung die dichterische Freiheit des Autors. Ein wenig Fiction darf es schon sein.

Der Autor nimmt seine Leser mit auf eine packende Reise durch die Pharma-Industrie. Hier wird gezeigt, wie Strukturen in einem multinationalen Unternehmen die Mitarbeiter fesseln, und wie die Machtfülle eines Vorstandsvorsitzenden aussieht. All das hätte wirklich so passieren können, oder der Autor hat gut recherchiert und ähnliche reale Vorkommnisse in seine Geschichte eingebaut. Authentische Dialoge, gute skizzierte Protagonisten und so manche überraschende Wendung machen die Lektüre zu einem kurzweiligen Genuss. Reiss ist auf dem Weg in die Spitzen-Liga der Thriller-Autoren.

Serum

R. Scott Reiss, Ullstein

Serum

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