In tödlicher Absicht
- Goldmann
- Erschienen: Januar 2009
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- Toronto: Doubleday, 2008, Titel: 'A Twist of Orchids', Seiten: 328, Originalsprache
- München: Goldmann, 2009, Seiten: 415, Übersetzt: Jutta Schiborr
Zwei Hobbydetektive stolpern durch die Dordogne
Seit einiger Zeit leben die Innenarchitektin Mara Dunn und der Orchideenliebhaber Julian Wood probeweise zusammen, was allerdings noch nicht richtig klappen will. Maras Haushälterin schmeißt regelmäßig Julians herumliegende Sachen in den Müll und dieser scheint sich fast nur für seine geliebten Pflanzen zu interessieren. Ganz besonders hat es ihm die Cypripedium incognitum angetan, eine Orchidee, deren Existenz allerdings noch nicht bewiesen ist.
Die Suche muss jedoch zurück gestellt werden, da Julian von dem türkischen Ehepaar Ismet um Hilfe gebeten wird, deren Sohn Kazim verschwunden ist. Julian macht sich eher widerwillig auf die Suche und kann diese schon bald wieder einstellen. Kazim wurde offenbar ermordet, da er dem einflussreichen Drogenboss Rocco Luca in die Quere kam. Seitdem gerät Julian in das Visier des Kriminellen, was die Stimmungslage daheim nicht verbessert. Mara hat indessen ihre eigenen Probleme, denn nach dem plötzlichen Tod ihrer Nachbarin ist deren Ehemann Joseph, der an Alzheimer leidet, plötzlich auf sich alleine gestellt. Wenig später berichtet Joseph, dass er nachts von einer geheimnisvollen Gestalt aufgesucht würde, die ihm nach dem Leben trachtet. Allgemein wird dies seinem verwirrten Geisteszustand unterstellt, doch Mara vermutet mehr und beschließt der Sache nachzugehen.
Während Julian und Mara ihre privaten Ermittlungen leiten hat die Polizei ganz andere Sorgen. Ein Einbrecher, der sich auf wertvolle Antiquitäten spezialisiert hat, macht die Gegend unsicher. Dieser ärgert die Polizei besonders durch ominöse Gedichte, die er am Tatort zurücklässt. Die Beamten sind ratlos und müssen zudem ihre Arbeitskräfte aufteilen, denn Rocco Luca scheint einen großen Coup landen zu wollen...
Kommissar Zufall ist eine verlässliche Stütze bei den Ermittlungen
Stellen Sie sich bitte folgende Situation vor. Sie wollen eine, Ihnen weitgehend fremde, Person zu einem Sachverhalt befragen, müssen jedoch feststellen, dass offensichtlich niemand daheim ist. Kurzum, das Haus steht leer und nun kommt die große Preisfrage: Wie reagieren Sie? Fahren Sie unverrichteter Dinge wieder davon oder betreten Sie das Haus, nachdem Sie bemerkt haben, dass die Haustür nicht verschlossen ist? Klar, Sie gehen natürlich rein, durchsuchen selbstverständlich die Schränke und sehen vor allem unter dem Bett im Schlafzimmer nach.
Wenn Sie jetzt vor dem Bildschirm sitzen, die Augen verdrehen und sich fragen, was denn dieser Schwachsinn soll, dann können Sie mit dem Lesen dieser Rezension aufhören. In tödlicher Absicht ist für Sie ungeeignet. Aber sind wir mal ehrlich: Wer braucht heutzutage Krimis, in denen man derart primitiv einen Fall löst beziehungsweise besagtem Einbrecher auf die Spur kommt?
So untalentierte Ermittler finden sich selten
Aber so ist Mara Dunn, eine der beiden Hauptfiguren dieses gänzlich überflüssigen Romans. Sie steckt ihre Nase (warum auch immer) ungebeten in fremde Angelegenheiten und löst wie soeben dargestellt die "schwierigsten" Fälle. Julian Wood, ihrem Lebensgefährten, ergeht es nicht besser, denn er stolpert genauso verwirrt durch die Handlung. Das erst durch seine plumpe Art der "Vermisstensuche" das Leben von Kazim in Gefahr gerät, merkt er (natürlich) viel zu spät. Etwas ketzerisch könnte man anmerken, dass die beiden "Hobbydetektive" ohnehin nur wenig von dem mitbekommen, was um sie herum geschieht. Wen wundert es da noch, dass selbst die Milch überkocht.
Die Handlung ist schwach, der Schreibstil nicht besser
So schlimm wie die stümperhaften Ermittlungsversuche ist der Erzählstil der Autorin. Seitenlang wird über die Bewältigung von völlig unwichtigen Alltagsproblemen schwadroniert. Es wird wie wild gekocht, seitenlang über Orchideen gefaselt oder mit der Putzfrau gehadert. Hinweise, die plausibel das Verhalten der beiden Protagonisten erläutern, findet man hingegen kaum.
Ganz schlimm wird es, wenn Mara mit ihren Nachbarinnen schwätzt. "Nachdem Mara Julian über das Gespräch mit xy informiert hatte...", so könnte es mit nur einem Halbsatz weitergehen. Könnte, stattdessen folgt eine Unterhaltung zwischen Mara und Julian, in der Mara die besagte Unterredung mit xy ausführlich wiedergibt, der Leser - vermutlich aber eher die Leserin - also denselben Sermon noch einmal über sich ergehen lassen muss. Ähnliches passiert, wenn die Beiden alleine sind und schon hinlänglich bekannte Sachverhalte, alle fast ausschließlich privater Natur, mit ihren Hunden "besprechen". Belangloses Geschwafel in der Endlosschleife.
Man muss sich schon sehr für Essen (beispielsweise gefüllten Gänsehals) und für nicht existierende Orchideenarten begeistern, um wenigstens ein paar Pluspunkte zu finden.
Doch Schluss jetzt. Es warten wichtigere "Krimis" darauf, entdeckt zu werden.
Michelle Wan, Goldmann
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