Mission auf Leben und Tod
- Heyne
- Erschienen: Januar 2011
- 3
- New York: Vanguard, 2009, Titel: 'Diamondhead', Seiten: 408, Originalsprache
- München: Heyne, 2011, Seiten: 496, Übersetzt: Karl-Heinz Ebnet
- München: Heyne, 2013, Übersetzt: Karl-Heinz Ebnet
Das Faustrecht der Cowboys gilt immer noch
Lieutenant Commander Mackenzie Bedford ist SEAL-Kommandeur im Irak. In lebensgefährlichen Einsätzen gegen irakische Aufständische sehen sich er und seine Männer immer häufiger einer teuflischen Waffe ausgesetzt. Eine Rakete, die stärkste Panzerungen durchschlägt und die Besatzung getroffener Panzer oder Fahrzeuge bei lebendigem Leib verbrennen lässt. Die so genannten Diamondhead-Raketen wurden zwar von der UNO geächtet, aber auf verschlungenen Wegen finden sie immer noch ihren Weg aus geheimen französischen Produktionsstätten über den Iran nach in den Irak oder nach Afghanistan. Denn der Produzent der Waffe will nicht auf das Geschäft seines Lebens verzichten - und auch in der Führung des Unternehmens geht er notfalls über Leichen. Bei einem Einsatz werden dann die besten Freunde von Mack Bedford durch eine solche Rakete getötet. Er erschießt daraufhin einige Iraker, die sich angeblich ergeben wollen. Im folgenden Verfahren vor dem Militärgericht wird er freigesprochen, aber aus dem Dienst entlassen. Zu Hause steht auch nicht alles bestens – der aussichtsreiche Präsidentschaftskandidat der französischen Gaullisten ist ein Protektionist, und will keine Kriegsschiffe mehr in Maine bauen lassen. Der Eigentümer der Reederei plant einen Mordanschlag auf Henri Foche – und als Mack in ihm den Mann erkennt, den er bei seinem Einsatz im Irak erkannt hat, übernimmt er persönlich diese Mission.
Patrick Robinson ist in Deutschland vor allem durch seine Roman-Reihe um den knorrigen amerikanischen Admiral Arnold Morgan bekannt geworden. Diamodhead, so der Titel der Original-Ausgabe, ist der erste Band der Mack-Bedford-Reihe, und wurde vom Heyne-Verlag neu aufgelegt. Mit diesem Buch kann man auf zwei Arten umgehen. Entweder man findet den aus jeder Seite triefenden US-amerikanischen Patriotismus so widerlich, dass man den Roman nach dem ersten Drittel wieder ins Regal stellt. Oder man blendet das aus und lässt sich von dem eigentlich guten Plot und der zweifellos fesselnden Erzählweise des Autors durch die spannende Geschichte tragen. Ich habe mich für die zweite Variante entschieden, und habe das immerhin kurzweilige Buch zu Ende gelesen.
Robinson hat vorher und vor allem später bessere Bücher geschrieben, das erste Werk der Bedford-Reihe entstand 2002, die weniger plump das Hohelied des amerikanischen Soldaten singen. Bei "Diamondhead" ist aber vor allem der Plot faszinierend. Der Protagonist kommt erst im Laufe der Geschichte hinter die tatsächlichen Zusammenhänge, aber dem Leser wird schnell klar, dass der gaullistische Präsidentschaftskandidat Macht-besessen und skrupellos ist. Ein eindeutiges Klischee – aber ob so etwas nicht doch möglich wäre, möchte ich mir lieber gar nicht ausmalen. Konservative Präsidenten in Frankreich haben schon immer krasse Anflüge von Patriotismus gehabt, und ein Rüstungsproduzent im Élysée-Palast könnte durchaus zu ganz neuen Erkenntnissen kommen.
Und wie ein Waffen-Embargo zu umgehen ist, wissen so einige europäische Regierungen. Immerhin ist aus zahlreichen Nahost-Konflikten bekannt, dass oft und gerne beide Seiten mit Waffen beliefert wurden, obwohl das offiziell nie zugegeben wird. Wie oft der Weg dann über den Iran genommen wird, hängt sicher von den jeweiligen Beziehungen des Unternehmens oder des Landes zur Regierung von Mahmud Ahmadinedschad ab. Solange dieser Präsident in Teheran an der Spitze des Iran steht, ist dieses Land für die Rolle eines Bösewichts in einem solchen Roman allemal prädestiniert.
Robinsons Standpunkt gegenüber der Presse, die mit ihrer Berichterstattung den heroischen Soldaten in den Rücken fällt, ist mehr als kritik-würdig. Aber von diesem Autor – wie auch von vielen seiner Kollegen – erwartet man auch kaum eine kritische oder differenzierte Position zu Krieg und Soldaten. Und so sind auch die Protagonisten klar in Schwarz und Weiß – oder in Gut und Böse – eingeteilt. Handwerklich und von den Fakten her hat Patrick Robinson dennoch einen spannenden Thriller geschrieben, den man mal so eben lesen kann, ohne allzu viel und zu kritisch darüber nachzudenken. Bei manchen Action-Filmen will man sich ja auch nur unterhalten lassen und sucht nicht nach der großen Geschichte. Immerhin gibt es auch Thriller aus dieser inhaltlichen Richtung, die weitaus langweiliger und handwerklich deutlich schlechter geschrieben sind. Wer solche Romane überhaupt nicht mag, sollte die Finger von dem Buch lassen. Wer sich einfach mal actionreich unterhalten lassen möchte, findet hier spannende Lektüre für ein paar lange Abende.
Patrick Robinson, Heyne
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