Finstere Orte

  • Der Hörverlag
  • Erschienen: Januar 2010
  • 10
  • New York: Shaye Areheart Books, 2009, Titel: 'Dark Places', Seiten: 349, Originalsprache
  • München: Der Hörverlag, 2010, Seiten: 6, Übersetzt: Anna Thalbach & Adam Nümm
  • Frankfurt am Main: Scherz, 2014, Titel: 'Dark Places - Gefährliche Erinnerung', Seiten: 464, Übersetzt: Christine Strüh
Finstere Orte
Finstere Orte
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Wolfgang Weninger
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2010

Interessante Idee, mager ausgeführt

Hochgelobt von vielen anerkannten Krimikollegen veröffentlicht der Scherz-Verlag den neuen Kriminalroman Finstere Orte, der in gelungenen Übersetzung aus dem Amerikanischen von Christine Strüh die Geschichte von Libby Day erzählt.

 Libby, lebt von dem Geld, dass nach der grausamen Ermordung ihrer Mutter und ihrer Schwestern, an Spenden gesammelt wurde. Nach mittlerweile 25 Jahren Schmarotzertum und ohne jegliche Ausbildung ist das Geld allerdings aufgebraucht und Libby muss sich darum kümmern, zu Geld zu kommen. Seinerzeit hat Libby nach dem Massaker an ihrer Familie bezeugt, dass ihr Bruder der Täter gewesen sei und dieser atmet seit damals gesiebte Luft. Aber eine Gruppe Menschen glaubt nicht an die Schuld des Mannes und bietet Libby Geld an, wenn sie im Gegenzug alles unternimmt, um zu helfen, die Unschuld ihres Bruders zu beweisen.

 Dazu muss sie aber Kontakt zu ihren Verwandten und den damaligen Freundinnen und Freunden ihres Bruders aufnehmen, obwohl das für sie den blanken Horror bedeutet, denn sie will mit den alten Geschichten nichts zu tun haben. Und auch Andere wären froh darüber, wenn sie die Vergangenheit ruhen ließe…

 Libby Day wird von Gillian Flynn als fiese, kleine Ratte beschrieben, faul und sozial degeneriert. Kein Wunder, wenn man im Laufe der Geschichte ihre Herkunft aufarbeitet. Libby und ihre Familie stammen aus der untersten Schicht, leben in einem heruntergekommenen Farmhaus und betreiben eine Landwirtschaft, die nichts abwirft. Dementsprechend düster gerät die Milieuschilderung der Autorin, die damit ihrer Protagonistin keinerlei Sympathiewerte verpasst.

 Damit man während der Zeitsprünge zwischen den 25 Jahren nicht immer nur mit der missratenen jüngsten Tochter zu tun bekommt, lässt Flynn auch die anderen Familienmitglieder und Freunde in Rückblenden zu Wort kommen und dabei verdichtet sich das Bild einer Welt aus lauter Verlierern. Hier hat die Hoffnung keine Chance und wenn eine Wendung zum Guten möglich wäre, so wird sie in intensivster Dummheit zerstört.

 Was eigentlich recht spannend beginnt, verflacht auf den 527 Seiten zusehends, weil man zur Hälfte eigentlich schon genug hat, die ewig gleichen Szenarien aus der Gosse zu rekapitulieren. Die wenigen Seiten, die mehr bieten als eine Milieustudie, können weder die Handlung (für unsere Verhältnisse) plausibel machen, noch das Interesse daran nachhaltig wach halten.

 Die Aufklärung der Geschehnisse in der grauenhaften Nacht im Bauernhaus und die Entlarvung des Täters erscheinen ziemlich konstruiert, an den Haaren herbei gezogen und unbefriedigend. Lediglich auf Grund der interessanten Ausgangsidee und der sprachlichen Umsetzung kann dieser Roman eine Wertung über dem Durchschnitt erlangen. Die intensive Zeichnung der einzelnen Lebensbilder und die gelungene Charakterisierung der Charaktere kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Handlung ziemlich mager ist. Ohne den amerikanischen "Way of Life" hätte diese Geschichte wohl kaum geschrieben werden können. Wer pseudopsychologische Studien mag, bekommt hier eine Story, die sämtliche Elemente eines verpfuschten Lebens bestens bedient.

Finstere Orte

Gillian Flynn, Der Hörverlag

Finstere Orte

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