Der Finne

  • Aufbau
  • Erschienen: Januar 2009
  • 1
  • Helsinki: Tammi, 2006, Titel: 'Marsalkan miekka', Seiten: 379, Originalsprache
  • Berlin: Aufbau, 2009, Seiten: 398, Übersetzt: Peter Uhlmann
  • Berlin: Aufbau, 2011, Seiten: 398
Der Finne
Der Finne
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Wolfgang Franßen
63°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2009

Mannerheim und das Schwert des Marshalls

Fangen wir mit einem Zitat an:

 

Habe ich das richtig verstanden!" Ketonen wählte die Worte mit Bedacht. "Forsmans Pflegerin wurde mit einem russischen Militärmesser umgebracht, und das zur gleichen Zeit, als er selbst verschwand. Forsmans Sohn ist Fachmann auf dem Gebiet der forensischen Archäologie, und sein Schwiegervater arbeitet beim britischen Geheimdienst, Und Sutela hat ein Dokument gefunden, in dem von Garantien der finnischen Unabhängigkeit, von Lenins Frau und weiß der Henker wovon sonst noch die Rede ist, aber die Russen haben es geklaut, Worum geht es hier eigentlich, verdammt noch mal?

 

Das alles auf den ersten hundert Seiten. Morde, illegale Grenzübertritte, Funde in dunklen Höhlen und Fluchten, bei denen man sich nach drei Metern Sturz in die Tiefe den Knöcheln verstaucht. Wenn das nicht für Harrison Ford, dem Jäger nach dem verlorenen Schatz, zur Verfilmung bereit steht.

 Der Finne handelt von den mysteriösen Umständen und Hintergründen des Waffenstillstands zwischen Finnland und Russland während des zweiten Weltkriegs. Im Mittelpunkt steht eine unermesslich wertvolle, machtpolitische Waffe: das "Opferbuch", auch "Das Schwert des Marshalls" genannt. Angeblich hat der Patriarch Tichon es 1918 mittels Zar Nikolai II genutzt, um dem Zaren bei der Unterdrückung der revolutionären Ideen zu helfen.

 Man merkt Soininvaara dreht das große weltpolitische Rad. Ein Buch soll gleich den russischen Staat gefährden. Patriarch Wladimir II aus Moskau will mit seiner Hilfe den russischen Präsidenten Bukin stürzen. Vom Plot her sind wir bei Follett, Brown und Forsyth angelangt. Mitten drin Soininvaaras Serienheld Arto Ratamo, der blinde Bewahrer des Geheimnisses Otto Forsman, sein Sohn der Geschichtsprofessor Eerik Sutela, eine Führerin namens Taru Otsamo und Ratamos Tochter, die mit zwölf Jahren angeblich schon einen Freund hat.

 Das ewige Lied des Nordens

 Eine bunte Melange aus bewährten Problemen im Privatleben eines Kommissars, der sich davor ängstigt, sich nach dem Verlust seiner Frau ein weiteres Mal unglücklich in Taru zu verlieben, sowie der Weite Skandinaviens, die zur Standartausrüstung des nordischer Krimis gehört. Europaweit prägend für den Kriminalroman des gehobenen Anspruchs.

Der 2003 mit dem finnischen Krimipreis ausgezeichnete Autor versteht sein Handwerk und hat einen filmischen Blick auf die Geschichte. Soininvaara legt nicht nur ein atemberaubendes Tempo vor, er wechselt auch ständig die Perspektiven. Egal ob der Beschuss aus einem Hubschrauber oder eine nächtliche Entführung mittels Lachgas Soininvaara weiß, Cliffhanger zu setzen. Doch genügt diese nicht, um einen Plot zu mehr als einer Suche nach dem heiligen Gral samt Showdown anwachsen zu lassen.

Lenin und die Krupskaja

 Die Geschichte wirkt konstruiert, klingt eher nach Phantasy, als nach einer imminent bedeutsamen Enthüllung, der Entblätterung jenes verschollenen Geheimnisses, dass Finnland am Ende des zweiten großen Weltkrieges unter Führung Mannerheims davor bewahrte, dass Russland seiner habhaft wurde.

 Soininvaara ist ein versierter Autor, der sich auf das Genre versteht, der aber offensichtlich in Der Finne sein Thema zu sehr ausschmückt. Ein Umstand, den man von etlichen Autoren kennt, die zu lange einem Helden verbunden sind, und deshalb meinen, sich mit großen geschichtlichen Ereignissen umgeben zu müssen. Dabei kommt selten mehr als paddeln in Untiefen heraus.

Der Finne

Taavi Soininvaara, Aufbau

Der Finne

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