Es ist niemals vorbei

  • rororo
  • Erschienen: Januar 2011
  • 5
  • New York: Avon, 2010, Titel: 'You´re next', Seiten: 320, Originalsprache
  • Reinbek bei Hamburg: rororo, 2011, Seiten: 352, Übersetzt: Gabriele Weber-Jaric
Es ist niemals vorbei
Es ist niemals vorbei
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Andreas Kurth
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2010

Drogen, Morde und starke Elternliebe

Karin Schaeffer findet langsam wieder in ein normales Leben zurück. Vor einigen Jahren hat ein psychopathischer Mörder ihren Mann und ihr Kind getötet. Nun lebt die Ex-Polizistin mit Mac MacLeary zusammen. Um das gemeinsame Kind kümmert sich häufig Karins Mutter, wenn sie durch ihr Studium der Forensik zeitliche Engpässe hat. Doch dann trifft die Nachricht ein, dass die Eltern von Mac brutal ermordet wurden, und kurz darauf ist er selbst wie vom Erdboden verschluckt. Die Polizei geht von Selbstmord aus, da ein von Mac gemietetes Auto mit geöffneter Tür im Meer gefunden wird. Karin will sich jedoch nicht mit dem scheinbaren Suizid ihres Mannes abfinden. Bei einer spontanen Urlaubsreise nach Miami sieht sie nach einigen Monaten Mac auf dem Flughafen – und engagiert daraufhin einen Privatdetektiv, um ihren Ehemann wieder zu finden. Damit gerät sie immer tiefer in einen Strudel rätselhafter Ereignisse, bis sie kaum noch weiß, wem sie trauen kann.

Kate Pepper knüpft mit ihrem Roman Es ist niemals vorbei an die Handlung im Vorgänger-Band Der Domino-Killer an. Man muss das erste Buch jedoch nicht gelesen haben, um sich schnell in die Handlung hinein zu finden und die handelnden Personen sortieren zu können. Geschickt baut die Autorin genügend Hinweise ein, um auch Neu-Lesern die Geschichte richtig schmackhaft zu machen. Ihre Protagonistin Karin ist eine hochgradig widersprüchliche Person. Eine Ex-Polizistin, und als solche mit den Mechanismen kniffliger Ermittlungen bestens vertraut, aber vor allem eine Mutter, die bereits einmal Kind und Ehemann verloren hat. Diese Kombination führt unweigerlich dazu, dass Karins Handeln nicht immer konsequent ist. Pepper hat hier eine Person kreiert, die bei all ihren Macken außerordentlich sympathisch wirkt. Der mutige Kampf gegen alle Widerstände und das drohende Doppel-Schicksal ist beeindruckend geschildert, man fiebert als Leser mit der Heldin mit und teilt ihre Ängste und Sorgen.

Überhaupt ist Kate Pepper eine wirklich gute Erzählerin. Zwar leistet sie sich hier und da klitzekleine Brüche in der Logik ihrer Geschichte, aber dem guten Gesamteindruck schadet das überhaupt nicht.

Die Autorin präsentiert eine Story, die den Leser mit ständig neuen Wendungen immer aufs neue überrascht. Dadurch wird die Spannung nicht nur konstant gesteigert, sondern geradezu in Spiralen nach oben geschraubt. Spätestens nach dem Verschwinden von Mac mag man das Buch kaum noch aus der Hand legen. Dabei setzt Pepper eher weniger auf Action, aber die Andeutungen und Möglichkeiten geben der Phantasie des Lesers soviel Nahrung, dass man sich ständig ausmalt, wie es weitergehen könnte – und immer wieder überrascht wird. Kritiker mögen das dynamische und überraschende Ende für arg konstruiert halten. Das ist mir völlig egal, ich will schließlich einen Kriminalroman nicht wie ein Sachbuch lesen. Die nochmals unerwarteten Wendungen im Schlussteil haben mich persönlich jedenfalls begeistert.

Das Buch halte ich insgesamt für außerordentlich gut recherchiert. Die Autorin thematisiert nachhaltig die Fragwürdigkeit und die Gefahren von Undercover-Ermittlungen. Und vor allem werden dabei die Schwachpunkte solcher Einsätze gnadenlos aufgezeigt. Reichlich blass bleiben an dieser Stelle allerdings die handelnden Personen, jedenfalls auf der Seite des Gesetzes. Hier hätte man sich etwas mehr Charakterzeichnungen gewünscht. Immerhin bekommt der Leser einen guten Eindruck von der DEA-Agentin, aber ihre persönlichen Befindlichkeiten, die für den Verlauf der Geschichte durchaus wichtig sind, werden weitgehend ausgeblendet. Die Schilderung einer eher untypischen Drogen-Karriere in Mexiko ist dagegen gut gelungen, und gibt einen passablen Einblick in die Strukturen der illegalen Handelswege über die mexikanisch-amerikanische Grenze.

Die Protagonistin Karin Schaeffer hat in meinen Augen – samt ihrem Umfeld – noch genug Potenzial für weitere Romane. Der flüssige und wirklich gut lesbare Erzählstil von Kate Pepper sorgt unter Verzicht auf überflüssige Randgeschichten dafür, dass man angesichts der Spannung geradezu leichtfüßig durch den Text "pflügt" - und sich am Ende in der Tat auf weitere Geschichten freut. Bei einem Film würde ich sagen: "Feinstes Popcorn-Kino!"

Es ist niemals vorbei

Kate Pepper, rororo

Es ist niemals vorbei

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