Sand und Asche
- Leda
- Erschienen: Januar 2009
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- Leer: Leda, 2009, Seiten: 320, Originalsprache
Für den Strandurlaub auf Langeoog eine Empfehlung
Für die siebzehnjährige Stephanie wird ein Traum wahr. Sie hat ihren ersten Auftritt als Nachwuchs-Model, wenngleich auch nur in einer Turnhalle der ostfriesischen Kleinstadt Leer. Ihr Auftritt verläuft allerdings keineswegs erfolgreich, denn währenddessen stürzt sie plötzlich von der Bühne. Die Aufregung ist groß, doch schnell wird klar, dass sie angeschossen wurde. Die Boulevardpresse hat ihre Titelstory und Stephanies Vater, der reiche Reeder Kay-Uwe Venema, die Idee, seine Tochter über die Medien für tot erklären zu lassen. Kurzerhand wird Stephanie in eine Klinik für Essgestörte (Klinik Waterkant) auf Langeoog gebracht, um dort gleichzeitig gegen ihre Magersucht behandelt und vor einem weiteren Attentatsversuch geschützt zu werden. Ausgerechnet ihr heimlicher Freund, der ehemalige SEK-Beamte Lennert Tongers, gerät ins Visier der Polizei, da er von Stephanie 70.000 Euro erhalten hat, angeblich zum Aufbau einer Firma.
Auf Langeoog gerät derweil Oberkommissar Lüppo Buss ins Schwitzen. Zunächst wird ein junges Mädchen tot in einem Abfallcontainer aufgefunden. Sie war Patientin in der Klinik Waterkant, doch warum sie starb bleibt zunächst rätselhaft. Da Buss nichts anderes übrig bleibt als die Laboruntersuchungen abzuwarten, geht er abends auf Streife. Die Schulferien haben soeben begonnen und dies führt meist zu alkoholgetränkten Exsessen entlang des Strandes. Dieses Mal geht eine Feier einiger Jugendlicher jedoch eindeutig zu weit und plötzlich fallen sogar Schüsse. Bald steht fest, dass diese aus der gleichen Waffe stammen, mit der Stephanie bei der Modenschau angeschossen wurde. Folglich befindet sich nicht nur Stephanie, sondern auch der Attentäter auf Langeoog. Hauptkommissar Stahnke von der Kripo in Leer lässt sich kurzerhand in die Klinik Waterkant einweisen, um verdeckt ermitteln zu können...
Angenehmer Schreibstil trifft auf konstruierte Geschichte
Geht man in die Buchhandlung seines Vertrauens und wirft dabei einen Blick auf die Rückseite des hier zu besprechenden Buches, dann könnte man zu dem Ergebnis kommen, dieses vielleicht doch nicht kaufen zu wollen. In dicken Buchstaben ist zu lesen "Mordanschlag bei Modenschau", "Piraten vor Langeoog" und "Duell in den Dünen". Allein der Hinweis auf die Piraten stimmt einen nachdenklich und so gestehe ich, dass meine Erwartungshaltung bei Sand und Asche denkbar gering war.
Am Anfang liest sich der neue Roman von Peter Gerdes jedoch überraschend angenehm und vermag positiv zu überraschen. Die wichtigsten Figuren werden näher vorgestellt, die Handlung geht zügig voran und die Dialoge sind weitgehend humorgetränkt. Da jedoch die Geschichte sehr viele Handlungsstränge miteinander vermischt, denn irgendwie müssen die Ermittler aus Leer und die Polizisten von Langeoog ja zueinander finden (übrigens nicht zum ersten Mal), wirkt das Ganze mit zunehmender Dauer doch arg konstruiert.
Ein Mordanschlag auf ein junges Modell, dessen dubioser Freund ein ehemaliger SEK-Ermittler und damit ein ausgezeichneter Kampfsportler war. Der Freund ist für die Polizei nicht auffindbar, befindet sich jedoch (Überraschung!) bereits auf Langeoog. Aus der Klinik Waterkant in der Stephanie Unterschlupf finden soll, verschwindet ein junges Mädchen und wird in einem Müllcontainer gefunden. Warum erschließt sich der Polizei zunächst nicht. Dann fallen bei einer ausgelassenen Strandfete Schüsse (wieso auch immer), natürlich aus der gleichen Waffe wie bei der Modenschau. Selbstredend wird ausgerechnet Stephanies Koffer bei der Überfahrt auf Langeoog verwechselt, wodurch sie in den Besitz eines Koffers voller Drogen gerät. Und so weiter, immer heiter. Lassen wir den Hinweis auf die bereits genannten Piraten vor Langeoog lieber gleich ganz außen vor.
Ach gäbe es doch nur ein Lektorat
Peter Gerdes schreibt einen locker-humorvollen Stil, wobei ein sorgfältigeres Lektorat dem Roman sehr gut getan hätte. Dass mehr als einmal Worte falsch geschrieben wurden ist ärgerlich, soll aber (trotz Germanistik-Studium des Autors) vorkommen. Wenn jedoch in Sätzen gleich ganze Worte fehlen ist dies schon nicht mehr ganz so prickelnd und spätestens an der Stelle, an der jemand von Langeoog zurück nach Deutschland fahren will, ist der berühmte Ofen aus.
Von Langeoog zurück nach Deutschland?
Da wir hier von einem Autor sprechen der in Leer (bekanntlich Ostfriesland) lebt, muss es sich um einen ostfriesischen "Insider-Gag" handeln, den man aber gerne für auswärtige Leser/innen zumindest an einer Stelle mal hätte erklären dürfen. So jedenfalls bleibt ein fader Beigeschmack.
Ein "unvermeidlich quergestreifter" Pullover beschäftigt den Autor
Eine Nebenfigur hat es dem Autor besonders angetan wie die beiden folgenden Sätze belegen, die keine fünf (!) Seiten auseinander liegen.
"Rechts, gleich neben der Tür zu den Toiletten, saß Anni in ihrem unvermeidlichen quergestreiften Pullover allein an einem Tisch..." (Seite 181).
"Mit größter Selbstverständlichkeit betrat die Frau (Anni; Anm. d. Red.) mit dem unvermeidlichen quergestreiften Pullover das Zimmer." (Seite 184)
Bei der Polizei ermitteln aus Leer das Duo Stahnke / Kramer, auf Langeoog das Duo Buss / Ukena. Diese liefern sich unterhaltsame Wortgefechte, allein die Ermittlungsergebnisse lassen zu wünschen übrig. Kein Wunder, denn einige Hinweise kommen eher zufällig von Dritten, so beispielsweise Fotos von dem Attentatsversuch an Stephanie. Zumindest richtig auswerten hätte man sie aber (vielleicht) können.
Als seichte Urlaubslektüre für einen Strandurlaub auf Langeoog ist Sand und Asche sicher eine Empfehlung, ansonsten verpasst man hier kaum etwas. Ach doch, nämlich die Auflösung der Frage, was es denn jetzt mit den Piraten auf sich hatte.
Peter Gerdes, Leda
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