Fischer hat Durst
- Salis
- Erschienen: Januar 2009
- 2
- Zürich: Salis, 2009, Seiten: 219, Originalsprache
Das große Gähnen
Wolfgang Bortliks erster Krimi wird vom Züricher Salis Verlag als sel noir-Krimi vermarktet. Auf knapp über 200 Seiten leidet der Protagonist, denn Fischer hat Durst.
Fischer ist ein richtiger Loser, Möchtegernliterat und Lebenskünstler, der mit seiner Lebenseinstellung Ende der Sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts steckengeblieben ist. Kein Wunder, dass ihm da die Frau abgehauen ist und er höchstens noch dazu taugt, in ihrer Abwesenheit in ihrem Haus die Blumen zu gießen und den Kater zu füttern. Dieser Kater hat auch nichts Besseres zu tun, als im Garten mit einem menschlichen Ohr zu spielen, aber bevor Fischer näher darauf eingehen kann, haut das Vieh mit seiner Beute ab.
Fischer braucht zum Überleben einen Job. Arbeitslose Schriftsteller, die Bob Dylan und die Rolling Stones verehren, und zu allem Überdruss gesellschaftspolitisch linkslastig in satirischen Zeitungen artikulieren, können in der Wahl ihrer Tätigkeiten nicht wählerisch sein und so greift der Velo fahrende Gebrauchsliterat nach jeder Gelegenheit, Geld und einen Drink zu verdienen. Der Literaturagent benötigt einen provokanten Artikel, die Securityfirma sucht ständig Mitarbeiter für Objekt- und Personenschutz und der alte Herr Professor braucht Hilfe, um die Bauarbeiten im alten Hafengelände aufzuhalten, das als Anlaufstelle für Alternative jeder Couleur dient. Und wenn man keinen triftigen Grund findet, um neue Projekte zu stoppen, dann inszeniert man eben einen keltischen Fund. Gestört wird diese No-Future-Idylle einzig und allein durch einen Unbekannten, der mit seinem Messer scheinbar wahllos Menschen in der Gegend absticht &
Bislang weiß ich nicht, was ein "Sel noir"-Krimi ist. Wenn aber Fischer hat Durst zu dieser Gattung gehört, dann fehlt ihm nicht nur jegliches Salz, sondern auch sämtliche anderen Würzmittel, die einen gelungenen Roman ausmachen.
Bortliks Hauptperson Fischer trägt im Wesentlichen sehr viele Züge seines Schöpfers, wenn man den Interviews mit dem Autor trauen darf. Das macht beide sehr wohl sympathisch, aber im Endeffekt ist eine abgetakelte Milieustudie nicht dazu angetan, dem Leser mehr als ein großes Gähnen zu entlocken. Bortlik karikiert seine Umgebung Ewiggestriger, zeichnet Figuren zwischen Business und Ghetto und genau dort liegt seine Stärke. Der Aufbau einer sinnvollen Handlung, die wenigstens einen Hauch Spannung aufweist, sollte wohl als Grundzutat bei jedem Krimi verlangt werden können. Fischer und seine Kumpane können diesem Anspruch jedoch in keinster Weise gerecht werden.
Fischer hat Durst gehört zum langweiligsten, das mir seit langem auf den Bücherstapel gelegt wurde. Und die vermeintlichen Seitenhiebe auf die Gesellschaft hätten vor fünfzig Jahren möglicherweise zu einem Lächeln geführt, sind heute aber Schnee von gestern und längst nicht mehr satirisch spruchreif oder erheiternd. Dieses Buch nährt höchstens jedes Vorurteil über den Schweizer, wenn man über Tempo, Witz und Moderne spricht. Wer hier von großem Lesespaß schreibt, der geht wohl auch sonst zum Lachen in den Keller &Wolfgang Bortlik, Salis
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