Ariel. Tod der Spinnenfrau
- Grafit
- Erschienen: Januar 2011
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- Helsinki: WSOY, 2005, Titel: 'Ariel ja Hämähäkkinainen', Seiten: 298, Originalsprache
- Dortmund: Grafit, 2011, Seiten: 288, Übersetzt: Regine Pirschel
- Dortmund: Grafit, 2013, Seiten: 288
Eine Schlaftablette übt den Dialog
Ach wie gut, dass Harri Nykänen seinem zweiten Roman um den jüdischstämmigen Ermittler Ariel Kafka, der in Helsinki amtiert, eine zweieinhalb seitige Personenliste vorangestellt hat, damit sich der Leser wenigstens halbwegs im Geschehen orientieren kann, denn diese verflixten finnischen Namen sind in dieser Vielzahl so schwer zu merken, dass man des Öfteren während der Lektüre des 280 Seiten dicken Kriminalromans aus dem GRAFIT Verlag zurück blättern muss, um sich bei der verworrenen Geschichte die Gestalten wieder richtig in Erinnerung zu rufen.
Harri Nykänen, in Finnland ein Star unten den (Drehbuch-)Autoren, vergisst leider während der gesamten Handlung das Erzählen. Er ruft im Gehirn des Lesers keine Bilder und keine Geschichten ab, sondern hängt die gesamte Story an dialoggeschwängerten Ermittlungsversuchen auf, die der farblose Kriminalkommissar Ariel Kafka mehr oder weniger planlos, aber im Endeffekt erfolgreich kombinierend, ohne jegliche Spannung absolviert.
Dabei könnte der Tod der Spinnenfrau schon durch die Ausgangslage ein heißer Polizeiplot sein. Maija Orvokki Erkkilä, die Spinnenfrau, liegt erstochen an der Treppe im Flur ihrer Wohnung. Sie, die mehrfach mit Unterweltlern verheiratet war, hat sich ihre Brötchen mit Erpressung, Betrug, sexuellen Kontakten und zu guter Letzt mit Wahrsagerei verdient. Einer ihrer potentiellen Liebhaber, Ariels nunmehriger Ex-Chef Aimo Ikonen, mit dem die Erkkilä angeblich einen Sohn hatte, wird ebenfalls erstochen in der Küche aufgefunden.
Ariels Ermittlungen bringen die kriminelle Verbindung der Beiden ans Licht und offensichtlich gibt es aus einem weit zurückliegenden Verbrechen Mitwisser und Mittäter, die nun ihren Anteil vom Kuchen haben wollen, oder wollte jemand den langjährigen Erpressungsversuchen der Toten ein Ende setzen? Und in Kafkas Untersuchungen kommt auch ans Tageslicht, dass nicht nur Aimo Ikonen ein korrupter Bulle war, sondern auch andere Beamte auf Weisung von oben die Augen zudrücken mussten.
Sehr behäbig geht Nykänens Ermittler ans Werk, interviewt sich durch die Vielzahl möglicher Beteiligter und hat nebenbei noch Probleme mit seinem Bruder, der nach ehelichem Krach bei ihm eingezogen ist. Kleine zwischenmenschliche Fünkchen können aber nicht darüber hinweg täuschen, dass der einsame Wolf Ariel Kafka eine viel zu brave Schlaftablette ist, der jeder Versuchung ein bisschen Leben in sein Leben zu bringen, gezielt aus dem Wege geht, um es nachher auch noch zu bedauern.
Der Autor vergisst völlig darauf, seinen Figuren Leben einzuhauchen. Sie sind alle platt und farblos und selbst die Verbrecher, so sie noch leben, können nicht eine Spur von Spannung ins Geschehen bringen. Wenn man diese langweilige Geschichte liest, kann man beim besten Willen nicht verstehen, warum Nykänen in Finnland als Starautor gehandelt wird. Seine Art zu schreiben ist genauso umständlich, wie der Originaltitel Ariel ja hämähäkkinaien, den Regine Pirschel aus dem Finnischen übersetzt hat. Warum man den nunmehr sechs Jahre alten Titel 2011 überhaupt auf den deutschsprachigen Buchmarkt gebracht hat, weiß wohl nur der Verlag, der mit Ariel - Tod der Spinnenfrau absolut keinen guten Griff getan hat.
Harri Nykänen, Grafit
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