Mordtherapie
- Fischer
- Erschienen: Januar 2010
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- New York: Berkeley Crime, 2008, Titel: 'Separated at death', Seiten: 310, Originalsprache
- Frankfurt am Main: Fischer, 2010, Seiten: 295, Übersetzt: Susanne Goga-Klinkenberg
Nicht mal durchschnittliches Aufsatzniveau
Mein Kollege Jörg Kijanski urteilte nach dem Flop von Sündenmord: Der Dritte wird der Letzte sein.
Leider hatte er damit Unrecht, denn Sheldon Rusch fühlte sich bemüßigt, seine Ermittlerin Elizabeth Hewitt ein weiteres, viertes Mal auf den Leser und einen Serienmörder loszulassen.
Diesmal trägt sie allerdings einen lupenreinen Einkaräter an der linken Hand, denn sie hat sich mit dem Mann verlobt, der für sie eine Kugel einfing und ihr damit das Leben rettete. Während sie noch von ihrem nächtlichen Austausch von Körperflüssigkeiten fantasiert, wird ein Ehepaar, das in Scheidung lebt, getrennt voneinander geköpft. Die Leichen werden gefunden, die Köpfe hat sich der Täter als Souvenir mitgenommen.
Sämtliche Spuren führen zu einem Team von Eheberatern, deren Mitglieder samt und sonders ebenfalls dringend eine Beratung gebraucht hätten, aber für zwei von ihnen wäre auch das zwecklos gewesen, denn auch sie enden als kopflose Leiche.
Elizabeth nimmt daraufhin die alleinerziehende Tochter des schon sattsam bekannten Captains Ed Spangler, Jennifer, die Kriminalistik studiert, als Volontärin in ihr Ermittlungsteam auf, um die grausigen Mordfälle zu lösen.
Ich weiß ja nicht, wie unsere Behörden reagieren würden, wenn eine nicht ausgebildete Person sich so ohne Weiteres in laufende Mordermittlungen einmischen dürfte und dabei noch auf eigene Faust allerlei Verdächtigen auf die Pelle rücken kann. Sehr viel kriminalistische Sorgfalt scheint hier allerdings nicht an der Tagesordnung zu sein und das beweist auch unsere hormongestresste Spezialagentin, die weder forensische Erkenntnisse benötigt, noch sich um Teamgeist oder sonstige gängige Polizeipraktiken kümmert, dafür aber unbekümmert einem alternden Journalisten, einem Bilderbuchpfarrer mit Hilfe der Hegelschen Dialektik über die Triade von These-Antithese-Synthese auf die Pelle rückt.
Hat sich Rusch im Rabenmord noch brauchbar mit einem Klassiker von Edgar Allan Poe auseinandergesetzt, liegen ihm biblische Geschichten und psychologische Abhandlungen weit weniger. Dazu kommt, dass er offensichtlich nicht in der Lage ist, längere Handlungssequenzen in seine Bücher einzubauen, denn eine Ansammlung von 103 Kapiteln auf 295 Seiten unterbricht nicht nur permanent die Handlung und den Lesefluss, es fällt auch deutlich unter das Aufsatzniveau eines durchschnittlichen Abiturienten.
Wäre die Handlung jetzt noch halbwegs brauchbar, könnte man vielleicht über die zerhackte Schreibweise hinweg sehen, aber dieser Ablauf von Schwachsinn lässt zum einen keinerlei Spannung aufkommen und zum anderen wird der Leser mit so viel unsinnigem Gedankengut, das Rusch seinen Personen andichtet, förmlich erschlagen. Dazu kommt ein Schreibstil, der des Öfteren unabsichtlich für Heiterkeit sorgt, wenn etwa zu Beginn von Kapitel 5 konstatiert wird: "Der kopflose Körper war einst ein lebendes menschliches Wesen [..] gewesen. Dass solche Plattitüden nur von der Übersetzung durch Susanne Goga-Klinkenberg herrühren, wage ich zu bezweifeln.
Wenn zu diesem Elaborat aus dem Fischer Taschenbuch Verlag Alex Dengler (angeblich Deutschlands führender Buchkritiker) auf dem Buchrücken urteilt "Im Stile eines James Patterson", dann hat er entweder ein anderes Buch gemeint, das von Sheldon Rusch noch gar nicht in deutscher Sprache veröffentlicht wurde oder er wollte James Patterson beleidigen.
Sheldon Rusch, Fischer
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