Das geheime Kind

  • Droemer Knaur
  • Erschienen: Januar 2010
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  • München: Droemer Knaur, 2010, Seiten: 384, Originalsprache
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Andreas Kurth
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2010

Appetitlicher Cocktail aus Action und kniffliger Ermittlung

Kommissar Klemens Raupach hat mit seinem Team wieder einmal einen ziemlich kniffligen Fall zu lösen. Als in der Kleingartenkolonie "Heckenrose" am Kölner Nordpark eine Leiche gefunden wird, brauchen die Ermittler einige Zeit, um die Identität des Toten herauszufinden. Der Schädel der Leiche ist gespalten, die Tatwaffe – nach Meinung der Gerichtsmediziner ein Spaten – zunächst unauffindbar. Es stellt sich heraus, das der Tote ein Mann namens Otto Wintrich ist, ein arbeitsloser Trinker. Dessen Lebensgefährtin Vera Bahling und ihre Kinder Nicolas, Thorben und Corinne reagieren höchst unterschiedlich auf die Todes-Nachricht. Und die einzelnen Alibis für die Mordnacht weisen diverse Widersprüche auf. Klaus Bahling - Veras Ex-Mann – zeigt sogar unverhohlene Freude über das gewaltsame Ableben des Nebenbuhlers.

Kommissar Raupach ahnt noch nicht, dass es in der Familie Bahling dunkle Geheimnise gibt. Und so kommen die Ermittlungsarbeit nur langsam voran. Es gibt mehrere Verdächtige, und die Spurenlage auf der Kleingarten-Parzelle gibt reichlich Rätsel auf. Doch dann überstürzen sich die Ereignisse geradezu. Corinne Bahling versucht, sich mit einer Überdosis Tabletten das Leben zu nehmen. Gleichzeitig wird am Rheinufer eine Babyleiche in einer Sporttasche entdeckt. Der grausige Fund sorgt zunächst für weitere Verwirrung, aber eine Spürhunde-Staffel der Polizei bringt Raupachs Team dann endlich auf die richtige Spur. Es kommt zu einem ebenso dramatischen wie überraschenden Finale.

Thomas Kastura serviert mit seinem vierten Roman der Klemens Raupach-Reihe einen verlockenden Cocktail aus Action und kniffliger Ermittlungsarbeit, der kaum Wünsche offen lässt. Mit dem Wechsel von Action, durchdachten Dialogen und häufig neuen Wendungen baut er dabei einen Spannungsbogen auf, der bis zum Schluss das Interesse des Lesers weckt und wach hält. Besonders erfreulich ist dabei, dass man die ersten drei Bände der Reihe nicht gelesen haben muss, um sich zurecht zu finden. Es gibt hier und da kleinere Rückblenden, aber der Roman ist durchaus für Neueinsteiger geeignet. Und nach diesem vierten Band dürfte das Potenzial der Serie noch keineswegs verschlissen sein, da kann gerne noch mehr kommen.

Erfrischend finde ich, dass die Ermittlertruppe aus ziemlich verschiedenen Typen besteht - aber das versteht sich im Grunde von selbst. Raupach und die meisten seiner Kolleginnen und Kollegen sind jedoch auch noch differenziert gezeichnete Charaktere. Der Chef der Mordkommission selbst ist ein alter Haudegen, zumindest im Hinblick auf den Polizeidienst. Aber noch will er keinen reinen Schreibtisch-Job, sondern mit seinen Leuten gemeinsam die Fälle lösen. Gewisse Selbstzweifel machen ihn zu einem sympathischen Polizisten, kein strahlender Held wie von der Hollywood-Leinwand. Privat hat er so seine Macken, auch beim Thema Beziehungen. Aber das gilt auch für seine Kolleginnen, die durchaus Überraschungen in dieser Hinsicht bieten und erleben. Eine neue Nuance bei Liebeleien zwischen den beteiligten Polizisten die die Teenie-hafte Knutscherei von Raupach und seiner Kollegin Heide mitten in der Nacht in der Kleingarten-Kolonie. Und dann wird auch noch rumgeballert – köstlich.

Gewissermaßen "nebenbei" werden in diesem spannenden Roman verschiedene Problemkreise der modernen Gesellschaft angerissen. Es geht um psychische Störungen wie bei Nicolas Bahling. Es geht um gescheiterte Beziehungen, Menschen mit Migrationshintergrund und ihre speziellen Probleme. Und es geht um das Großstadtleben, mit seinen Schaulustigen, orientierungslosen Jugendlichen, Drogenkriminalität und vielem mehr. Und gerade diese Mischung macht einen Großteil der Faszination des Buches aus. An einigen Stellen hätte man sich zwar etwas mehr Tiefgang gewünscht, und hier und da übertreibt der Autor die Marotten der Ermittler etwas. Aber das sind insgesamt gesehen verzeihliche Sünden. Thomas Kastura hat auch in diesem Roman gezeigt, dass er ein versierter Geschichten-Erzähler ist. Und deshalb kann man sich wirklich auf eine weitere Folge aus der Klemens Raupach-Reihe freuen.

Das geheime Kind

Thomas Kastura, Droemer Knaur

Das geheime Kind

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