Angstpartie
- Diana-Verlag
- Erschienen: Januar 2010
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- London: Quercus, 2008, Titel: 'Dead line', Seiten: 374, Originalsprache
- München: Diana-Verlag, 2010, Seiten: 351, Übersetzt: Usch Pilz
Hochgradig authentischer Spionage-Thriller
Durch einen Informanten des britischen Auslandsdienstes MI6 geht eine Warnung vor einem Anschlag auf die Nahost-Friedenskonferenz im schottischen Gleneagles ein. MI5-Agentin Liz Carlyle wird mit Nachforschungen beauftragt. Ihre Recherchen laufen zunächst ins Leere, viele Spuren erwiesen sich als falsch. Aber in Kooperation mit der CIA kommt sie schließlich durch einen glücklichen Zufall einem Mitarbeiter des israelischen Mossad auf die Spur, der offenbar ein doppeltes Spiel betreibt. Als den Ermittlern endlich das zuvor rätselhafte Motiv des Mannes deutlich wird, beginnt unmittelbar vor Konferenzbeginn in Schottland ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel.
Angstpartie war für mich der erste Roman von Stella Rimington, aber es wird sicherlich nicht der letzte sein, denn die frühere Generaldirektorin des britischen Inlandsgeheimdienstes hat mich mit ihrer Art zu erzählen durchaus überzeugt. Dabei geht es eher unspektakulär los, eben irgendwie typisch britisch. Es gibt einen heißen Tipp von einer wichtigen Auslandsquelle, und dem muss man eben nachgehen. Aber Liz Carlyle, die erfahrene MI5-Ermittlerin, zeigt schnell, dass sie Biss und eine gute Intuition hat. Die Protagonistin ist eine ungewöhnliche Figur für einen Spionage-Thriller – scheinbar eine Durchschnittsfrau, unzufrieden mit ihrem Single-Dasein. Aber eben auch hartnäckig beim Ermitteln, mit guter Kombinationsgabe, einfühlsam und clever. Nach und nach lernt der Leser Carlyle besser kennen, und auch als Neueinsteiger in der Reihe kann man die Protagonistin schnell schätzen.
Hochinteressant liest sich, wie Rimington das nach außen hervorragend Verhältnis der verbündeten Geheimdienste MI6/MI5, CIA und Mossad zueinander schildert. Da wird sich gegenseitig belauert und betrogen, dass es eine wahre Freude ist. Sollte die Autorin hier ihr Insiderwissen ein wenig verarbeitet habe, müsste man sein Bild von der Kooperation dieser Nachrichtendienste erheblich revidieren. Auf jeden Fall lesen sich diese Passagen außerordentlich authentisch, und sie machen zum Teil den Reiz dieses realitätsnahen Romans aus.
Durch ihre frühere Arbeit beim MI5 kann Rimington nachvollziehbar mehr Authentizität entwickelt, als jeder andere aktuelle Autor von Spionage-Thrillern. In Sachen Spannung wird der Leser zudem auch vorzüglich unterhalten, die Geschichte ist knifflig und voller Überraschungen. Ein Wermutstropfen sind allerdings die zuweilen recht britischen, und dadurch eher trockenen Dialoge. Hier wird eine höhere Bewertung verhindert, denn etwas mehr Esprit und Wortwitz müsste es schon sein, um aus einem wirklich guten Buch ein hervorragendes zu machen.
Geschickt setzt die Autorin Orts- und Perspektivwechsel als Stilmittel ein, um die Spannung permanent hoch zu halten. Dabei vermeidet sie es hervorragend, den Leser durch zu abrupte Umschnitte zu verwirren. Das passiert vielmehr absichtlich durch falsche Spuren, nebulöse neue Figuren in der Handlung oder scheinbare Sackgassen. Dabei kommt die Autorin ohne allzuviel Action oder blutige Einzelheiten aus, Rimington setzt auf subtilere Formen der Spannung und Unterhaltung.
Während andere Verlage gerne durch falsche oder zu reißerische Klappentexte glänzen, entwickelt der Diana-Verlag hier ein minimalistische Kultur. Etwas mehr zum Inhalt wäre für den Leser vor der Kaufentscheidung hilfreich, schließlich lesen nicht alle zuvor die Rezensionen auf der Krimi-Couch. Positiv sind dagegen die Kurzinterviews mit den Autorinnen auf der Umschlag-Innenseite. So lernt man vorab einiges über die Autorin und erfährt beispielsweise, dass die spätere Chefin des MI5 eher zufällig beim Geheimdienst gelandet ist.
Auf jeden Fall hat die Figur der Liz Carlyle noch ausreichend Potenzial, und Stella Rimington hat sicher noch genug Phantasie, um die Reihe durch weitere Bände zu ergänzen. Ihre bereits jetzt spannenden Plots können noch ausgefeilter werden, aber vor allem an den Dialogen muss sie wirklich mehr feilen. Insgesamt ohne Zweifel ein spannendes und unterhaltsames Buch.
Stella Rimington, Diana-Verlag
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