Schäfers Qualen
- Haymon
- Erschienen: Januar 2009
- 6
- Innsbruck; Wien: Haymon, 2009, Seiten: 269, Originalsprache
Start einer unterhaltsamen Serie
Die Major-Schäfer-Reihe von Georg Haderer hat vor einigen Jahren auch in Deutschland für Aufsehen gesorgt, was vor allem an dem launigen Protagonisten und dessen, sagen wir, eigenwilligen Ermittlungsmethoden liegt. Bereits sechs Bände sind erschienen und so ist es bemerkenswert, dass aktuell im Haymon-Verlag der Debütroman "Schäfers Qualen" erneut erscheint. Es ist die bereits vierte Auflage, welche die Gelegenheit bietet, in die Serie einzusteigen, sofern man damals im Jahr 2009 den Beginn verpasst hat.
"Dürfte ein Maurerhammer oder was in der Richtung gewesen sein, sind feine Metallspäne am Knochen. Schädel-Hirn-Trauma & hätte möglicherweise überlebt, wenn er nicht aufgehängt worden wäre. Als der Bergführer und seine Truppe ihn gefunden haben, war er höchstens ein bis zwei Stunden tot. Das wäre sich noch ausgegangen. Aber am Kreuz hängen, ist eben keine stabile Seitenlage."
In Kitzbühel wird ein erfolgreicher Geschäftsmann auf der Spitze des Karstein ermordet und an das Gipfelkreuz genagelt. Oberst Kamp von der Kriminalpolizei Wien wird gebeten, seinen erfahrensten Mann zur Unterstützung der örtlichen Polizei zu entsenden und noch während Major Johannes Schäfer im Zug zu seiner früheren Heimatstadt fährt, wird eine weitere Leiche gefunden. Ein Bauunternehmer wurde auf einem seiner Baugrundstücke lebendig einbetoniert und erstickte.
Schäfer ahnt, dass es weitere Verbrechen geben wird und stürzt sich in die Ermittlungen.
Die Rote Armee Fraktion im beschaulichen Kitzbühel
Zu seiner Überraschung stehen ihm dabei die Kitzbüheler Kollegen keineswegs ablehnend gegenüber, wenngleich sie sich mit zunehmender Zeit schon fragen, ob denn der erfolgreiche Polizist aus der Hauptstadt irgendeinen - und wenn ja welchen - Plan verfolgt? Weitere Verbrechen geschehen und plötzlich findet Schäfer einen Ermittlungsansatz, der zu einem jahrzehntelang zurück liegenden Verbrechen der RAF führt. Die Rote Armee Fraktion im beschaulichen Kitzbühel? Ob sich Schäfer bei seiner Analyse selber trauen kann?
"Bis jetzt klingt das recht logisch. Einige Verdachtsmomente sind halt nur auf Ihrem Gefühl oder unüberprüfbaren Aussagen begründet. Da müssen wir ansetzen, sofern uns das möglich ist."
Major Schäfer ist ein eigenwilliger Polizist, der selbst nicht immer ganz mit sich und seinen Methoden im Reinen ist. Für seine Umgebung mitunter ein Fall zum Verzweifeln. Auch abseits der Ermittlungen verhält er sich gerne unkonventionell, wie ein nächtliches Vergnügen mit einer der berichtenden Journalistinnen zeigt. Gleich am ersten Abend in Kitzbühel versackt er zudem in einer Wirtschaft und erwacht am nächsten Morgen auf dem Hotelflur vor seinem Zimmer. Dabei vermisst er seine Schuhe, welche prompt der nächste Todeskandidat trägt. Ein Glück, dass dies nicht weiter auffällt. Nicht alles ist mit reiner Logik zu erklären, ein paar Slapstick-Einlagen dürfen nicht fehlen und bieten ein wenig Salz in der Suppe.
"Rohrschacher, glaubst du, dass ich auf der Brennsuppe dahergeschwommen bin? Du machst auf lebendige Stadtchronik und weißt sogar, wo der Steiner als Kind war & aber dass du ein Jahr lang mit seiner Frau bei euren Bergausflügen die Fichten hast wackeln lassen, das vergisst du?"
"Warum die Fichten wackeln lassen?"
"Egal & aber irgendwo da drinnen, hat dir doch was gesagt: Obacht, das verschweig ich lieber! Nur dass du damit jetzt mein erster Verdächtiger bist, ist zwischen den Zahnrädern da oben zerrieben worden, oder?"
"Schäfers Qualen" ist unterhaltsam, bietet etliche Szenen zum Schmunzeln, viel Lokalkolorit und einen Plot, der zunächst verwirrend daher kommt. Wie immer er es anstellen mag, Schäfer behält den Überblick und löst den Fall auf seine Weise. Insgesamt kommt "Schäfers Qualen" als herkömmlicher Krimi daher, ist also nur schwach vergleichbar mit "Kluftinger" und Konsorten, die vor allem auf lustige Pointen abzielen. Wer kauzige Ermittler mag, hat hier nochmals die Gelegenheit, in die Serie einzusteigen. Es lohnt sich!
Georg Haderer, Haymon
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