Der im Dunkeln wacht
- btb
- Erschienen: Januar 2010
- 8
- München: btb, 2010, Seiten: 320, Übersetzt: Holger Wolandt
- München: btb, 2012, Seiten: 320
Helene Tursten legt die Patience nicht neu
Irene Huss, Ermittlerin des Dezernats für Gewaltverbrechen in Göteborg muss in ihrem neuesten Fall einen Serientäter jagen. Der Mörder erdrosselt Frauen und legt die Leichen in Plastikfolie verpackt auf Friedhöfen ab. In den Wohnungen der Opfer hinterlässt der Täter eine große weiße Chrysantheme und ein Foto, welches durch das Fenster von den Frauen aufgenommen wurde, während diese einen männlichen Gast zu Besuch hatten. Außerdem finden die Beamten bei den Getöteten eine kryptische Botschaft, hinter der ein Bibelzitat vermutet wird. Die Suche nach Spuren und einem Motiv gestaltet sich schwierig bis Kommissar Zufall den Ermittlern in die Hände spielt. Ein Opfer des von der Presse betitelten "Paketmörders" hat den Anschlag überlebt.
Als Krimileser bin ich eher der Kurzstreckenläufer. Bis auf wenige Ausnahmen langweilen mich dicke Schmöker mit belanglosen Informationen über das Wetter, landschaftliche Begebenheiten oder kulinarische Vorlieben der Mitwirkenden. Der schlanke 320 Seiten umfassende neue Roman von Helene Tursten ließ also auf eine straff erzählte Geschichte hoffen und die ersten Zeilen verheißen Hochspannung. Doch dieser Eindruck verflüchtigt sich leider schnell. Nach einer kurzen Vorgeschichte geschehen die "Paketmorde" und als Irene Huss mit ihrem Team die Untersuchungen aufnimmt, verliert die Story zunehmend an Esprit. Helene Tursten erzählt wirklich sehr nachvollziehbar, aber dafür ermüdend von der langwierigen Arbeitsroutine bei der Mordkommission. Wer die Bücher der schwedischen Autorin kennt, weiß sicher um ihre Detailverliebtheit. Dies drückt sich im Besonderen bei der Beschreibung von Wohngegenden und Einrichtungsstilen aus.
Serienfans gewichten die Weiterentwicklung ihrer geliebten Helden oftmals höher als den aktuellen Kriminalfall. Im vorliegenden Roman kommt die Anhängerschaft von Irene Huss diesbezüglich wieder voll auf ihre Kosten, denn es gibt ausführliche News aus dem Privatleben der Kommissarin. Die Familie der Polizistin gerät selbst ins Fadenkreuz eines Verbrechers und wird angegriffen. Dabei greift Tursten auf ein früheres Buch zurück und bringt eine Verdächtige aus einem alten Fall ins Spiel. Dieser Fall wird in komprimierter Form eingeschoben und wer die Reihe nicht chronologisch liest, kann Feuertanz nach dem neuesten Roman auslassen.
Die Geschichten über Serienmörder sind erzählt und auch Helene Tursten legt die Patience nicht neu. Wer nach anregender Lektüre sucht, sollte an Der im Dunkeln wacht vorübergehen.
Helene Tursten, btb
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