Outback Bastard

  • Suhrkamp
  • Erschienen: Januar 2009
  • 3
  • Melbourne: Text Publishing Company, 2006, Titel: 'Diamond Dove', Originalsprache
  • Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2009, Seiten: 364, Übersetzt: Peter Torberg
Outback Bastard
Outback Bastard
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Wolfgang Franßen
78°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2009

Kaputt

Es gibt Orte, zu denen sollte man nicht zurückkehren. Nicht selten verbindet man schlechte wie weniger schlechte Erinnerungen mit ihnen. Moonlight Dawns ist so einer. Emily Tempest war lange weg. Sie ist eine halbe Aborigine. Wohin gehört sie? Sie war in Nordafrika, in der Türkei, hat eine Bar gemanagt, ist durch Rajasthan gezogen und irgendwann hat sie zwischendurch Geologie und Jura studiert, bis sie eines Tages zu ihren Leuten zurück wollte. Zurückkommen ist oft schwerer als Weggehen, was zum Allgemeingut vieler Krimigeschichten gehören dürfte, wenn mit schärferem Blick auf Altbekanntes ein Verbrechen gelöst wird.

Nicht selten fällt jemand einen solchen Entschluss, um sich zu vergewissern, dass es richtig war, seine Zelte in der Heimat abzubrechen und sein Glück an einem anderen Ort zu suchen. Sie kehren heim, um wieder gehen zu können. Emily Tempest bleibt, fasziniert und abgestoßen von der Hoffnungslosigkeit im Outback . Was auch an dem Mord an Lincoln liegt, dem Vater einer alten Freundin, und an den Geheimnissen, die die Gemeinschaft prägt, die sie einst verlassen hat, deren Wurzeln sie jedoch nicht zu verleugnen vermag.

Songlines

Man ist so gleich an Bruce Chatwin und sein Buch "Traumpfade" erinnert, an eine Kultur, deren Geschichte sich an Träumen und Songlines orientieren. Und so kann es passieren, dass sich der mutmaßliche Mörder, ausgerechnet ein Medizinmann, der Festnahme entzieht, indem er über scheinbar übermenschliche Kräfte verfügt und auf der Flucht von einer Landschaft aufgesogen wird, in der die Menschen versprengt, sich selbst fremd wirken, in der der Dreck auf Grund der Entwurzelung ihnen auf der Seele klebt.

 

Beleuchtet wurde dieses deprimierende Stillleben durch ein paar Neonröhren, die jene grausige Blässe verbreiteten, die sie annehmen, wenn der Tag ringsum anbricht, musikalisch untermalt von einer fernen Bassgitarrre und ein paar unsichtbaren Händen, die ´Smoke on the water’ zu Hackfleisch verarbeiten.

 

Der Aufdruck Ein Emily-Tempest-Krimi auf dem Einband legt die Vermutung nahe, dass Hyland seine Heldin in Serie schicken will. Natürlich wirft Hyland als Weißer einen außenstehenden Blick in die Outbacks, doch sein Bemühen das Leben schonungslos zu umreißen, wird überdeutlich. Das Genre des Kriminalromans dient da mehr dazu eine Figur wie Emily Tempest zu etablieren, die ebenso zerrissen ist wie das Land, durch dem sie entstammt.

No Chance

Der Ton, indem Hyland seine Geschichte erzählt ist gebrochen, zwischendurch witzig, doch leider entwickelt sich die Spannung nur behäbig. Alkohol, Schlägereien, Selbstmitleid, Trauer prägen den Blick. Vor allem, wenn draußen jemand stirbt, der die falsche Hautfarbe besitzt und für den sich niemand wirklich interessiert, auch wenn ihm eine Niere fehlt. Nachdem das Urteil über den Landbesitz zugunsten der Warlpuju ausgefallen ist, wird die Genehmigung erschlichen, es zu nutzen. Ein simples Kreuz dient als Unterschrift. Land bedeutet überall auf der Welt Macht. Für die Aborigines gehört das Land niemandem.

Und so kommt es zu kleineren wie größeren Grausamkeiten, unter denen nicht zuletzt ein Hund zu leiden hat, indem er mit einem Moniereisen erschlagen wird und wie ein Klumpen aus Zähnen und Haut zu Boden fällt. Für Bruce Chatwins das Fremde erobernden Blick, gepaart mit der Hoffnung, dass jahrhundertealte Tradition nicht durch die Moderne in ihrem Kern zerstört werden können, ist bei Adrian Hyland kein Platz.

Outback Bastard

Adrian Hyland, Suhrkamp

Outback Bastard

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