Was im Moor geschah

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2010
  • 1
  • Müchen: Piper, 2010, Titel: 'Was im Moor geschah', Seiten: 317, Originalsprache
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Andreas Kurth
83°1001

Krimi-Couch Rezension vonOkt 2010

Tödliche Mischung aus Fanatismus und Idealismus

Schleswig-Holstein ist ein teilweise unwirtliches Land zwischen den Meeren. Da kann eine alte Frau schon mal Stimmen aus dem Wald hören. Der über 80-jährigen Stine Olsen kommt das alles höchst unheimlich vor. Und dann findet sie auch noch den Hund ihres Nachbarn Heiner Bracht erstochen in ihrem Garten. Auf dessen Hof blöken unterdessen die Milchkühe, weil sie nicht gemolken wurden. Neben Tierarzt und Dorfhelferin rückt die Polizei an, um sich der Sache anzunehmen. Die Hundestaffel rückt aus, und schließlich wird Bracht tot auf einem Jäger-Hochsitz gefunden. Er hat schwere Schlag- und Stichverletzungen, starb letztlich jedoch an einem Herzinfarkt als Folge der Verletzungen.

Weitere Leiche im Moor

Olga Island und ihre Kollegen von der Mordkommission beginnen zu ermitteln, was sich jedoch als nicht so einfach herausstellt. Bracht hatte offensichtlich keine Feinde. Aber rund um seinen Hof geschehen merkwürdige Dinge. Nachbarin Stine Olsen gibt sich wortkarg, eine Jägerhütte wird in die Luft gejagt, und ein Wandtresor aus Brachts Haus gestohlen. Als in Kiel eine Studentin, die nach Australien fliegen wollte und dort nicht angekommen ist, von ihren Eltern vermisst gemeldet wird, befürchten die Ermittler das Schlimmste. Und dann wird von Pfadfindern in einem Moor eine weibliche Leiche entdeckt. Wegen des Fundortes könnte es eine alte Leiche aus der Wikingerzeit sein, zumal die Kleidung darauf hindeutet, doch die Gerichtsmedizinerin findet schnell heraus, dass die Frau erst wenige Tage tot ist.

Überraschendes Finale

Sie soll von ihren Eltern identifiziert werden – aber es handelt sich nicht um die vermisste Studentin, sondern um ihre Untermieterin für die Zeit des geplanten Australien-Tripps. Die Ermittler stehen vor einem weiteren Rätsel, doch nun beginnen die Ereignisse turbulent zu werden. Olga Island kommt den Tätern nahe und gerät selbst in tödliche Gefahr. Im überraschenden und rasanten Finale werden die zahlreichen Rätsel aufgelöst.

Klappentext mangelhaft

Zunächst einmal: Den Klappentext kann man mal wieder vergessen. Dafür kann die Autorin nichts, aber das Lektorat sollte mal den Inhalt des Buches und den Klappentext etwas besser abgleichen. Es ist einfach ärgerlich, wenn die Zusammenfassung der Geschichte so falsch ist. Die Frauenleiche wird erst später gefunden, und nur kurz wird angedeutet, dass die Leiche schon alt sein könnte. Zuvor wird der tote Bauer entdeckt. Und ein Kreis von Hobbyhistorikern gerät überhaupt nicht in Verdacht, das läuft völlig anders. Mehr kann und will ich hier nicht verraten, aber der Klappentext ist einfach unterirdisch.

Aufwändig recherchiert und gut erzählt

Für das Buch gilt das zu Glück nicht, Kirsten Warschau zeigt auch in ihrem zweiten Roman, dass sie das erzählerische Handwerk hervorragend versteht. Die Geschichte beginnt ein wenig betulich, nimmt dann jedoch schnell Fahrt auf. Durch falsche Fährten und Nebenschauplätze werden Ermittler und Leser häufiger in die Irre geführt, doch das erhöht die Spannung langsam, aber stetig. Als Leser weiß man nicht mehr als die Ermittler, was ich immer sehr angenehm finde. Der Roman ist gut und offenbar aufwändig recherchiert, Warschau glänzt mit viel Fakten- und Detailwissen, ohne den Leser damit zu langweilen. Das Geplänkel der Kommissarin mit ihrem Kollegen Dutzen ist ein wenig flach geraten, aber das ist neben dem ärgerlichen Klappentext der einzige gravierende Mangel. Lesenswert ist das Buch auch durch den immer wieder eingestreuten Grusel-Faktor, ohne das die Autorin zu sehr in das Horror-Genre abgleitet.

Finale als besonderer Clou

Die Figur der Olga Island wird im zweiten Buch der Reihe gut weiter entwickelt. Sie ist eine durchaus selbstbewusste Polizistin, die aber an Traumata aus der Vergangenheit zu knabbern hat. Ihre Kollegen decken verschiedene Typen ab, die in solche Ermittlungsteams immer wieder zu finden sind. Die eifrige junge Kollegin Franzen, der Macho Dutzen, der clevere Spurensicherer Hansen. Der absolute Clou des Romans ist das Finale, über das natürlich nichts verraten werden darf. Aber durch die zum Ende hin stetig steigende Spannung wird der Leser umso mehr überrascht. Eine gut erzählte und in sich stimmige Geschichte – die Appetit auf mehr macht.

Was im Moor geschah

Kirstin Warschau, Piper

Was im Moor geschah

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