Ein Drei-Tassen-Problem

  • Emons
  • Erschienen: Januar 2010
  • 1
  • Köln: Emons, 2010, Seiten: 160, Originalsprache
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Jörg Kijanski
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2010

Der Sherlock Holmes von Köln betritt die Bühne

Köln um 1895. Dr. Möring kommt nach einem langen Arbeitstag in der Praxis nach Hause, wo er seinen Mitbewohner, den Privatdetektiv Marius van Larken mit sich selber tanzend vorfindet. Dabei ginge es um ein Experiment, konkret um die verschiedenen Formen des Abriebes bei Schuhsohlen. Kaum hat sich Dr. Möring einmal mehr von den Sonderheiten seines Bekannten erholt, steht Kommissar Strammel in der Tür. An einem Seiteneingang der neuen Scala wurde die Leiche eines Mannes gefunden, der gewaltsam zu Tode kam. Sein Schädel wurde ihm eingeschlagen, doch noch weitaus interessanter ist dessen Identität. Der Ermordetet ist kein geringerer als Baron von Dollingen, einer der begehrtesten da reichsten Junggesellen des gesamten Rheinlandes.

Wenig später stellt sich noch am Tatort heraus, dass es im Foyer der Oper einen laustarken Streit zwischen dem Baron und seinem Neffen, Hauptmann Kallbach, gegeben haben soll, da dieser sich von seinem Onkel 5.000 Mark leihen wollte, was jedoch auf taube Ohren stieß. Als Strammel, van Larken und Dr. Möring den Hauptmann diesbezüglich zur Rede stellen wollen, fällt diesem versehentlich ein Umschlag aus seinem Anzug. Da der genannte Betrag von Dollingen gestohlen wurde und sich nun offenbar in Kallbachs Wohnung befindet, ist die Sache für Strammel und Dr. Möring klar. Nur van Larken weigert sich beharrlich, die naheliegende Lösung des Falles zu akzeptieren…

Dr. Möring und Marius van Larken wohnen seit drei Jahren in der Brabanter Straße 21 B (nicht zu verwechseln mit der Baker Street 221 B). Die Wohnung besteht aus zwei Schlafzimmern und einem gemeinsamen Wohnzimmer, welches van Larken gerne für zahlreiche Experimente nutzt.

 

"Und trotzdem wird er damit die Polizeiarbeit genauso revolutionieren wie der große Sherlock Holmes mit seiner bahnbrechenden Abhandlung über die Asche von hundertfünfzig verschiedener Tabaksorten."
"Sie übertreiben, Doktor", bemerkte van Larken kühl.
"Nein, nein – jetzt sind Sie zu bescheiden, Larken", beteuerte Möring maliziös, erntete aber lediglich einen verständnislosen Blick.
"Ich wüsste nicht, wieso. Es waren nur hundertvierzig Tabaksorten."

 

Van Larken ist ein exzentrischer Eigenbrötler, genau wie sein legendäres Vorbild. Seine Ermittlungsmethoden erschließen sich dabei weder dem Kölner Kommissar, noch Dr. Möring geschweige denn den Lesern, die sich dafür auf einige höchst unterhaltsame Dialoge freuen können, zum Beispiel zwischen van Larken und Dr. Möring.

 

"Faszinierend! Ihre Kenntnisse sind bemerkenswert, Doktor. Sie scheinen die Gesellschaftsspalten ja regelrecht zu studieren."
"Meine Interessen beschränken sich eben nicht nur auf Verbrechen und Schuhsohlen, Larken."
"Wie exzentrisch"

 

Natürlich gibt es einen offensichtlich Verdächtigen in Person des Neffen des Ermordeten. Allein van Larken erkennt auf Anhieb dessen Unschuld, anders als Dr. Möring.

 

"Die Beweise sind doch erdrückend! – Ich jedenfalls kann beim besten Willen nichts weiter Rätselhaftes in der Angelegenheit sehen."
"Das glaube ich Ihnen gern. Es muss sehr angenehm sein, derart unbeschwert durchs Leben gehen zu können, verschont von allen Anfechtungen des Zweifels"

 

Der im Kölner Emons-Verlag erschienene Roman Ein Drei-Tassen-Problem umfasst gerade einmal 159 Seiten und dies zudem im Kleinstformat (15,8 x 9,4 cm). Das auf derart wenig Platz Abstriche zu machen sind ist unvermeidbar. So weisen fast ausschließlich Droschken, Kopfsteinpflaster und Laternen darauf hin, dass die Handlung in der Vergangenheit spielt, genauer gesagt gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Ein paar zusätzliche Hinweise auf die damalige Zeit wären wünschenswert gewesen. Es bleibt ein ebenso kurzes wie kurzweiliges Büchlein in Erinnerung, welches seine Anleihen beim Original gar nicht erst verbergen will, wie schon die Adresse der beiden Protagonisten (siehe oben) belegt. Freunde der guten alten Sherlock-Holmes-Kurzgeschichten von Arthur Conan Doyle greifen zu oder lassen sich das nett gestaltete Werk bei passender Gelegenheit schenken.

Ein Drei-Tassen-Problem

Stefan Winges, Emons

Ein Drei-Tassen-Problem

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