Mord in Mombasa
- Knaur
- Erschienen: Januar 2009
- 2
- London: Piatkus, 2008, Titel: 'Bait', Originalsprache
- München: Knaur, 2009, Seiten: 394, Übersetzt: Wibke Kuhn
Ein Mord in Mombasa? Nicht der Rede wert...
Erste Erkenntnis: Der deutsche Buchmarkt ist groß. Zweite Erkenntnis: Um Aufsehen zu erregen, braucht man ein gutes Cover und Referenzen auf dem Umschlag. Dritte Erkenntnis: Zur Zeit wird in Deutschland jeder Autor übersetzt, der nicht schnell genug auf den Bäumen ist. Vierte Erkenntnis: Manchmal sind auch echt gute Neuentdeckungen dabei - aber eben nur manchmal. Diesmal eher nicht.
Nick Brownlee war ein englischer Journalist und Autor von Sachbüchern, ehe es ihn getrieben hat, 2008 unter dem Titel Bait seinen ersten Krimi zu veröffentlichen. Beim Hochseefischen vor Kenia kam ihm die Inspiration für diesen in Deutschland unter dem Namen Mord in Mombasa erschienenen Roman. Ein Mord in Mombasa wird die dortige Polizei kaum schrecken können, denn Morde stehen dort bald an der Tagesordnung. Aber nicht nur die Titelwahl kann bei diesem Roman nicht überzeugen.
Erstens kommt es anders...
Eine Hochseeyacht, mit der die Touristen vor die Küsten Kenias zum fischen gefahren werden, wird in die Luft gesprengt. Sowohl Jake Moore, ein Aussteiger, Abenteurer und ehemaliger englischer Polizist, als auch Kommissar Daniel Jouma von der Polizei Mombasa erkennen, dass es sich hier mitnichten um einen Unfall handelt, wie die Provinzpolizei in Malindi allzu schnell Glauben machen will. Moore und Jouma lernen sich in einem frühen Stadium der Ermittlungen kennen und tun sich zusammen, um die Hintermänner der Tat zu ermitteln.
Doch die Männer, die die Unterwelt in Mombasa und Umgebung kontrollieren, erweisen sich alsbald als viel zu kleine Räder in einem großen, internationalen Netzwerk. Und irgendjemand knipst bei ihnen nach und nach die Lebenslichter aus. Wird Jouma rechtzeitig die Täter überführen können oder am Ende auch nur vor deren Leichen stehen?
...zweitens als man denkt.
Was Brownlee hier präsentiert ist ein actionreicher Thriller, bei dem vor allem im Mittelteil die Konstellationen alle Nase lang wechseln. Er bedient allerdings auch so ziemlich alle gängigen Klischees in diesem Roman, gibt uns den integeren Briten, den korrupten Afrikaner, die naive und attraktive Karrierefrau und besonders gerne und im Doppelpack: den bösen, weißen Südafrikaner.
Apropos Südafrikaner: Der arme Brownlee muss sich auf dem Umschlag tatsächlich mit Deon Meyer und Margie Orford vergleichen lassen. Entgegen der Aussage des Verlags muss jedoch gewarnt werden: Brownlees Debüt ist zwar halbwegs gefällig, aber weder packend wie Orford, geschweige denn realistisch wie Meyer. Die Plumpheit, mit der der Oberböse letztendlich in die Handlung eingebaut wird, ist eigentlich durch nichts mehr zu übertreffen.
Nungut, es gibt nicht allzu viele Krimis, die in Kenia spielen. Typisch kenianisches Lokalkolorit kann der britische Autor seiner Story jedoch auch nicht einhauchen. Wer Wert darauf legt, dem sei weiterhin Meja Mwangis Die Wilderer wärmstens empfohlen. Mord in Mombasa hätte auch Mord in Kalkutta, Melbourne oder Sao Paulo heißen können. Unter dem Strich bleibt es eine schmissige Geschichte, der man mit wohlwollendem Blick auf ihren Debütstatus auch einen gewissen Unterhaltungswert abgewinnen kann. Mehr leider nicht.
Nick Brownlee, Knaur
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