Steirerblut
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2011
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- Meßkirch: Gmeiner, 2011, Seiten: 273, Originalsprache
Der Berg ruft!
Wir befinden uns in der tiefsten Obersteiermark, wobei tief nicht an der Seehöhe gemessen wird, sondern an der provinziellen Struktur des Tales, in der schon die Namen der Dörfer Krakaudorf, Krakauschatten, Kraukauhintermühlen etc. zeigen, wie abgelegen das wilde steirische Bergvolk seinen eigenen Rhythmus lebt.
Sandra Mohr hat diese dörfliche Beengung hinter sich gelassen und sich als Abteilungsinspektorin im Landeskriminalamt Graz etabliert, als man sie zurück zu den Wurzeln ruft, denn Mord und Totschlag machen offensichtlich auch vor den Hinterwäldlern in den Obertauern nicht halt. Direkt im Wald hinter dem Wirtshaus wird eine Frau erschlagen aufgefunden. Dass die Enthüllungsjournalistin Eva Kovacs wegen ihrer Kontakte auf einer Sexseite im Internet ins Dorf gekommen war, steht für die Ermittler schnell fest und auch die mehrfache geschlechtliche Vereinigung kurz vor dem Tod ist eine Tatsache. Aber wer hat sich mit der Frau vor ihrem Ableben vergnügt und sie danach auf brutale Weise entsorgt?
Besonders viele Möglichkeiten für männliche Beteiligung aus dem Kreis der Einheimischen gibt es nicht, aber der Ehemann der Toten ist ein windiger Immobilienhai, dessen Machenschaften für seine Partnerin ein willkommener Anlass für geschäftsschädigende Enthüllungen waren. Hat vielleicht gar die russische Mafia einen Killer geschickt? Doch in der Ortschaft hat keiner etwas gesehen oder gehört, da funktioniert die Glasglocke gegenüber Zugereisten noch ganz ausgezeichnet. Und Frau Inspektor Mohr hat den dringlichen Verdacht, dass auch ihr Bruder und ihre Mutter in die Vorgänge verwickelt sind … und sie sticht in ein Wespennest!
Der Meßkircher Gmeiner-Verlag profiliert sich zusehends durch die Veröffentlichung von Kriminalgeschichten aus dem alpenländischen Milieu. Auch Claudia Rossbacher passt hier bestens ins Konzept des engagierten Regionalverlags, der aus dem eher negativ behafteten Etikett des Regio-Krimis mit dem Roman "Steirerblut" eine weitere positive Veröffentlichung auf den Markt gebracht hat.
Claudia Rossbacher weiß in dem 273 Seiten dicken Dorfthriller vor allem durch die Schilderung der Charaktere zu punkten. Sandra Mohr, noch nicht so recht gefestigte Steireremanze, hat wohl noch Zeit sich in weiteren Fällen entwickeln zu können und auch ihr anfänglich unsympathischer Partner Bergmann hat noch reichlich Potential, bis das ungleiche Ermittlerteam an einem Strang ziehen wird, und dies nicht nur in beruflichem Sinne. Alle anderen Personen sind ohnehin nur dann auffällig, wenn sie hinter einem Rockzipfel her sind. Ansonsten wird hier konstant geschwiegen, wie es in Dorfgemeinschaften so üblich ist. Hier wird noch selbst Hand angelegt, wenn die kleinen Sünden des Alltags zu rächen sind. Aber es verwundert doch, dass in diesem wildromantischen Hochtal (Anm. des Rezensenten: "Ein Besuch lohnt sich!") nirgendwo ein Pfarrer vorkommt, denn eigentlich gehört doch zum dörflichen Alltag auch die Kirche.
Die Spannung in diesem von Dorfmachos geprägten Sittenbild hält sich naturgemäß in Grenzen, fällt aber nie so tief, dass beim Lesen Langeweile entstehen würde. Mit einer Prise Humor würzt die Autorin das Holzhammerfeeling, in das sie ihre Hauptperson hinein stößt, die sich nun zwischen den Welten entscheiden soll. Der private Konflikt mit der Vergangenheit und die gelegentlich unausgegorene Handlungsweise der Inspektorin geben dem ansonsten gut konstruierten Roman die nicht immer notwendigen Pausen zwischen den einzelnen Szenen.
Aber die Autorin hat genügend Actionsequenzen steirischer Art in "Steirerblut" verpackt, dass einem charmanten Leseausflug in die Bergwelt der Obersteiermark nichts im Wege steht. Doch als Einheimischer darf ich Frau Rossbacher noch einen kleinen sprachlichen Hinweis mit auf den Weg geben: "Steirerblut is ka Nudlsuppn". Die verwendete Version mit dem Himbeersaft ist lediglich eine Schlagerversion der Alpenrebellen. Aber sie verhindert nicht eine positive Wertung aus heimischem Gefilde für diesen Alpen-Krimi.
Claudia Rossbacher, Gmeiner
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