Bei Hitze Mord
- Droste
- Erschienen: Januar 2011
- 1
- Düsseldorf: Droste, 2011, Seiten: 192, Originalsprache
Großes Kino.
Der nicht einmal 200 Seiten kurze Roman Bei Hitze Mord lag zugegebener Weise schon etwas länger im Regal des Rezensenten. Dies lag daran, dass die Geschichte in weiten Teilen in der Ich-Perspektive geschrieben wurde und auf der Rückseite des Buches zu lesen ist: "Er muss tief in die Trickkiste greifen und alle Kniffe anwenden, die ihn Schauspielstudium, Humphrey Bogart und Clint Eastwood gelehrt haben."
Vor allem Letzteres ist abschreckend, steht doch zu befürchten, dass hier ein Filmfreak seitenlange Szenen und Dialoge aneinander schustert und darüber vergisst, eine vernünftige Geschichte zu erzählen. Arnd Federspiel würde man mit dieser Unterstellung jedoch Unrecht tun, denn wenngleich der Plot von Anfang bis Ende konstruiert und unglaubwürdig ist (insbesondere das Verhalten des Protagonisten Tom ist völlig überzogen), so ist Bei Hitze Mord dennoch ein vorzügliches und lustiges Roadmovie …
Tom Heine, ein weitgehend arbeits- und erfolgloser Schauspieler, träumt von der großen Karriere. Bei unerträglichen Temperaturen liegt er in seiner Essener Wohnung und kann nicht einschlafen. In der Hoffnung, dass ihm bei einer kleinen Spritztour der Fahrtwind etwas Linderung verschafft, setzt er sich in sein Auto und gelangt so nach Bochum, wo ihm eine junge, leicht bekleidete Frau anfleht, ihn mitzunehmen, da ihr Ex-Freund hinter ihr her sei. Noch bevor Tom die Situation richtig erfassen kann, stürmt besagter Ex auch schon heran und so gibt Tom erst einmal Fersengeld. Lena, so heißt die Frau, bittet Tom sie nach Oberhausen zu fahren, wo ihr neuer Freund Carlo wohnt. Dort kaum angekommen, taucht der Ex mit einem Kumpel auf und stürmt in Carlos Wohnung und erschießt diesen kurzerhand. Tom und Lena können nur knapp entkommen. Tom merkt schnell, dass die Geschichte von Freund und Ex nicht stimmen kann und so erzählt ihm Lena schließlich, dass sie Kriminaloberkommissarin beim LKA in Düsseldorf sei, die bei einer zwielichtigen Import-Export-Firma, die des internationalen Waffenhandels verdächtigt wird, eingeschleust war. Carlo war ihr Mittelsmann und gemeinsam gelang es, belastendes Material zu beschaffen. Doch angeblich ist das vorgelegte Material nicht brauchbar und daher hilft nur eine von Carlo kurz vor seinem unfreiwilligen Ableben angefertigte Kopie. Davon fehlt jedoch jede Spur und so beginnt eine spannende Jagd, bei denen die beiden Hauptfiguren nicht nur mit ihren Verfolgern zu kämpfen haben. Ein Spiel auf Leben und Tod beginnt bei dem die entscheidende Frage lautet: Werden Sie die Nacht überleben?
Stellen wir mal lieber nicht die an dieser Stelle naheliegende Frage, warum die Beiden nicht einfach zur Polizei gehen, denn dann wäre die nachfolgende Geschichte ja schlichtweg nicht möglich und das wäre dann doch sehr schade. Die eingangs befürchteten Filmsequenzen und Dialoge bleiben überschaubar und sind unterhaltsam. Die Figuren entsprechen herrlichen Schwarz-Weiß-Klischees und sind derart stereotyp, dass sie schon wieder amüsant sind. Überhaupt ist die gesamte Story "in sich schlüssig" und entpuppt sich als solides Popkornkino mit einigen Pointen und spritzigen Dialogen. Sollte der Roman jemals verfilmt werden, so müsste man kein eigenes Drehbuch mehr verfassen und Tom Heine, dem sein schauspielerisches Talent in der Geschichte förmlich das Leben rettet, hätte seinen großen Auftritt verdient. Für ein Debüt - wie man so sagt - großes Kino!
Arnd Federspiel, Droste
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