Code 1658
- Piper
- Erschienen: Januar 2010
- 1
- Stockholm: Forum, 2008, Titel: 'I döden dina män ', Seiten: 472, Originalsprache
- München; Zürich: Piper, 2010, Seiten: 447, Übersetzt: Susanne Dahmann
Großartiger Verschwörungsthriller aus Schweden
Mit Foltermethoden die ans finstere Mittelalter erinnern werden in Stockholm einflussreiche Persönlichkeiten ermordet. Der bereits dritte Fall in einer Woche hält Johanna Tott und ihre Kollegen von der Landeskripo Stockholm in Atem. Bei der Polizei glaubt man allgemein an einen möglichen terroristischen Hintergrund und als ein hochrangiger Beamter des Außenministeriums in seiner Wohnung ermordet wird, scheint sich diese Spur zu bestätigen. Noch am Tatort wird Felix Martini, der Lebensgefährte des Toten, verhaftet, da man ihn für den Schuldigen hält. Felix konvertierte erst vor einiger Zeit zum Islam und passt daher denkbar gut ins Täterprofil, zumal weitere Indizien am Tatort gegen ihn sprechen.
Als Felix kurz in seine Wohnung darf, um dort ein paar persönliche Dinge für seinen bevorstehenden Gefängnisaufenthalt einzupacken, gelingt ihm mit Hilfe seiner Nachbarin Sara die Flucht. Für Felix ist klar, dass er selber den wahren Mörder finden muss, um seine Unschuld zu beweisen. Den einzigen Hinweis enthält eine Mail, die ihm sein Freund kurz vor dessen Tod zugeschickt hat. Ein eigenwilliges Familienwappen, das Sara und Felix zu dem Maler David Klöcker Ehrenstrahl, dem Hofmaler Karl XI., führt. Während die Polizei nach Felix fahndet glaubt alleine Johanna, dass die Spur nach kriminellen Islamisten in die Irre führt. Sie findet heraus, dass alle Ermordeten mit schwedischen Katastrophenfällen zu tun hatten und vermutet hier den gemeinsamen Nenner. So war Opfer Nummer eins, Sten Karlsson, der Leiter der Ermittlungen bei der "Estonia"-Katastrophe. Opfer Nummer zwei, Roy Engman, war Sicherheitschef des ermordeten Ministerpräsidenten Olof Palme. Und so weiter. Wegen der anhaltenden Meinungsverschiedenheiten wird Johanna kurzerhand von den Ermittlungen ausgeschlossen, arbeitet jedoch auf eigene Faust weiter.
Johannas und Felix Suche führen die beiden zufällig zusammen und gemeinsam mit Sara versuchen sie das Rätsel zu lösen. Dabei sitzt ihnen die Presse im Nacken, denn der selbstverliebte Starjournalist des Aftonbladet, Kalle Holm, wittert die Story seines Lebens. Dabei ahnt keiner der Beteiligten, was wirklich auf dem Spiel steht. Von Casablanca nähert sich nämlich unaufhaltsam das Transporterschiff "Ikaros" auf Stockholm zu. Mit atomarer Fracht…
Wer stand hinter der Ermordung von Kennedy, war Armstrong tatsächlich auf dem Mond? Im vorliegenden Fall lauten die Fragen natürlich anders. Warum sank 1994 bei der größten Fährkatastrophe der Nachkriegszeit die "Estonia" und riss über 800 Menschen in den Tod? Warum waren die Leibwächter als Olof Palme am Abend des 28. Februar 1986 aus nächster Nähe erschossen wurde nicht im Einsatz? Zahlreiche weitere Fälle aus den letzten vier Jahrhunderten schwedischer Geschichte werfen ähnliche Fragen auf. Wie kam es zu dem verheerenden Brand auf der Burg Tre Konor im Jahre 1697? Wieso besuchte König Gustav III. im Jahr 1792 jenen Maskenball bei dem er ermordet wurde, obwohl er im Vorfeld ausdrücklich gewarnt wurde? Ein gefundenes Festessen für Verschwörungstheoretiker bietet der grandiose Debütroman von Niklas Ekdal, einem der bekanntesten schwedischen Politik-Journalisten.
"Mal ehrlich, glaubst du, dass dein Bollwerk die USA vor nuklearem Terrorismus wird schützen können?"
"Vielleicht nicht auf lange Sicht, aber du weißt ja, dass…"
"…wir auf lange Sicht alle tot sind."
Spielt sich bei vergleichbaren Werken die Geschichte zumeist in gefühlten hundert Ländern weltweit ab, so verzichtet Niklas Ekdal erfreulicherweise auf ein ständiges Wechseln zwischen zahllosen Orten. Es geht um Schweden, genauer gesagt um Stockholm, um Gamla stan. Davon ahnen die Protagonisten dieser Geschichte jedoch nichts. Sie haben derweil auch vermeintlich wichtigere Dinge zu klären, wie die Hintergründe für eine beispiellose Mordserie. Sehr gekonnt gelingt es dem Autor die Katastrophenfälle der letzten Jahrhunderte mit aktuellen Themen zu verknüpfen. Trotz dem Mitwirken einiger weniger Geheimdienste und einer Geheimgesellschaft wirkt der Roman erfrischend "realistisch" und nicht so unvorstellbar aus dem Hut gezaubert wie zahllose andere Werke aus dem Sektor. Die detaillierte Spurensuche über die Gemälde von David Klöcker Ehrenstrahl mag zwar ein wenig konstruiert wirken, bleibt aber vergleichsweise im Rahmen. Auch bei den Figuren wird, sieht man von dem Journalisten Kalle Holm einmal ab, auf grobe schwarz-weiß Malerei verzichtet. Lediglich auf den letzten Seiten sowie beim Finale im Stile eines James Bond übertreibt der Autor, was jedoch angesichts der bis dahin vorzüglichen Lektüre gerne verziehen wird.
Wenngleich "Code 1658" ein Debütroman ist, so muss Niklas Ekdal mögliche Vergleiche - beispielsweise mit seinem finnischen Kollegen Ilkka Remes - nicht scheuen. Hut ab!Niklas Ekdal, Piper
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