Blonder Mond / Mondblond
- Leda
- Erschienen: Januar 2010
- 5
- Leer: Leda, 2010, Titel: 'Blonder Mond', Seiten: 384, Originalsprache
- Odenheim: Wind und Sterne, 2015, Titel: 'Mondblond', Seiten: 357, Originalsprache
Auf den Spuren von Pater Brown
Der Leda-Verlag, spezialisiert auf Krimis aus dem Nordwesten Deutschlands, serviert uns einen Ostfrieslandkrimi, dessen Hauptperson der Künstler Ulf Norden ist, der nach dem Tod seiner Frau seine bildnerischen Fähigkeiten der LKA-Akademie auf knapp 370 Seiten im "Blonden Mond" zur Verfügung stellt. Zusätzlich zum kriminalistischen Text gibt es allerdings auch noch ein Skizzenhandbuch des Künstlers, in dem der vorliegende Fall graphisch aufbereitet wird.
Dieser Fall beginnt mit dem Tod des Vaters. Auf dem Begräbnis fällt Ulf Norden eine bildhübsche Blondine auf, die wenig später auf brutale Art das Zeitliche segnet. Norden findet heraus, dass die hübsche Tote seine Schwester sein muss, von der er noch nie gehört oder gesehen hat. Weitere Recherchen ergeben, dass sein Vater seit dem Krieg offensichtlich ein Doppelleben geführt hat und auch in Sizilien fürsorglicher Vater einer Familie war.
Der Pastor der Gemeinde hat offensichtlich von all dem gewusst und auch davon, dass es noch eine zweite Schwester gibt, die nun den Kontakt zu Norden sucht. Aber warum wurde die junge Frau ermordet und warum findet Ulf Norden vor dem Pfarramt die Sekretärin des Pfarrers ermordet auf.
Der Blick in die Vergangenheit seines Vaters hat sichtlich Wunden aufgerissen, doch um zu klären, wer hinter den tragischen Ereignissen steckt, muss sich Ulf Norden nach Sizilien aufmachen, um das unbekannte Zweitleben seines Vaters unter die Lupe zu nehmen. Pastor Klinger ist es sichtlich ein Anliegen, ihn dabei zu unterstützen und gemeinsam besuchen sie das sizilianische Dorf, in dem das Morden munter weiter geht &
Dass man diesen Krimi als Ostfrieslandkrimi verkauft, liegt wohl nur an der Person des Autors und dem Ausgangspunkt der mörderischen Schnitzeljagd in Emden, denn im Prinzip könnte die Geschichte in jedem europäischen Dorf spielen, wo sich ein (protestantischer) Pater Brown niedergelassen hat. Aber zu richtiger Form laufen die ungleichen Ermittler vom LKA und vom Klerus ohnehin erst auf, als sie Deutschland verlassen und sich in den Süden begeben. Die Sonne Siziliens tat auch dem Autor gut, der plötzlich mit humorvollen Dialogen und Handlungen den Krimi spannend macht, der bis dahin eher durch den grauen Nordwesten tümpelt.
Bis der Autor es geschafft hat, die Herren sympathisch zu skizzieren und die Todesfälle halbwegs plausibel an den Leser zu bringen, vergeht einige unspektakuläre Zeit, die aber für das Verständnis durchaus notwendig ist. Wenn man den Mutmaßungen glauben darf, dann sollen nämlich noch vier weitere Fälle aus der Feder von Herrn Winter folgen und bis dorthin braucht das seltsame Paar deutlich mehr Profil und die Dialoge dürfen gerne so viel Witz haben, wie es das sizilianische Geplänkel bereits hat.
Spannung kann man Blonder Mond sicherlich nicht absprechen, aber das ganz große Gänsehautgefühl bleibt dennoch aus. Dazu ist die Geschichte zu stark konstruiert und Logik kommt erst bei der gar nicht so spektakulären Auflösung wirksam zum Tragen. Dem Autor darf man wünschen, dass er es in Nachfolgebänden stärker schafft, Bilder zu projizieren. Sprachlich hat er es drauf, wie er in manchen Szenen auf Sizilien beweist. Aber nur die Hälfte eines Buches stilistisch top zu präsentieren, reicht dann eben auch nur für eine 50%-Wertung.
Lars Winter, Leda
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