Letzter Akt
- btb
- Erschienen: Januar 2009
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- Oslo: Gyldendal, 2007, Titel: 'Siste akt', Seiten: 328, Originalsprache
- München: btb, 2009, Seiten: 350, Übersetzt: Gabriele Haefs
Spannender Krimi mit einem Hauch zu viel Shakespeare
Niklas Faber ist eine erfrischende Erscheinung unter den Krimihelden. Seine Ehe ist intakt, seine Leber wird nicht allzu großen Strapazen ausgesetzt und auch beruflich kann er als Serienheld "Kommissar Holmen" nicht über leere Auftragsbücher klagen. Dennoch ist es für einen Schauspieler natürlich nach wie vor unerlässlich, dem Geschäft der Serienproduktion gelegentlich den Rücken zu kehren und an die lebendige Welt des Theaters zurückzukehren. Ausgerechnet bei einer Produktion des "Hamlet" muss Niklas Faber aber erfahren, dass seine Qualitäten als Serienkommissar gefragt sind: Die Darstellerin der gebeutelten "Ophelia" erhält mysteriöse Botschaften, deren Urheber ihr seit Jahren unter mysteriösen Umständen verschwundener Vater zu sein scheint und droht wie ihr prominentes Rollenvorbild nervlich zu zerbrechen. Faber nimmt sich der jungen Frau an und versucht Licht ins Dunkel zu bringen. Dabei muss er aber erkennen, dass nicht nur Shakespeares’ Zeiten Mord als probates Mittel galt, um andere zum Schweigen zu bringen….
Wer bei diesem Buch das übliche düstere und graue Ambiente der norwegischen Krimis erwartete, sieht sich hier angenehm überrascht. Nicht nur, dass das Autorenteam Klaus Hagerup und Nils Nordberg einen erfrischend problemfreien, aufgeschlossenen und sympathischen Helden entwickelte, sondern vielmehr fehlt erfreulicherweise auch die düstere Atmosphäre, die nordische Krimis gerne auszeichnet. Zu dieser Entwicklung trägt maßgeblich die Rolle des Helden Niklas Faber bei, der die Rolle des bekannten Serienhelden Holmen zwar gerne hinter sich lassen würde, aber durch seine Verwicklung in die Morde im Zusammenhang mit der Inszenierung des "Hamlet" immer wieder unfreiwillig in diese Rolle herein katapultiert wird. So muss er mehr als einmal feststellen, dass er durch die ermittelnde Polizei schon fast als Kollege behandelt wird, doch eröffnet ihm diese Vorzugsbehandlung auch zusätzliche Einblicke, die nachvollziehbar dazu beitragen, ein klares Bild der handelnden Personen zu zeichnen. Ein weiterer charmanter Zug des Krimis ist auch, dass sich der Held – wie der ebenfalls berühmte Serienheld Inspektor Columbo – regelmäßig mit seiner Ehefrau telefonisch über den Stand der Ermittlungen auseinandersetzt und so quasi eine nordische "Misses Columbo" Einfluss auf die Handlungen nehmen kann.
Angelehnt an Shakespeares vielleicht berühmtestes Werk "Hamlet", ist es dem Autorenteam gelungen, die Tragödie des Königsmordes und auf eine neue, moderne Bühne zu stellen und dabei die bekannten Motive von Schuld, Rache, Verrat und letztendlich Wahnsinn neu zu beleuchten. Zwar hat hier hinsichtlich der Rollenbesetzung ein Tausch stattgefunden, als nicht der Prinz von Dänemark, sondern die Schauspielerin der Ophelia vom vermeintlichen Geist ihres Vaters heimgesucht wird, doch bleibt die Frage der Sühne oder der Vergeltung die gleiche. Als kleines Manko des Romans muss allerdings angeführt werden, dass etwas weniger "Hamlet" der Entwicklung und dem Tempo des Buches nicht geschadet hätte. So wünscht sich der Leser mehr als einmal, dass er sich Shakespeares’ Dramen doch etwas genauer zu Gemüte geführt hätte, da Handlungen und Motive der als bekannt voraus gesetzten Bühnenfiguren immer wieder aus verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet werden und dazu beitragen, den Leser in Verwirrung zu stürzen.
Als Fazit bleibt dennoch festzuhalten, dass dieses kleine Manko nur unwesentlich die Spannung dieses gelungenen Buches beeinträchtigt. Dennoch sieht man dem weiteren Werdegang des Niklas Faber mit einer gewissen Beunruhigung entgegen. Sollte sich dieser nämlich demnächst für eine Rolle in "Macbeth" verpflichten, eröffnet sich hier ein neues weites Feld für weitere Todesfälle….
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