Null Chance
- Scherz
- Erschienen: Januar 2009
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- Frankfurt/Main: Scherz, 2009, Seiten: 301, Originalsprache, Bemerkung: Peter Heilands vierter Fall
Solider Krimi ohne Überraschungen
"Wo sind wir da nur reingeraten?", sagte Hanna.
"In eine Welt, die uns fremd ist", antwortete Peter.
Die "fremde Welt", das ist die Welt von fremden Kulturen in Berlin, aber auch die Welt von kriminellen Jugendlichen - Kinder, die nie eine Chance hatten, sich in das soziale Gefüge einzupassen, für die das Leben nur aus Gewalt besteht. Der Stärkere gewinnt, die Ehre ist wichtig und Rache eine Pflicht.
Osman Özal, siebzehnjähriger Kurde, hatte nie eine Chance. Vom Vater mißhandelt war die Brutalität von kleinauf seine Welt, kriminelle Delikte und Gefängnisstrafen die zwangsläufige Folge. Resozialisierung unmöglich, meint sein Bewährungshelfer, der Streetworker Mirko Brandstetter. Nach seiner Haftentlassung wollte Osman nur noch zum Original-Gangster aufsteigen. Seine Gefolgsleute, der Syrer Malik und der Deutsche Jo waren ihm treu ergeben. Brutalität war an der Tagesordnung. Der Jugendliche Marc wurde niedergestochen, weil er Osman gedemütigt hatte. Doch nun ist Osman tot. Vor der Wohnungstür seiner Freundin Leila wurde er erschossen.
Verdächtige gibt es zur Genüge. Osmans Kontrahent, der Libanese Didi, der war schon ein Original-Gangster. Und Osmans Bande versuchte, sich in Didis Revier zu drängen. Für Malik ist klar, dass Didis Bande für die Tat verantwortlich ist. Doch auch Leilas Familie war nicht gut auf den jungen Kurden zu sprechen. Leilas Vater dankt Allah dafür, dass Osman tot ist. Hat die Familie die Sache selber in die Hand genommen? Genügend Söhne sind da, die die Tat hätten begehen können. Oder hat etwa der geheimnisvolle Penner, der von den Jungen bedroht wurde, nun aber eine Waffe bei sich trägt, etwas mit dem Mord zu tun? Und welche Rolle spielt der Lehrer von Beuten?
Für Wischnewskis Team mit Peter Heiland und Hanna Iglau ist Eile angesagt. Denn sie müssen den Täter finden, bevor ihn der Özal-Clan findet, dessen ältere Söhne bereits aus der Türkei eingeflogen werden. Rache für die schändliche Tat wird von Allah erwartet.
Alles ist voraussehbar
Felix Huby ist ein alter Hase im Geschäft. Mit gewohnter Routine macht er aus einem brisanten und immer aktueller werdenden Thema einen soliden Krimi. Er bringt ein paar auffällige, aber klischeebehaftete Charaktere ins Spiel und strickt drum herum einen ordentlichen Plot mit genügend Verdächtigen, um dem Leser die Handlung schmackhaft zu machen. Doch dieser durchschaut das Spiel recht schnell, kann sich entspannt zurücklehnen und beobachten, wie Heiland und Konsorten den Fall lösen.
In Heilands viertem Fall fehlen jedoch eindeutig die Überraschungen. Die Figuren handeln wie Maschinen, alles ist voraussehbar: der eine Familien-Clan hölt seine Söhne aus der Türkei, auch im zweiten Clan lauern Söhne im Hintergrund. Die Bandenführer sind vor allem mächtige Schaumschläger und der Streetworker steht resigniert aber niemals aufgebend mittendrin. Der Showdown verpufft, ehe er richtig los geht und der Täter fällt den Ermittlern eher nebenbei in die Hände.
Enttäuscht wird auch der, der die Serienfiguren lieb gewonnen hat und wissen will, wie es weiter geht mit Peter und Hanna, mit Wischnewski und seiner Friederike. Doch da tut sich herzlich wenig und Heiland senior, der Nebenrollen-Star der ersten Bände, hat dieses Mal überhaupt keinen Auftritt.
Der vierte Heiland-Fall bleibt also eher ein laues Lüftchen. Hoffen wir für Nummer Fünf auf etwas mehr Pep, sonst lockt der Schwabe in Berlin bald keinen mehr hinter dem Ofen hervor.
Felix Huby, Scherz
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