Der verschlossene Raum

  • Scherz
  • Erschienen: Januar 1953
  • 17
  • New York; London: Harper, 1935, Titel: 'The three coffins', Seiten: 306, Originalsprache
  • Köln: DuMont, 1993, Seiten: 275, Übersetzt: Hans Bangerter
  • Köln: DuMont, 2000, Seiten: 275, Übersetzt: Hans Bangerter
  • Bern: Scherz, 1953, Titel: 'Der Unsichtbare', Seiten: 191, Übersetzt: Alexandra Brun
  • Frankfurt am Main; Berlin: Ullstein, 1966, Titel: 'Der Unsichtbare', Seiten: 159, Übersetzt: Alexandra Brun
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Odile Odile
1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2003

Knifflig und spannend bis zum logischen Ende

Wie fast jeden Abend trifft sich Prof.Grimaud mit Freunden in seinem Club. Doch an diesem Tag, den 06. Februar, geschieht Ungewöhnliches. Ein unheimlicher Fremder stört die vertraute Runde und bedroht den Professor. Sein Bruder, so berichtet er, trachte nach Grimauds Leben und werde ihn in Kürze aufsuchen. Dann verschwindet der finstere Besucher, der sich Pierre Fley nennt, spurlos.

Drei Tage später, am Samstagabend, wird Prof.Charles Grimaud in seinem eigenen Haus niedergeschossen. Superintendent Hadley und sein Freund, der Privatgelehrte Dr. Gideon Fell, treffen nur wenige Minuten nach dem schrecklichen Verbrechen am Tatort ein. Die beiden erfahrenen Ermittler sehen sich mit einem ungewöhnlich mysteriösen Fall konfrontiert.

Wie angekündigt, erhielt der Professor spätabends noch Besuch von einem Fremden. Dieser betrat das Arbeitszimmer Grimauds und verschloss die Tür hinter sich. Der Sekretär des Professors hörte Stimmen und dann fiel ein Schuss. Da die Tür zum Arbeitszimmer von innen verschlossen war, konnte niemand hinein. Erst als die Polizei wenige Minuten später eintrifft, öffnet sich die Tür und der blutüberströmte Professor kriecht heraus.

Verblüffenderweise ist das Arbeitszimmer leer. Von dem unbekannten Besucher findet sich keine Spur. Und hier beginnt das grosse Rätsel.

Wie konnte der Täter das Arbeitszimmer verlassen? Durch die einzige Tür flüchtete er nicht, denn diese war verschlossen und wurde vom Sekretär beobachtet.

Durch das Fenster entkam der Besucher ebenfalls nicht, denn der Schnee auf dem Dach und im Garten ist unberührt. Eine Geheimtür existiert nicht und der Kamin erweist sich als unpassierbar.Trotzdem konnte der Täter verschwinden.

Inzwischen erliegt Prof. Grimaud seiner Schusswunde ohne vorher eine vernünftige Aussage zu machen. Da keiner der Hausbewohner präzise Angaben über den unheimlichen Gast machen kann, beschliessen Hadley und Dr. Fell den einzigen Mordverdächtigen, eben jenen Pierre Fley, zu verhaften. Obwohl dies unmöglich erscheint, wird der Fall noch komplizierter.

Laut dem Polizeibericht am nächsten Morgen wurde Pierre Fley nur 15 Minuten nach dem Schuss auf Professor Grimaud auf offener Strasse ebenfalls erschossen. Drei seriöse Zeugen haben ihn zusammenbrechen sehen.Und der Täter blieb erneut unsichtbar! Keine fremden Fussspuren im Schnee rund um den Toten, der in den Rücken(!) getroffen wurde, nur die Tatwaffe. Niemand ausser den Zeugen war auf der Strasse und die Schusswaffe war bei beiden Morden identisch.

Die Polizei und Amateurdetektiv Dr. Fell sehen sich mit einem anscheinend unlösbaren Fall konfrontiert. Doch Gideon Fell knackt auch diese harte Nuss...

Der Privatgelehrte Dr. Gideon Fell ist die populärste von den drei Detektivfiguren, die John Dickson Carr schuf. Universal gebildet, mit grossem Interesse an Paradoxien und Rätseln ausgestattet, ist er genau der Richtige, um diesen kniffligen Fall zu lösen.

Von vornherein ist dem hochintelligenten Dr. Fell klar, dass nichts Übersinnliches im Spiel ist. Dies sagt ihm sein ausgeprägter Sinn für Realität. Schliesslich war der scharfsinnige Gelehrte nicht von ungefähr in führender Stellung in der britischen Spionageabwehr tätig. Mehr als einen Spitzenagenten hat er während des ersten Weltkriegs enttarnt.

Mittlerweile befindet sich Fell im Ruhestand und geniesst das Leben. Der unkonventionelle Detektiv entpuppt sich als passionierter Biertrinker, der auch gutes Essen schätzt und gern raucht. Doch sein gemütliches, beleibtes Äusseres täuscht. Mit Scharfsinn und vorzüglicher Kombinationsgabe löst der sympathische Dr. Fell letztlich jeden seiner stets komplizierten Fälle.

Als begeisterte Krimileserin und Fan des klassischen Detektivromans musste ich früher oder später auf John Dickson Carr stossen. Bisher habe ich sechs Krimis von ihm gelesen und habe mich dabei stets gut unterhalten.

Im vorliegenden Fall von 1935 handelt es sich, wie der deutsche Titel "Der verschlossene Raum" andeutet, um ein beliebtes Thema des klassischen Detektivromans. Verbrechen werden begangen, die eigentlich überhaupt nicht stattfinden konnten. Und das gleich in zwei Fällen!

Offensichtlich wusste der Autor, was für eine harte Nuss er da seinen Lesern präsentiert. Denn er gibt gleich zu Beginn der Geschichte einige nützliche Hinweise:

  1. Der Leser erhält einen Lageplan des ersten Tatorts.
  2. Der Autor stellt klar, dass die Geschichte auf natürliche Weise erklärbar ist
  3. Der Sekretär des ersten Opfers schildert die Begebenheiten genauso, wie er sie wahrgenommen hat. Dies trifft auch auf die drei Zeugen im 2. Mordfall zu.
  4. Dr. Gideon Fell schildert auf 14 Seiten die verschiedenen Möglichkeiten, ein Verbrechen in einem hermetisch abgeriegelten Raum zu begehen.

Ich will es nicht leugnen, trotz dieser Tipps und meiner langjährigen Praxis als Krimileserin konnte ich den Hergang des Verbrechens nicht erklären. Allerdings bin ich auch nicht der Typ, der mühelos komplizierte Puzzles, kryptische Rätsel oder Zen-Paradoxien löst. Immerhin kann ich mir zugute halten, dass ich den/die ? Täter entlarven konnte, obwohl sich der gute Dr. Fell in dieser Hinsicht ein bisschen verrannt hatte.

Dieser Krimi spielt in London, einem für Carr ziemlich atypischen Schauplatz. Allerdings findet der zweite Mord ausgerechnet in der "Cagliostro" Street statt. Ein schauriges Gemälde mit drei Gräbern spielt eine wichtige Rolle und das grausige Tatmotiv findet sich tatsächlich in Transsylvanien. Da kommt die für Carr typische Phantasie und Romantik dann doch nicht zu kurz. Zuletzt klärt der gescheite Dr. Fell den kniffligen Fall auf logische Weise auf, so dass keine Fragen offen bleiben.

Mir hat das Lesen dieses Krimis sehr viel Spass bereitet. Er ist knifflig und spannend bis zu seinem logischen Ende. Und ich bleibe dabei: jeder Krimifan sollte etwas von John Dickson Carr, dem Altmeister des klassischen Detektivromans lesen.

Der verschlossene Raum

John Dickson Carr, Scherz

Der verschlossene Raum

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