Fürchtet mich
- Heyne
- Erschienen: Januar 2011
- 3
- London: Bantam, 2005, Titel: 'A good day to die', Seiten: 329, Originalsprache
- München: Heyne, 2011, Seiten: 420, Übersetzt: Gunter Blank
Töten im Namen der Gerechtigkeit
Der vom Polizisten zum Auftragskiller gewandelte Dennis Milne hat vor Jahren seine englische Heimat verlassen, um sich auf den Philippinen ein ruhigeres Leben aufzubauen. Im Prolog erlebt der Leser nun den Auftragsmord an einem Kinderschänder in Manila mit und die Aktion trägt gleich wieder die Handschrift des Ex-Polizisten. Milne hat also doch wieder getötet und es soll nicht das letzte Mal gewesen sein. Denn der Mord an seinem früheren Kollegen Asif Malik bringt ihn dazu, gegen jede Vernunft in seine Heimat London zurückzukehren. Verbissen und ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit sucht der Ex-Polizist nach Motiv und Mörder und gerät dabei mehr als einmal selbst in die Schusslinie der Killer. So manche Überraschung wartet auf Dennis Milne, bis es zum spektakulären Finale kommt.
Fürchtet mich ist der zweite Roman um den früheren Polizisten Dennis Milne. Sein ausgeprägter und zuweilen merkwürdig anmutender Sinn für Gerechtigkeit hat ihn dazu gebracht, seinerseits Menschen zu töten. Simon Kernick bekennt, dass er zunächst nur ein Buch über diese höchst ambivalente Figur schreiben wollte, der Killer-Cop ihn dann aber nicht mehr losgelassen hat. Und diese merkwürdige Faszination überträgt er in einer wirklich spannenden Geschichte auch auf den Leser. Man muss dabei zunächst einmal verarbeiten, dass hier der Protagonist und Ich-Erzähler ein mehrfacher Mörder ist. Kernick schafft es aber auch in seinem zweiten Buch über Dennis Milne, die Spannung so aufzubauen, dass man zuweilen vergisst, wie zweifelhaft das Handeln des Richters und Henkers in einer Person ist.
Milne "befreit" nach seiner eigenen Auffassung die Welt nur von wirklich üblen Verbrechern, die den Tot in seinen Augen verdient haben. Dennoch wird es genug Leser geben, die den Protagonisten rundweg ablehnen. Kernick gelingt es in meinen Augen jedoch, Milne nicht als blutrünstigen Killer darzustellen, sondern als nachdenkliche Person, die ihren Weg geht voller Selbstzweifel, aber ohne die Kraft, inne zu halten. Wer bereits den ersten Roman aus der Reihe gelesen hat, wundert sich nicht mehr wirklich darüber, dass auch ein Mörder eine faszinierende Figur sein kann.
Übrigens eignet sich der zweite Band nicht so ganz gut zum Einstieg, denn die offensichtlich geglückte Flucht von Dennis Milne auf die Philippinen verrät ein wenig, wie der erste Roman ausgegangen ist. Der dritte Teil der Trilogie ist im Mai 2012 unter dem Titel Erlöst mich erschienen.
Wie man es von Simon Kernick gewohnt ist, zieht er einen konstanten Spannungsbogen über das ganze Buch. Der Autor kommt nicht an das hohe Tempo einiger seiner bisherigen Bücher heran, aber auch in diesem Roman baut er etliche Überraschungen ein. Dass sein Protagonist irgendwie neun Leben zu haben scheint wie eine Katze, ist eine kleine Schwäche der Geschichte, über die aber die hohe Spannung etwas hinweghilft. Die gesamte Handlung kommt authentisch rüber, man merkt beim Lesen, dass Kernick zu Recherchen auf den Philippinen gewesen ist. Die gewohnt flüssig und gut lesbar erzählte Handlung greift ein Problem auf, dass in vielen Ländern immer stärker ausufert. Es geht um sexuellen Missbrauch hier in einer besonders heftigen Form.
Wer also kein Problem damit hat, dass der Protagonist, mit dem man halt irgendwann mitfiebert, ein Mörder ist, bekommt hier ein hochspannendes Buch, mit einem durchdachten Plot und einer gut erzählten Handlung. Mir hat die Lektüre auf jeden Fall Appetit gemacht, im dritten Band zu erfahren, wie die Geschichte um den mordenden Ex-Polizisten weiter- und ausgeht.
Simon Kernick, Heyne
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