Scream

  • rororo
  • Erschienen: Januar 2009
  • 4
  • New York: Pocket Books, 2000, Titel: 'Deviant Ways', Seiten: 370, Originalsprache
  • Reinbek bei Hamburg: rororo, 2009, Seiten: 523, Übersetzt: Michael Windgassen
Scream
Scream
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Wolfgang Franßen
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2008

Solide Kost für stromlose Tage

Ich weiß, wer mich getötet hat

Wovor haben wir am meisten Angst? Vor dem Tod, der Folter, dass wir einen nahestehenden Menschen verlieren, der Panik? Eher vor der Ungewissheit. Zu wissen, dass da draußen eine Gefahr auf einen lauert, die nicht greifbar ist, die einen beobachtet, die jederzeit in das eigene Leben eingreifen kann, und es zu vernichten vermag, bringt einen um die Nachtruhe. Zumal in einem Fall wie Jack Caseys, der nach einem Zusammenbruch, als ein Killer seine Frau und seine Kinder umbrachte, erst auf einem Umweg zurück zu sich, zur Arbeit als Cop fand. Abseits der Serienkiller, der Perversen, der Verrückten. Casey will nicht länger FBI-Profiler sein. Doch hat ihn der Sandmann zu seinem Opfer auserkoren.

Chris Mooney mischt in seinem Thriller Scream mit seit langem eingeführten Ingredienzien einen unterhaltsamen Plot zusammen. Wir kennen die brutale Zurschaustellung von Ohmacht, in der ein Familienmitglied zusehen muss, wie der Rest der Familie hingerichtet wird, bevor es selber sterben darf. Auch die fatale Verkettung von Bombenanschlag und Ultimatum, die zum gewaltsamen Tod von Polizisten und Passanten führen kann. Die nach Big Brother aufgezogene allgegenwärtige Überwachung mittels modernster Technik setzen wir als gegeben voraus. Auch den bösen Buben, den Sandmann, der sich übers Telefon meldet, wann immer ihm danach ist, um seine Warnungen auszustoßen. Doch eines darf man Chris Mooney nicht vorwerfen, dass er sein Handwerk nicht versteht.

Zu früh gehofft

Ähnlich wie im Kino sind wir bereit, uns zurückzulehnen und uns am Spiel mit den Abgründen eines Verrückten zu erfreuen. Wer weiß, wie lange es dauert, bis ein Wahnsinniger sich erkoren fühlt, unser Leben ins Visier zu nehmen? Das Genre spielt mit der Urangst, es könne jeden treffen. Jack Casey quält sich mit Träumen herum, mit Fragmenten, die ihm bei den Ermittlungen durch den Kopf splittern, nachdem ihm die Ähnlichkeiten des eigenen Schicksals mit den Verbrechen des Sandmanns bewusst werden. Er sucht Erlösung.

Außerdem gerät die neue Frau an Caseys Seite ins Schussfeld. Er braucht lediglich mit den Ermittlungen aufzuhören, die Augen zu verschließen, sein Talent als Profiler zu verleugnen, um in Ruhe gelassen zu werden. Der Sandmann weiß, dass er das nicht kann. Die Vergangenheit treibt Casey vor sich her. Er muss sich stellen, muss dem Menschen, den er liebt ‐ und die, wie es die Gesetze des  Genres nun einmal erfordern, schön und anmutig ist, und das Versprechen auf eine bessere Zukunft in sich trägt – die drohende Gefahr verschweigen.

Fürchte dich

Schon der Titel von Mooneys Debütroman Scream klingt wie eine reißerische Aufforderung. Scream ist routiniert geschrieben, verzichtet auf sprachliche Finessen, auf ironische Brechungen, bewegt sich auf bewährten Pfaden, so dass sich das Entsetzen am besten von stockendem Atem befreit, indem es sich in einem Schrei löst. Bei jenen, die den grausamen Kitzel suchen.

Ein Thriller für fernsehlose, kinofreie Tage, in denen man sich eigenen Bildern anvertraut und mit Jack Casey leiden will. Wen es nicht stört, dass der Kaffee ein weiteres Mal aufgegossen wird, der sich wird nicht langweilen. Der Geschichte allerdings fehlt die Frische. Die liefert vielleicht die Verfilmung irgendwann.

Scream

Chris Mooney, rororo

Scream

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