Schwarze Lügen, rotes Blut
- dtv
- Erschienen: Januar 2010
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- Stockholm: Ordfront, 2008, Titel: 'Svarta lögner, rött blod ', Seiten: 349, Originalsprache
- München: dtv, 2010, Seiten: 464, Übersetzt: Gisela Kosubek
Unterste Schublade des skandinavischen Krimis
Der neunte von bislang zehn Fällen mit der Kommissarin Ann Lindell aus Uppsala "Svarta lögner, rött blod" (2008) ist im Vorjahr beim Deutschen Taschenbuch Verlag in der Übersetzung aus dem Schwedischen von Gisela Kosubek als Schwarze Lügen, rotes Blut erschienen.
Wie schon in den acht Fällen davor, die von sehr schwankender Qualität waren, beschäftigt sich der Autor hauptsächlich mit dem Seelenheil der Kommissarin und lässt zwangsläufig nebenher mörderische Geschichten entstehen. Im vorliegenden Fall glaubt man, dass die strapazierte Privatsphäre von Frau Lindell endlich ins Reine kommt, weil sie endlich drei Wochen "vehementes Ficken" (S. 19) hinter sich hat, aber der für diesen Zustand Mitverantwortliche, steht einfach aus dem Bett auf, packt seinen Kram, geht und ward nicht wieder gesehen.
Zu blöd, dass gerade jetzt ein Unterstandsloser in einem ausrangierten Bauwagen gefunden wird. "Zwei Schläge auf den Kopf und dann Schluss" lautet das Urteil des Kriminaltechnikers und Haver und Fredriksson, die Kollegen der seelisch gebeutelten Ermittlerin bekommen einen am Tatort gefunden Zettel mit einer Telefonnummer ausgehändigt. Dass dies jetzt ganz zufällig die Telefonnummer von Ann Lindells Dreiwochenliebhaber ist, ist für den Leser von Erikssons Werken sicherlich keine Überraschung. Und das Ann lieber nicht an diesem Fall ermittelt, sondern sich bevorzugt mit dem Verschwinden eines jungen Mädchens namens Klara Lovisa beschäftigt, macht es für den Autor leicht, ständig zwischen (mindestens) zwei Handlungssträngen hin und her zu hüpfen, die dann irgendwie miteinander verknüpft werden müssen.
In der Zwischenzeit beschäftigt sich der abgesprungene Liebhaber und Journalist Anders Brand, der in Uppsala des Mordes verdächtigt wird, als Latin Lover in den Favelhas der brasilianischen Stadt Itaberaba, wo er sein Verhältnis mit der hübschen Vanessa beenden will. Seine gefährlichen Recherchen haben ihn dort hin geführt. Recherchen, die in höchsten Kreisen Schwedens und Russlands begonnen haben und ihn hier in die Perle Südamerikas geführt haben.
Auch unter Uppsalas Unterstandslosen mehren sich die Todesfälle und auch sie führen hin zu Aktivitäten der russischen Mafia …
Kjell Eriksson lässt die schwedischen Ermittler gar nicht gut aussehen, wenn es darum geht, Teamgeist zu zeigen und erfolgreich zu arbeiten. Ann Lindell ist sowieso nicht zu gebrauchen und auch die anderen Ermittler wirken übermüdet und gehirnlos. Nur der Autor driftet in seiner schnörkellosen Journalistenschreibe von einem Tatort zum nächsten und lässt keine Möglichkeit aus, darauf hinzuweisen, wie trist alles in Uppsala ist. Vom überforderten Polizeiapparat bis in den schwedischen Untergrund bekommt jeder seinen Seelenkoller und anstatt ordentlich Spannung aufzubauen, versucht Eriksson Seiten mit Pseudopsychogrammen zu füllen und Seelenbilder zu zeichnen, die letztendlich so trivial gelungen sind, dass jeder drittklassige Fernsehtatort auf diversen Privatsendern zur positiven Erfahrung mutiert.
Es zeigt sich wieder einmal, dass es keinem Autor gut tut, wenn er Jahr für Jahr Verkaufsstoff abliefern muss. Ideenlosigkeit durch Sexspielchen zu ersetzen und bei allem, was nicht erklärbar ist, die russische Mafia zu verdächtigen, ist normalerweise der Stil einer Boulevardzeitung und genau so liest sich auch Schwarze Lügen, rotes Blut. Mit diesem 400-Seiten-Langweiler hat sich Kjell Eriksson selbst in die unterste Schublade des skandinavischen Krimis gelegt und das ist sicherlich nicht die Werbung, die den Kunden auf ein weiteres Abenteuer aus seiner Feder warten lässt. Aber auch dieses ist ja für 2012 bereits avisiert und da kann man nur hoffen, dass Kjell Eriksson sich nicht selbst damit ein Offenes Grab schaufeln wird.
Kjell Eriksson, dtv
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