Der Rauchsalon
- DuMont
- Erschienen: Januar 1990
- 5
- Garden City, N.Y.: Doubleday, 1980, Titel: 'The withdrawing Room', Seiten: 186, Originalsprache
- Köln: DuMont, 1990, Seiten: 223, Übersetzt: Beate Felten
- Köln: DuMont, 2002, Seiten: 223, Übersetzt: Beate Felten
Das meint Krimi-Couch.de:
Nachdem Sarah Kelling im ersten Band der Boston-Serie Die Familiengruft ihren Mann verlor, muß sie sich nun alleine durchs Leben schlagen. Sie hat nicht nur zwei Anwesen zu unterhalten, sondern auch ein altes Auto. Ansonsten muß sie nur für sich selbst sorgen, aber da sie noch nie einer geregelten Arbeit nachgegangen und das im angesehenen Kelling-Clan auch nicht üblich ist, gestaltet sich dies als nicht so einfach, wie sich das anhört. Sie beschließt, im Herrenhaus auf dem Beacon-Hill eine Pension einzurichten. Keine normale Pension natürlich, sondern eine Unterkunft für bessere Mieter, für die sie Frühstück und Abendessen serviert. Da es mit dem Geld auch um die Hausangestellten schlecht bestellt ist, muß sie sich mit Mariposa und deren Freund begnügen, der den Butler gibt. Er ist arbeitsloser Schauspieler und ein Verehrer der Serie "Das Haus am Eaton Place" und geht ganz auf in dieser Rolle. Sarah selbst ist zugleich Pensionswirtin und Köchin, was natürlich niemand der illustren Gäste erfahren darf.
Soweit klingt alles eher nach einer Posse als nach einem Krimi, oder? Der erste Tote läßt jedoch nicht lange auf sich warten. Der Mieter, den Sarah im sog. Rauchsalon einquartiert hatte, kommt bei einem Sturz vor die U-Bahn ums Leben. Keiner der anderen Mitbewohner ist wirklich traurig über seinen Tod, da er ein Querulant war. Der neue Mieter ist schnell zur Stelle, doch Mr. Hartlers Charakter stellt sich auch nicht als so einfach heraus wie gedacht. Es kommen Besucher zu ihm, die denken, Sarah wäre seine Angestellte und das Haus gehöre ihm und sein Zimmer darf nicht betreten werden. Der Schock im Haus ist groß, als Sarah die Nachricht erhält, dass Mr. Hartler im Park überfallen wurde und dies nicht überlebte.
Wie gut, dass sich der Detektiv Max Bittersohn bei Sarah ein Zimmer genommen hat. Er half ihr auch schon bei der Lösung des Rätsels um die Familiengruft und steht ihr nun wieder tatkräftig zur Seite. Die beiden verbindet sicher bald etwas mehr als ein Vermieter-Mieter-Verhältnis... Es stellt sich also die Frage: Liegt auf dem Rauchsalon vielleicht ein Fluch? Sind alle Mieter die, die sie zu sein vorgeben oder warum ist z.B. die Dame, von der eine Mieterin von Sarahs Vermietungsplänen erfahren haben will, bereits seit zwei Jahren tot?
Das hört sich doch alles reichlich skurril an. Bei der Autorin Charlotte MacLeod braucht man über diese Tatsache auch nicht sonderlich überrascht zu sein: In ihrer anderen Serie übernimmt Prof. Shandy als Detektiv am altehrwürdigen Landwirtschaftscollege von Balaclava die Hauptrolle, die Kellings sind dagegen für die gehobene Gesellschaft zuständig. Allzu ernst darf man den Fortgang der Geschichte nicht nehmen, denn die Autorin hat bei der Beschreibung des Milieus immer wieder ein Augenzwinkern dabei.
Charlotte MacLeod kann man als Vertreterin des klassischen Detektivromans bezeichnen, in der Nachfolge von Agatha Christie. Im Gegensatz zu deren Romanen meint man hier jedoch nur, man würde sich am Anfang des 20. Jahrhunderts befinden, in Realität (soweit man das hier sagen kann) bietet das Ende der 70er Jahre wohl eher den Schauplatz. Dadurch, dass der Mordfall jedoch in der Bostoner Oberschicht angesiedelt ist, ist sie aber zeitlos und es ist auch ganz egal, wann die Geschichte eigentlich spielt.
Nun, Realität wird der Leser auf jeden Fall nicht erwarten können, soviel ist schon klar. Dafür aber eine gehörige Portion Humor und zudem Spannung. Natürlich wird die couragierte Sarah Kelling mit ihrem Helden Max Bittersohn das Rätsel lösen, aber wir werden die Lösung erst ganz am Ende erfahren. Neben all diesen Zutaten, die Charlotte MacLeods Romane auszeichnen, gefällt mir besonders, dass die Figuren so echt sind. Nicht lebensecht im Sinne von realistisch, aber mit sehr vielen Charakterzügen ausgestattet und einfach sehr sympathisch, so daß man auf die Fortsetzung gespannt ist, um zu erfahren, wann es richtig zwischen den beiden funkt.
Bei diesem Lobgesang sollte die Bewertung eigentlich klar sein, aber ein bißchen besser hat mir der Vorgänger "Die Familiengruft" doch gefallen. Dieses Buch sollte auf der Noch-zu-lesen-Liste erscheinen, wenn man sich für klassische Krimis erwärmen kann, nicht weit hinter dem ersten Band der Reihe, damit man die Zusammenhänge besser versteht.
Charlotte MacLeod, DuMont
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