Der Seele dunkle Seite
- Ellert & Richter
- Erschienen: Januar 2010
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- Hamburg: Ellert & Richter, 2010, Seiten: 192, Originalsprache
Gelungenes Debüt um einen Gerichtspsychiater
Dr. Jan Decker ist Gerichtspsychiater am Institut für Forensische Psychologie in Hamburg. Als er einen russischen Kollegen namens Victor verhören und beurteilen soll, der verdächtigt wird, eine Tänzerin vergewaltigt zu haben, wird dieser einen Tag nach dem ersten Gespräch erhängt in seiner Zelle gefunden. Die Obduktion der jungen Rechtsmedizinerin Dr. Stephanie Pohlmann ergibt jedoch, dass dieser impotent und somit zu dieser Tat nicht fähig war.
Als kurz darauf die Kiezgröße Bullinger tot aufgefunden wird, finden sie in seinem Rachen eine weiße Vogelfeder. Als auch noch Staatsrat von Meuren ermordet wird und auch bei ihm Federn gefunden werden, überschlagen sich die Ermittlungen und man stellt fest, dass alle Morde und der Selbstmord irgendwie miteinander zu tun haben. Daneben entwickelt sich eine Liebelei zwischen Decker und der Rechtsmedizinerin, die jedoch schon bald von einem ehemaligen Bekannten der Ärztin zerstört zu werden droht. Keine einfache Situation für Jan Decker, der bald tiefer in die Mordfälle eintaucht, als ihm lieb ist.
Gute Fachkenntnisse
Christian Kraus versteht es, in seinem ersten Kriminalroman den Leser an das Geschehen zu fesseln. Von Anfang an wird der Leser gepackt und in den Bann der Geschichte gezogen. Dabei kommen auch nie Zweifel an den Nachforschungen auf, ist Kraus doch selbst von Haus aus Psychiater und Psychotherapeut. Glücklicherweise verschont er den Leser mit all zu ausuferndem Fachchinesisch, allerdings merkt man dem Roman an, dass er auf Fachkenntnissen beruht, die immer wohldosiert in die Schilderungen mit einfließen.
Immer wieder gibt es kleine Nebenhandlungen, die schließlich in die Hauptmordfälle mit einfließen, so dass die Spannung immer erhalten bleibt. Schon bald zeigt sich, dass die Geschichte auch im Opernmilieu spielt und ein neuer Star, der gerade am Opernhimmel aufgeht, in die Sache verwickelt ist. Musikliebhaber, gerade Freunde der Musik Richard Wagners, werden hier die eine oder andere Anspielung erkennen, die hier aber nicht weiter verraten werden soll
Spannend konstruiert
Der Fall selbst ist gut konstruiert und macht es auch dem Leser nicht leicht, dem Täter auf die Spur zu kommen. Erst ganz allmählich löst sich der Fall auf, und so bleibt die Spannung tatsächlich bis auf die letzte der 180 Seiten aus dem Hause Ellert & Richter gewahrt. Zwar erinnert die Erzählweise an den einen oder anderen CSI-Krimi aus dem Fernsehen, aber das muss ja nichts schlechtes sein. In jedem Fall fällt es dem Leser schwer, den Krimi vor der letzten Seite aus der Hand zu legen.
Christian Kraus hat ein rundum gelungenes Debüt vorgelegt, das spannend ist und tief in psychologische Abgründe dringt. Dem jungen Gerichtspychiater Dr. Jan Decker und seinen Lesern ist zu wünschen, dass man ihn bald wieder in solch einem gelungenen Roman wiedertrifft. Gerne mehr davon.
Christian Kraus, Ellert & Richter
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