Brahmsrösi
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2010
- 1
- Meßkirch: Gmeiner, 2010, Seiten: 230, Originalsprache
Für originale Handschriften wird gemordet
Nein, es handelt sich nicht um eine musikalische Kartoffelbeilage oder um eine neue Edelblumenzüchtung, sondern um eine Skulptur am Brahms-Quai in der schweizerischen Stadt Thun, in der der Komponist Johannes Brahms einige Jahre verbracht hat. Der Künstler und Schriftsteller Stefan Haenni hat diesem nun mit seinem zweiten Thun-Krimi ein literarisches Denkmal gesetzt.
Hans-Peter Feller, Privatdetektiv in Thun, wird vom Präsidenten der Thuner Brahms-Gesellschaft, Moritz auf der Maur, beauftragt, die Echtheit einer vermeintlichen originalen Handschrift der sogenannten "Thuner Sonate” zu überprüfen. Diese wurde ihm von einem Unbekannten zum Kauf angeboten. Gemeinsam mit dem Stefan, dem Sohn seines Assistenten Jürg Lüthi, fliegt er nach Krakau, um eine Kopie der Handschrift mit einem weiteren existierenden Exemplar zu vergleichen.
Das Original hatte er bei einem Freund in Thun gelassen, der allerdings nach seiner Rückkehr tot aufgefunden wird und die Originalpartitur natürlich fehlt. Bei einem Konzert in Baden-Baden lernt Feller einige weitere Verdächtige kennen, von denen er einige bald wiedertreffen wird...
Eine Prise schweizerischen Humors
Brahmsrösi ist nach Narrentod der zweite Fall des Thuner Detektivs aus dem Gmeiner-Verlag, und um es schon einmal vorweg zu nehmen, man darf sich auf weitere Fälle freuen. Autor Stefan Haenni lässt den Privatdetektiv als Ich-Erzähler agieren, so dass man als Leser immer nah am Geschehen ist und dem Ermittler auch nicht einen Schritt voraus, wenngleich man vielleicht an manchen Stellen etwas schneller schaltet als er.
Wie die Achterbahnfahrt, die Feller erlebt, so erzählt auch der Autor die Geschichte. Schnelle Szenen wechseln sich mit langsamen ab, es ist ein stetes Auf und Ab, und an einigen Stellen ist dies doch leider sehr auffällig, so dass man auf der Stelle tritt und man nicht vorwärts kommt. Dennoch folgt man dem Detektiv gerne, denn irgendwie ist es ja doch spannend, auch wenn man einige Male Situationen vorausahnen kann.
Zwar bleiben die Figuren lange eindimensional, denn man erfährt recht wenig über sie. Erst im weiteren Verlauf erfährt man mehr, zum Beispiel über das Verhältnis zwischen Feller und seinem Assistenten Lüthi, unter anderem wie sie sich kennen gelernt haben. Dazu tut eine feine Prise schweizerischen trockenen Humors, der den Leser ein ums andere mal schmunzeln lässt. Überhaupt hat der Roman durch seine eingestreuten eidgenössischen Idiome etwas exotisches (im positiven Sinne) und verschafft dem Roman dadurch eine gewisse Leichtigkeit, die den Leser die 230 Seiten schnell weglesen lassen.
Ein leichter Musikkrimi
Die musikalischen Fachbegriffe, die Feller bei seiner Analyse benutzt, werden leider nicht für Nicht-Musiker erklärt, sind aber auch inhaltlich letztlich nicht entscheidend. Allerdings gibt es als Anhang einen Glossar, der schweizerische Ausdrücke ins hochdeutsche übersetzt, wobei man sich viele davon auch selbst zusammenreimen könnte. Warum der Autor auch noch das Rezept für Bigos als polnisches Nationalgericht mit anfügt, bleibt wohl sein Geheimnis. Zwar wird das Gericht von Feller und seinem Begleiter Stefan in Krakau verspiesen, eine besondere Rolle kommt dem aber trotzdem nicht zu.
Letztendlich ist Brahmsrösi ein netter und leichter Krimi ohne allzu störendem Tiefgang, den nicht nur Musikfans, hier vor allem Klassik-Interessierte, interessieren und amüsieren dürfte. Man erfährt einiges über das schweizerische Denken und über Johannes Brahms, und so hat der Musikkrimi, wie es auf dem Cover heisst, auch noch einen kleinen bildenden Effekt. Und da auch nebenbei noch gemordet und betrogen wird, werden auch Nicht-Musiker auf ihre Kosten kommen. Der Leser darf sich hoffentlich auf weitere Fälle des Thuner Ermittlers freuen.
Stefan Haenni, Gmeiner
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