Die Bruderschaft Christi

  • TechniSat Digital, Radioropa Hörbuch
  • Erschienen: Januar 2010
  • 9
  • Daun: TechniSat Digital, Radioropa Hörbuch, 2010, Seiten: 14, Übersetzt: Jürgen Holdorf
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Andreas Kurth
95°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2010

Für das Geheimnis der Templer wird brutal gemordet

Schnelle Schnitte sorgen für viel Rasanz

Szenen- und Perspektivwechsel in einem Roman können zuweilen für Verwirrung beim Leser sorgen. Ulrich Hefner setzt dieses Stilmittel derart geschickt und konsequent ein, wie ich es in noch keinem anderen Buch erlebt habe. Manchmal wird nach nur einer Seite der Schauplatz gewechselt – und diese schnellen Umschnitte sorgen dafür, dass die Handlung immer mehr an Rasanz gewinnt. Von Langeweile kann in diesem Verschwörungsthriller um den mysteriösen Templerorden, idealistische Archäologen, fanatische Priester, skrupellose Verräter und eine geheime Bruderschaft also keine Rede sein. Im Gegenteil fiebert der Leser dem Zeitpunkt entgegen, an dem sich endlich die unterschiedlichen Protagonisten am gleichen Schauplatz begegnen und es zum Showdown kommt. Bis dahin gilt es jedoch über 500 Seiten Hochspannung zu bewältigen.

Sensationsfund im Kidrontal

Im Kidrontal stößt ein Archäologen-Team um den jüdischen Professor Chaim Raful in der Nähe von Jerusalem auf einen sensationellen Fund. Beim Versuch, ein Römerlager aus der Zeit um Christi Geburt frei zu legen, wird durch Zufall eine alte Grabstätte entdeckt. Der Sarkophag enthält nicht nur die gut konservierte Leiche eines Tempelritters, sondern offenbar auch Zeugnisse aus dem Leben Jesu, unter anderem mysteriöse Schriftrollen, die den berühmten Funden aus den Höhlen beim Qumran ähneln. Eine Entdeckung, so ahnt zunächst nur Raful, deren wahre Bedeutung das gesamte Fundament der modernen Kirche ins Wanken geraten lassen könnte. Seine Mitstreiter aus verschiedenen Nationen erfahren erst viel später – teilweise überaus schmerzhaft – von der Brisanz ihres Fundes.

Hektische Aktivitäten im Vatikan

Zur gleichen Zeit werden im bayrischen Kloster Ettal und in einer Pfarrei in der Nähe katholische Geistliche getötet, einer der Priester wird sogar grausam zu Tode gefoltert. Die deutsche Polizei steht zunächst vor einem Rätsel, bis die Ermittler herausfinden, dass die getöteten Geistlichen ausgewiesene Spezialisten in alten Sprachen des vorderen Orients und an zahlreichen Ausgrabungen beteiligt waren. Im Vatikan lösen die Grabungen im Kidrontal und auch die Morde in Bayern hektische Aktivitäten aus. Der Kardinalstaatssekretär und Leiter der Glaubenskongregation schickt einen speziell bevollmächtigten Abgesandten los, um die Kontrolle der Kirche über die Grabungen zu sichern. Aber auch andere Kardinäle entwickeln dynamische Aktivitäten – aber erst viel später wird deutlich, wer hier zu welcher Fraktion gehört.

Brutale Morde und wilde Schießereien

Das Leben von Raful und das seiner ahnungslosen jungen Kollegen ist durch die von vielen Seiten begehrten Funde in größter Gefahr. Es kommt zu mysteriösen Zwischenfällen an der Grabungsstätte, und bald gibt es die ersten Toten. Der Grabungsleiter setzt sich unterdessen ab und versucht die Schriftrollen endgültig zu enträtseln – der Auftakt einer wilden Hetzjagd nach Europa. Im Berchtesgadener Land werden die Handlungsfäden schließlich zusammen geführt. Es gibt weitere brutale Morde, wilde Schießereien und viele Rätsel für die Ermittler - bis hin zum rasanten Finale und einem überraschenden Abschluss am Toten Meer.

Breite Palette an Charakteren

Ulrich Hefner hat einen gut recherchierten Kirchen- und Verschwörungsthriller vorgelegt. Als stimmungsvolle Kulisse dienen vor allem die Jerusalemer Altstadt, das Kidrontal, dunkle Klöster und einsame Alpentäler. Von Beginn an fesselt der Autor seine Leser, vor allem durch die enorm schnellen Szenen- und Perspektivwechsel. Man versteht gut, warum Hefner bereits einen Fernsehpreis bekommen hat, denn dieses Buch würde sich für eine Verfilmung in einem Fernseh-Mehrteiler hervorragend anbieten. Dafür wären allerdings gute Schauspieler nötig, denn Hefner bietet eine breite Palette an Charakteren.

Spannendes Erzählkino

Da sind die Idealisten, die der Welt einen Gewinn an Wissen bringen wollen. Da sind die Fanatiker, die der Kirche um jeden Preis die Maske vom Gesicht reißen wollen. Dann sind da treue Diener des Vatikan, aber auch ein selbständig denkender und an seinen Oberen zweifelnder Priester. Dann gibt es gewissenlose Söldner, die für wenig Geld gnadenlos töten. Und deutsche Ermittler, die zwar keine Liebesgeschichte verbindet, die aber doch in einer Ehe enden. Und das alles mit vielen Widersprüchen, überraschenden Wendungen und auch durchaus weitschweifigen Erklärungen – ohne jedoch langweilig zu werden. Für solche Bücher fällt mir immer der Begriff "Erzählkino" ein. Handlung, die spannend und unterhaltsam am Leser vorbeirauscht, nicht zu flach, aber auch gedanklich nicht überfordernd. Solch spannendes Erzählkino ist Ulrich Hefner hier im besten Sinne des Wortes gelungen – und man freut sich schon auf sein nächstes Werk.

Die Bruderschaft Christi

Ulrich Hefner, TechniSat Digital, Radioropa Hörbuch

Die Bruderschaft Christi

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