Die Nacht der Jägerin

  • Rowohlt
  • Erschienen: Januar 2011
  • 1
  • London: Pan, 2004, Titel: 'The prayer of the night shepherd', Seiten: 628, Originalsprache
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2011, Seiten: 768, Übersetzt: Karolina Fell
Die Nacht der Jägerin
Die Nacht der Jägerin
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Wolfgang Weninger
35°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2010

Schlafmittel für Nichtdenker

Kirkus Reviews stellt (laut Rückseite des Romans) über den Autor fest: "Rickman ist die Elizabeth George der denkenden Leser". Das impliziert zum Einen, dass Fans von Elizabeth George dem Denken beim Lesen wenig abgewinnen können und zum Anderen, dass ich als Rezensent von Die Nacht der Jägerin völlig mit der Lektüre überfordert war, denn was hier 2004 als The Prayer of the Night Shepherd auf knapp 600 Seiten in der Übersetzung aus dem Englischen von Karolina Fell dem Rowohlt Taschenbuch Verlag einen Aufkleber "Bestseller" wert war, hat fast während des gesamten Ablaufs die Neigung zum Schlafmittel.

Eigentlich sollte dieser sechste Band aus der Reihe um die verwitwete Pfarrerin Merrily Watkins als Mystery-Roman durchgehen, aber mit Ausnahme der Erwähnung von Arthur Conan Doyle, der in den Stanner Rocks angeblich das gruselige Vorbild zu Der Hund von Baskerville gefunden hat, gibt es in diesem Hügelland zwischen Walton und Kington an der Grenze von Wales und England außer einem Hotel und ein paar Schafzüchtern nichts, was irgendjemanden interessieren könnte. Und dieses Hotel ist kurz vor der Pleite, weshalb der Besitzer Ben Foley auf die Idee kommt, mittels illustrer Zirkel und deren Beschwörungsritualen, dem Geheimnis von Arthur Conan Doyle auf die Spur zu kommen. Nebenbei soll das Ganze gefilmt werden, um damit ordentlich Werbung im TV zu machen und eine, die dabei die Videokamera bedienen soll, ist Merrily Watkins Tochter Jane, die im Hotel arbeitet.

Rund um dieses schwachsinnige Gehabe treffen sich allerlei Leute, die allesamt in den Dunstkreis von Besitzstreitigkeiten geraten, je nachdem auf welchem Hof sie oder deren Vorfahren gewohnt haben. Der Zwist um Besitz und Erbschaft könnte zwar eine spannende Geschichte in einer ordentlichen walisischen Bauern-Saga sein, aber so wie der Horror-Spezialist Phil Rickman den Stoff ausbreitet, möchte man, und das wäre spannender gewesen, sämtliche Handelnde über die Felsen bei den Stanner Rocks stürzen. Dass dies nur einem bedauernswerten Opfer passiert, lässt aus Die Nacht der Jägerin dann ein doch tatsächlich ein Kriminalfall werden. Wie allerdings Frau Pfarrer und die Ermittler agieren, lässt jeden bayerischen Dorfpolizisten zum Superhelden werden.

Und weil ausgerechnet der Freund der Frau Pfarrer, die eine Ausbildung zur Exorzistin hinter sich hat, in gar arge Schwierigkeiten beim Betreten des Pfarrhofes und der Kirche kommt, darf über ganz wenige Seiten auch Spannung und Action verbreitet werden, allerdings viel zu wenig, um den faden Erguss in der restlichen Geschichte auch nur halbwegs aufzuwerten. Selbst unter der Prämisse, dass Engländer, Waliser und Co. vielleicht als ein wenig eigenartiges Völkchen gelten und ihre Skurrilität für viele den Reiz an der anglistischen Literatur ausmacht, kann Phil Rickman sprachlich und erzählerisch mit einer Elizabeth George nicht annähernd Schritt halten.

Die Vielzahl an handelnden und nichthandelnden Personen und ihre wie auch immer gearteten Verbindungen untereinander, benötigen allerdings ein großes Maß an Denkarbeit, denn der Autor hat so unnötig viele Personen auftreten lassen, dass man bei einigen am Schluss nicht mehr weiß, warum sie eigentlich in die Handlung eingebaut wurden. Aber vielleicht kann sich der britische Buchmarkt mit dieser Art der Lektüre besser identifizieren. Für meinereiner ist diese Form von Lektüre schlichtweg Zeitverschwendung ...

Die Nacht der Jägerin

Phil Rickman, Rowohlt

Die Nacht der Jägerin

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