Ostfriesenfalle

  • Jumbo
  • Erschienen: Januar 2011
  • 29
  • Hamburg: Jumbo, 2011, Seiten: 3, Übersetzt: Klaus-Peter Wolf
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Lars Schafft
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2010

<a>Schluss mit der Idylle!</a>

So lässt sich die Klippe "Regiokrimi" auch umschiffen: Man siedelt einen Teil der Handlung in einer internationalen Metropole an. New York hat sich dafür Klaus-Peter Wolf in seinem fünften Ostfriesenkrimi um Kommissarin Ann-Kathrin Klaasen ausgesucht. Aber keine Sorge: Fans der Serie müssen auf Kleinstädte, Inseln und Deiche nicht verzichten. Wolf bleibt seiner Linie treu.

Ostfriesenfalle beginnt am Big Apple. Klaasen und ihr Kollege wie Lebensgefährte Weller sind in mehr oder weniger geheimer Mission über den Großen Teich geflogen, um für ihren Chef eine Personalie zu verifizieren: In einem New Yorker Restaurant soll Markus Poppinga gesichtet worden sein – nur ist dieser seit Jahren tot und hängt als Diamant am Hals seiner Mutter.

Szenenwechsel, zurück an die Nordsee. Dort hält die Kollegen ein Autounfall mit Todesfolge auf Trab. Die junge Tote kann nicht identifiziert werden, ihre Spur führt die Ermittler aber bald in ein Haus eines großartigen Wissenschaftlers - der diese dort wohl über Jahre gefangen hielt. Tja, und dann ist da noch ein recht mysteriöser Krimineller namens "Terminator", der der Kripo einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen will und vor keinem Mittel zurückschreckt...

Klaus-Peter Wolfs neuester Roman ist vielleicht einer seiner komplexesten der Ostfriesen-Reihe. Er springt von Kapitel zu Kapitel in Ort, Handlung und Erzählperspektive. Insbesondere jene Passagen, wo der "Terminator" (gleichwohl ein etwas unfreiwillig komischer Name) aus seiner Sicht erzählt, stechen auf bedrückende Art und Weise hervor. Worum es letztendlich in Ostfriesenfalle geht – das Klonen von Menschen – bleibt so über fast die Hälfte des Buches im Unklaren, wodurch Wolf es aber gelingt, die Spannung kontinuierlich aufzubauen. Und da Wolf sein Handwerk schlicht und einfach sehr gut beherrscht, führt er alle losen Fäden gekonnt zusammen.

Jedoch muss die Frage erlaubt sein: Ist das nicht alles too much? Bombenexplosionen, Geiselnahmen, das Klonen von Menschen und ein Berufskiller, der sich auch noch "Terminator" nennt, ein krasser Showdown mit allem Drum und Dran – das alles im so beschaulichen Ostfriesland? Hier kreischen die Möwen, dort fliegt ein Wohnhaus in die Luft, hier wird eine Torte in den Ofen geschoben, nebenan eine Frau vergewaltigt. Gerade diese Kontraste machen Ostfriesenfalle aus und belehren den Leser eines besseren, der einen gemütlichen, nicht sonderlich belastenden Krimi zum Tee mit Klüntjes erwartet hatte.

Vielmehr erinnert Klaus-Peter Wolf mit seiner Erzählweise, der Beschreibung der oftmals aufreibenden Polizeiarbeit en detail und der privaten Missstände der Polizisten und dem Einbruch der "großen" Kriminalität in die Idylle an Henning Mankells Wallander-Romane – Ystad und Schonen sind ja nun ebenfalls nicht gerade urban. Womit sich die Frage nach Regiokrimi erübrigt.

Wolf kennt sein Metier und sein Revier - und Menschen. Gerade deswegen ist Ostfriesenfalle nicht nur für Liebhaber von Klaasen & Co., sondern auch für Einsteiger mit einem kleinen Faible für das Norddeutsche eine überdurchschnittlich fesselnde wie oftmals auch dank Wolfs Sicht des Außenstehenden auf Marotten und Eigenarten der Friesen vergnügliche Lektüre, in der weder Action noch Zoten und Pointen fehlen.

Ostfriesenfalle

Klaus-Peter Wolf, Jumbo

Ostfriesenfalle

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