Echo des Todes
- TechniSat Digital, Radioropa Hörbuch
- Erschienen: Januar 2009
- 6
- Daun: TechniSat Digital, Radioropa Hörbuch, 2009, Seiten: 9, Übersetzt: Ursula Berlinghof
Hohl tönende Eifel
Auf der Heimatbühne des Verbrechens.
Eines darf man der 1967 in Detmold geborenen Autorin Ulrike Renk sicher nicht vorwerfen: Sie kennt sich in der Gegend aus, wo es zum Verbrechen kommt, und geht mit dem Alltag auf vertraulichem Fuße um. Fast schon zu viel Nähe kommt dabei auf. Wir werden mit einem Beziehungsgeflecht bekannt gemacht, das zwischen Eifel und Köln spielt, erfassen die Problematik eines Hausumbaus, erkennen Anflüchte von Eifersucht und teilen das profunde Wissen um jahrelanges, erfolgloses Temperaturmessen, um schwanger zu werden. Dabei erscheint die Bedrohung für die Kinderpsychologin und ehemalige Rechtsmedizinerin Constanze von Aken – wer hinter dem Familiennamen eine Analogie zur niederländischen Version des neben der Eifel zweiten Schauplatzes Aachen vermutet, ist ein Schelm – und dem Rechtsmediziner Martin Cornelissen durchaus greifbar.
Robert Theißen, für dessen Verurteilung Frau von Aken mitverantwortlich ist, wird auf freien Fuß gesetzt. Wird der Mann sich nicht an ihr rächen wollen? Leider versinkt die Gefahr im beiläufigen Morast aus Heimatkunde und fader Personenzeichnung. Constanze und Martin wirken wie aus einem Selbstfindungsroman abgekupfert, bei der die Frau sich mit Ahnungen, Spekulationen, zarten Hinweisen auf eine verblassende Liebe herumschlagen muss. Spannung kommt da eher beiläufig auf. Im Stile einer Bestandsaufnahme beschreibt die Autorin ihre Umwelt, ihre Empfindungen und soll einmal Gefahr aufkommen, kehrt die Heldin vom Laufen zurück, findet die Terrassentür unverschlossen vor und macht sich so ihre Gedanken, wer von der Milch getrunken und ihr Nachthemd mitgenommen hat.
Der Fallstrick ist ausgelegt
Nichts gegen einen Einbruch, der einem schlagartig klarmacht, wie verletzlich die Privatsphäre ist. Allerdings ist es besser, jeden Gedanken an Patricia Highsmith und ihrer klaustrophobische, allmählich fortschreitende Verschlingung der Angst zu vergessen, die zur personifizierten Bedrohung anwächst. Wo Highsmith den Alltag als gegeben betrachtet, ihn minutiös nachzeichnete, erscheint er in Echo des Todes wie das Resümee eines Tages, der von der Wohngemeinschaft zwischen Krimi und Empathie gewertet, abgehakt und mit Bedauern in die Nacht entlassen wird.
Es muss nicht immer Aktion sein
In die Idylle platzt das Grauen. Ein beliebter Plot. Es werden auch genügend Leichen gefunden, um ihn anzutreiben. Doch der Betulichkeit fehlt der Thrill. Was sich nicht unbedingt in blutrünstigen Bildern á la Gerritsen, Rice, Slaughter oder Hayder widerspiegeln muss. Auch wenn sich zu Anfang Maden in Augen, Nase und Mund tummeln, hebt sich Echo des Todes von grausamen Hype ab, der dem Wunsch nach Leichenfledderei Tür und Tor öffnet.
Dafür erliegt die Autorin der Gefahr von Plattitüden der Bloßstellung partnerschaftlicher Verwerfungen, sprachlicher Niederungen wie "Die Zeit schien sich wie Sirup zu ziehen", "Zeit schien schneller zu vergehen, und immer knapper zu werden", oder Altherrenwitze wie:
"Der Fall stinkt, aber ich habe keine Beweise, noch nicht einmal wirkliche Indizien. Es ist nur ein Gefühl."
"Weibliche Intuition? Stimmt irgendetwas mit deinem Hormonhaushalt nicht? "
Hechelscheid ist überall.
Wer richtet sich nicht gern in der Idylle ein? Zumal wenn ein See in der Nähe ist. Ein Ort, um glücklich zu sein. Wäre da nicht das Schicksal eines geheimnisumwittertes Stalkers, der sein Unwesen treibt, wäre da nicht Charlie, der ehemalige Leichenspürhund, der das nächste Opfer findet und wäre da nicht die hübsche Assistentin, die dem geliebten Mann nachsteigt. Ganz zu Schweigen vom freigelassenen Theißen. Constanze von Aken reibt sich an ihrem Traum vom Glück mitsamt kriminellen Showdown und vorhersehbarem Täter ab.
"Ich hörte mich blechern an, ein Radio mit schlechtem Empfang." - Treffender kann man diesen Eifelthriller nicht umreißen.
Ulrike Renk, TechniSat Digital, Radioropa Hörbuch
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