Der Verdacht des Mr Whicher
- Bloomsbury
- Erschienen: Januar 2008
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- Berlin: Bloomsbury, 2008, Seiten: 431, Übersetzt: Alice Jakubeit
- Berlin: Berliner Taschenbuch-Verlag, 2010, Seiten: 430, Übersetzt: Alice Jakubeit
Ein Bericht über einen Mord
Bei dem vorliegenden Werk von Kate Summerscale handelt es sich nicht um einen typischen Unterhaltungskrimi, obwohl über einen Mordfall berichtet wird. Es handelt sich viel eher um eine wissenschaftliche Abhandlung über einen realen Mordfall im viktorianischen England, der die einschlägigen Autoren (Doyle, Dickens, …) zu vielen ihrer Romane inspirierte. Die Geschichte handelt im Jahr 1860 – einer Zeit, in der es in England keine Kriminalpolizei im heutigen Sinne gab.
Die Geschichte eines Mordfalles
Eines Morgens wird nach dem Aufwachen der kleine Sohn Saville des Fabrikinspektors Samuel Kent vermisst. Der Sohn hatte mit seiner Schwester Eveline im Zimmer des Kindermädchens geschlafen. Als das Kindermädchen aufwachte, lag der Junge nicht mehr in seiner Wiege – sie dachte daraufhin, dass er bei seiner Mutter im Bett läge. Doch als später Savilles Mutter ebenfalls aufgestanden und ihr Sohn nicht bei ihr war, wurde das ganze Haus nach ihm abgesucht – was jedoch erfolglos blieb. Nach einer längeren Suchaktion wurde Savilles Leiche in der Sickergrube der Toilette gefunden – mit durchgeschnittener Kehle. Da das Haus nachts stets verschlossen war und sich augenscheinlich kein Außenstehender Zutritt zu Road Hill House verschafft hatte, fiel der Verdacht sofort auf die Familie Kent sowie deren Dienstboten. Einer der ersten Ermittler, der sich mit Morden beschäftigte, Jonathan Whicher, führte die Mordermittlungen durch, nachdem die ortsansässige Polizei durch -nach heutigen Maßstäben stümperhafte Ermittlungen- bereits viele Spuren zerstört hatten. Nachdem die Ermittlungen mangels Beweisen im Sande verliefen, erfolgte nach einem Geständnis der Täterin die Aufklärung…
Kein klassischer Krimi
Wie bereits oben beschrieben: Es handelt sich nicht um einen klassischen Krimi, die Autorin hat aus den Protokollen der Zeugenaussagen, Gerichtsakten und Vernehmungsprotokollen die wahre Geschichte rekonstruiert. Dies geschieht auch durchaus fundiert und korrekt, die jeweiligen Quellen werden fachlich richtig angegeben und es ist wirkt alles sehr nachvollziehbar – aber wenn man das Buch zur Unterhaltung lesen möchte, wird man vermutlich eher enttäuscht sein: Das Buch liest sich auch so spannend, wie eine typische wissenschaftliche Abhandlung – also ziemlich langweilig. Auf der anderen Seite erfährt man hier einzigartige Details über die damalige Polizeiarbeit, was das Werk dann auch durchaus lesenswert macht.
An Spannung darf der Leser nicht zu viel erwarten – als informative Geschichte dagegen schon ziemlich viel. Aber es handelt sich hierbei nicht um einen Krimi – daher nur 50°…
Kate Summerscale, Bloomsbury
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