Dunkles Verhängnis

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2011
  • 0
  • New York: Walker, 2007, Titel: 'Salt river', Seiten: 146, Originalsprache
  • München: Heyne, 2011, Seiten: 240, Übersetzt: Jürgen Bürger
Dunkles Verhängnis
Dunkles Verhängnis
Wertung wird geladen
Jochen König
88°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2011

Die Tage sind licht und voller Schmerz

Das Ende der Trilogie um den Kleinstadt-Cop, ehemaligen Gefängnisinsassen und Ex-Therapeuten Jim Turner. Wieder ein Roman, in dem Verbrechen vorkommen, es Tote zu beklagen gibt und Turner ermittelt. Doch steht die polizeiliche Arbeit nicht Im Mittelpunkt, es gibt keine übertriebenen Gewaltausbrüche und auch die Frage "Whodunit?" spielt kaum eine Rolle. Verbrechen passieren, wie ihre Aufklärung passiert, wie das Leben passiert und das Sterben. Nicht zwangsläufig, nicht zufällig; es gibt immer Ursachen, Wirkungen und Entscheidungen die beides beeinflussen. Meistens. Wichtig ist wie die Betroffenen damit umgehen.

James Sallis breitet einmal mehr ein ganz großes Tableau im Kleinen aus: die intime und innige Beschäftigung mit Leben und Tod, Freundschaft und Verlust; was Vergangenheit ausmacht, die Entwicklungen und vor allem Veränderungen, die daraus Gegenwart entstehen lassen und vorsichtig ihre Fühler Richtung Zukunft ausfahren. Sein Jim Turner ist der richtige Wegbegleiterr dafür: abgeklärt und doch zutiefst involviert, lässt er seinen Blick schweifen über Menschen, Taten und Topographien. Er braucht dafür keine großen Worte, keine formalen Exzesse, nicht das himmelschreiende Pathos, das den Ausnahmezustand ausruft, der Leben heißt.

Stattdessen wählt er einen sanften, poetischen Fluss von Worten, freundlich und doch jederzeit beseelt vom Wissen um die tiefe Dunkelheit, die uns umgibt. Schicksale in wenigen Worten umrissen, in Andeutungen endend.

Doch unter der ruhigen Oberfläche brodelt es beständig; Erschütterungen durch den Tod geliebter Menschen und die Erinnerung daran, Begebenheiten und Taten, die selbst die Biographien und Beziehungen in sich ruhender Menschen jederzeit durcheinander wirbeln können. Nichts Spektakuläres; nur das Leben, mit all seinem Schmerz und seinen Momenten der Freude, mit den Mustern, die man so gerne entschlüsseln möchte, und die sich so oft wiederholen und doch immer Herausforderung bleiben.

James Sallis schreibt Literatur, der exponierte Aufgeregtheit und Aufregung fremd ist; fernab von Explosionen, Sensationen, brutalen Morden und wilden Fluchten entsteht ein ganz eigener literarischer Kosmos, dem Innehalten genauso wichtig ist wie Fortbewegung; in dem das Sein alle Kraft aufwendet, sich dem Nichts entgegen zu stellen. So beiläufig wie spannend examinieren seine Protagonisten, welchen Platz sie in der Welt einnehmen und die Welt in ihnen. Empathie. Erkenntnis. Ende.

 

"Ich weine, weil die Welt so schön ist."
Das sollten wir alle tun.

 

Dunkles Verhängnis

James Sallis, Heyne

Dunkles Verhängnis

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Dunkles Verhängnis«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Dr. Drewnioks
mörderische Schattenseiten

Krimi-Couch Redakteur Dr. Michael Drewniok öffnet sein privates Bücherarchiv, das mittlerweile 11.000 Bände umfasst. Kommen Sie mit auf eine spannende und amüsante kleine Zeitreise, die mit viel nostalgischem Charme, skurrilen und amüsanten Anekdoten aufwartet. Willkommen bei „Dr. Drewnioks mörderische Schattenseiten“.

mehr erfahren