Im Schlund des Drachen
- Droemer
- Erschienen: Januar 2009
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- New York: Farrar, Straus and Giroux, 2008, Titel: 'The finder', Seiten: 322, Originalsprache
- München: Droemer, 2009, Seiten: 444, Übersetzt: Anke & Eberhard Kreutzer
- München: Droemer Knaur, 2011, Titel: 'Der Moloch', Seiten: 448, Übersetzt: Anke Kreutzer
Ein äußerst ekelhafter Mord löst Reaktionen aus
Wenn die letzten Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlassen haben, dann kommt die Stunde der Reinigungskräfte. Eine der führenden Firmen in Manhattan auf diesem Sektor ist CorpServe, die von der Chinesin Jin Li geführt wird. Mit billigen Arbeitskräften gelingt es ihr an immer neue, interessante Aufträge zu kommen, vor allem bei Firmen aus der Finanz- und Pharmabranche. Dabei kommt es Jin Li jedoch nicht darauf an, dass der Papiermüll ordnungsgemäß in den Schredder kommt, sondern vielmehr diesen zu sichten und brisante Unterlagen diskret beiseite zu schaffen. So erhält sie Einblick in wichtige Firmeninterna, beispielsweise welche Firmen vor einer feindlichen Übernahme stehen oder wie der Entwicklungsstand neuer Medikamente ist. Die so gewonnenen Informationen schickt sie wöchentlich an ihren Bruder Chen, der in Shanghai eine Investmentfirma besitzt und unter anderem durch Kursmanipulationen mittels Leerverkäufen zu Reichtum gekommen ist.
Nach einer Arbeitsnacht bei dem aufstrebenden Konzern Good Pharma macht Jin Li mit zwei ihrer Mitarbeiterinnen einen kurzen Abstecher zum Strand von Brooklyn, wo sie noch ein bisschen entspannen wollen. Während Jin Li kurz das Fahrzeug verlässt um sich zu erleichtern werden die beiden jungen Frauen brutal ermordet und Jin Li erkennt, dass man ihren Machenschaften auf die Schliche gekommen sein muss. Wenig später erscheint Chen mit ein paar Freunden in New York, da er seit Tagen von Jin Li nichts mehr gehört hat. Doch ohne ihre Insidertipps kann er seine Geschäfte vergessen und so bedroht er Ray Grant, ihm bei der Suche nach seiner Schwester zu helfen. Doch Ray und Jin Li haben sich kürzlich getrennt, so dass er keine Ahnung hat, wo sich seine Freundin aufhalten könnte. Die Chinesen glauben ihm natürlich nicht und so muss sich Ray auf die Suche machen, da andernfalls seinem schwerkranken Vater zusätzliche Gefahr droht. Kein leichtes Unterfangen, denn da es ums richtig große Geld geht, stoßen recht unterschiedliche Interessen aufeinander…
Im Schlund des Drachen ist mehr als ein herkömmlicher Wirtschaftsthriller. Der Roman widmet sich genauso intensiv dem Moloch Big Apple, der seine Menschen zu verschlingen und alles an sich zu reißen droht. Jeder, so scheint es, macht sich hier die Finger schmutzig, zumal in der Welt der Konzerngiganten, wo mit jeder weiteren Million die moralischen Werte mehr und mehr abhanden kommen. Die mächtigen Finanz- und Wirtschaftsbosse sind der Macht des Geldes erbarmungslos ausgeliefert. Da helfen auch keine attraktiven Ehefrauen, die mit ihren aufgemotzten Oberweiten oftmals ohnehin nur als schmückendes Beiwerk dienen. Selbst die mehr oder weniger heimliche Geliebte kann auf Dauer nicht über den Zustand der Betroffenen hinwegtäuschen. Ganz im Gegenteil. Alles nur Fassade, getrieben von Macht, Geld und noch mehr Geld.
Ich bin ein alter Mann mit einer kranken Prostata und einer Frau mit schönen falschen Titten, und mein Glück hängt davon ab, einen jungen Trickbetrüger, der aus der Gosse von Shanghai gekrochen ist, auf die Schliche zu kommen. Ganz und gar lächerlich, wenn auch von bestechender Logik.
Die Geschichte wechselt zwischen den einzelnen Hauptfiguren hin und her. Neben den bereits erwähnten Jin Li, Chen und Ray sind da noch der windige Geschäftsführer von Good Pharma Tom Reilly, der milliardenschwere Großinvestor Bill Martz und der Kleinkriminelle Victor, der gerne bei den ganz Großen mitspielen möchte. Hinzu kommen noch ein paar kleinere Figuren wie Rays Vater, ein Ex-Polizist, und selbst ein noch aktiver Cop darf nicht fehlen, wenngleich nicht all zu viel ermitteln. Die einzelnen Abschnitte stellen die handelnden Personen umfangreich vor, was den Ablauf der eigentlichen Geschichte in die Länge zieht. Immer wieder gibt es ausschweifende Rückblicke in die Vergangenheit der Personen, so dass Leser/Innen die vor allem auf Action und Tempo setzen hier nicht zugreifen sollten.
Neben dem eigentlichen Plot gibt es interessante Einblicke in die Welt der Großfinanz, deren teils dubiose Geschäfte ausführlich vorgestellt werden. Ein weiterer "Star" des Romans ist wie schon angesprochen die Stadt, in der die Geschichte spielt. Im Schlund des Drachen ist eine wohlwollende und nachdenklich stimmende Abwechslung vom Mainstream, wenngleich der Erzählstil des Autors anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist.Colin Harrison, Droemer
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