Blut Für Wasser

  • dtv
  • Erschienen: Januar 2009
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  • London, New York: Verso, 2007, Titel: 'Water Inc.', Originalsprache
  • München: dtv, 2009, Seiten: 381, Übersetzt: Birgit Brandau & Hartmut Schickert
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Jörg Kijanski
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonOkt 2009

Sehr guter Öko- und Politthriller

Seit Jahren gibt es beängstigende Dürreperioden in weiten Teilen Amerikas, die das ökologische Gleichgewicht gefährden. Wasser fehlt an allen Enden, und so kommt der schwerreiche Industrielle William Greele auf die Idee, die riesigen Wasservorkommen in Kanada, genauer jene Quebecs, durch eine gigantische Pipeline nach Amerika umzuleiten. In Kanada ist man sich dieser wertvollen Ressource natürlich bewusst, aber genauso der Tatsache, dass man sich auf Dauer den Wünschen der Amerikaner kaum wird widersetzen können. Andere Firmen sind bereits in Verhandlungen mit Ottawa, und so setzt Greele mit seinem hochrangigen Konsortium bewusst auf Quebec, welches aufgrund des französischen Seperatismus politisch isoliert dasteht. Auch einflussreiche Politiker in Quebec sehen die große Chance, sich zu stabilisieren, denn das milliardenschwere Projekt wäre ein Segen für die Schaffung von Arbeitsplätzen und für die einheimische Industrie.

Nach und nach versucht Greele unter allerhöchster Geheimhaltung die betroffenen Minister und Gouverneure auf seine Seite zu ziehen, mitunter mit recht ruppigen Methoden. Die Politiker sehen zwar große Chancen für Industrie und Wirtschaft, wollen aber auch irgendwann wiedergewählt werden, und können sich nur bedingt der Tatsache verschließen, dass eine gigantische Pipeline von Kanada quer durch Amerika eine ebenso große Umweltkatastrophe mit sich bringen würde. So werden in den politischen Hinterzimmern heiße Pläne geschmiedet, damit nichts vorschnell an die Öffentlichkeit dringt.

Ein Mitarbeiter eines der an dem Projekt beteiligten Investoren, Malcolm Macpherson, entdeckt eines Tages eher zufällig und nicht ganz legal, die geheimen Pläne zur Wassergewinnung. Diese spielt er der bekannten Umweltaktivisten Claire Davidowicz zu, die sich mit ihrer Organisation sogleich auf Spurensuche begibt. Kein Verantwortlicher will von dem Projekt wissen und solange es keine Bestätigung von offizieller Seite gibt, weigert sich die amerikanische Presse über den Fall zu berichten. Als sich die Hinweise verdichten, berichten lediglich die Medien in Kanada über die Planungen. Zahlreiche Umweltschützer und Organisationen machen mobil und so sehen sich Greele und Konsorten gezwungen, den Druck zu erhöhen. Medien werden gegängelt und nachdem sich die Lage weiter zuspitzt wird das Thema plötzlich ein Fall für die "nationale Sicherheit". Macpherson und Davidowicz erkennen schnell, dass womöglich schon sehr bald Blut für Wasser fließen wird…

Blut für Wasser ist der Debütroman der in Kanada nicht ganz unbekannten Umweltschützerin Varda Burstyn. Dabei bietet dieser Öko-/Politthriller einen nicht ganz alltäglichen Plot, denn obwohl bereits im Prolog eine Frau lebensgefährlich verletzt auf einer Intensivstation liegt, werden die zu dieser Situation führenden Schüsse erst auf Seite 257 abgegeben. Und wie viele Tote und Verletzte gibt es bis dahin? Keine!

Zunächst stellt die Autorin den milliardenschweren William Greele und dessen geplantes Mammutprojekt, sowie dessen verheerende Folgen für das Ökosystem vor. Ausführlich wird aus Greeles Sicht begründet, dass die Pipeline erforderlich ist, um die Landwirtschaft und den Wasserhaushalt Amerikas auch in Zukunft sicher zu stellen. Das weltweit aktuelle Problem der Knappheit der überlebenswichtigen Ressource Wasser und der damit drohenden Völkerwanderung in den nächsten Jahren, verlagert die Autorin hier auf Amerika. Seit Jahren leidet vor allem der Mittlere Westen unter strengen Dürrezeiten, die sich allerdings bereits auf andere Landstriche ausgebreitet haben. So sollen die großen Reserven Kanadas das Problem lösen, wenngleich die hierfür erforderlichen Ableitungen und Staumauern die Brutplätze zahlreicher Insekten, Fische, Vögel und Säugetiere massiv bedrohen, wenn nicht sogar zerstören würden.

Intensiv und durchaus glaubhaft zeigt die Autorin Greeles Kampf mit den Politikern auf, die es sich nicht mit den Umweltschützern verderben, gleichzeitig aber nur all zu gerne vom dicken Kuchen ein Stück abhaben wollen. Arbeitsplätze und große Investitionen waren schon immer ein gutes Argument. So bezieht das Buch in hervorragender Weise seine Spannung(!) aus der Darstellung der dramatischen ökologischen Situation hinsichtlich der niedrigen Wasservorkommen (in privater Hand undenkbar), dem Eiertanz der Politiker und dem verzweifelten Versuch der Umweltaktivisten, gegen alle Widrigkeiten einen Protest aufzubauen. So betrachtet ist Blut für Wasser ein waschechter Politthriller, wenngleich in puncto Action kaum etwas passiert.

Spannung im eigentlichen Thriller-Sinn entsteht erst nach rund 250 Seiten, als eine Person (mehr soll hier nicht verraten werden) in Anwesenheit der Polizei niedergeschossen wird. Danach überschlagen sich die Ereignisse, denn Greele und seine Helfer wollen nun im wahrsten Sinne des Wortes mit Gewalt eine Lösung herbeiführen. Die klassischen Elemente Mord, Erpressung, Verfolgung, Beschattung und immer wieder das Hacken von Computern, prägen nun die Handlung.

Blut für Wasser ist nicht nur für vermeintliche Öko-Freaks interessant, sondern für alle, die einen etwas anderen Thriller lesen möchten. Detailliert werden die Mechanismen von Macht und Politik dargestellt und verdeutlichen, dass man dieser explosiven Mischung meist ohnmächtig gegenüber steht. Und auch der Journalismus bekommt verdientermaßen sein Fett ab – von wegen Pressefreiheit. Die Charaktere sind auf der Seite der Bösen mitunter etwas arg schwarz-weiß gezeichnet (Greele ist ja so was von charakterlos) und die eingebaute Liebesgeschichte hätte man ebenfalls weglassen können, da sie den durchweg ernsten Plot unterläuft, aber von derartigen Kleinigkeiten abgesehen, ist der Roman sehr empfehlenswert

Blut Für Wasser

Varda Burstyn, dtv

Blut Für Wasser

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