Umweg zur Hölle

  • Ullstein
  • Erschienen: Januar 1984
  • 3
  • New York: Simon & Schuster, 1978, Titel: 'Chinaman´s chance', Seiten: 383, Originalsprache
  • Frankfurt am Main; Berlin; Wien: Ullstein, 1984, Seiten: 302, Übersetzt: Edith Massmann, Bemerkung: Essay von Jörg Fauser
  • Frankfurt am Main; Berlin: Ullstein, 1992, Seiten: 301, Übersetzt: Edith Massmann
  • Berlin: Alexander-Verlag, 2007, Seiten: 423, Übersetzt: Edith Massmann, Bemerkung: hg. von Martin Compart & Jörg Fauser; Essay von Jörg Fauser
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Thomas Kürten
89°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2008

Hart, aber herzlich

So wie Artie Wu eingangs des Romans Umweg zu Hölle über einen toten Pelikan stolpert, so stolpert der Leser unverhofft in die Mitte eines Komplotts, eingefädelt von zwei Meistern des Betrugs. Artie Wu und Quincy Durant kennen einander aus dem Waisenhaus und sind seitdem unzertrennlich. Nach langen mehr oder weniger erfolgreichen Jahren in den Bananenrepubliken Asiens und Lateinamerikas, sowie einer Kunstpause in Schottland, sind die beiden an die amerikanische Westküste zurückgekehrt und wollen ein ganz großes Ding drehen.

Dazu müssen sie sich mit Randall Piers verbünden, was durch den eingangs erwähnten toten Pelikan klappt. Von ihm bekommen sie den Auftrag zur Suche nach seiner Schwägerin Silk Armitage, und die wiederum könnte der Schlüssel zu einem ganz großen Komplott sein. Silk war die Geliebte eines Politikers aus Pelican Bay und ist nach dessen Ermordung abgetaucht, um seine Recherchen fortzuführen. Denn ihr Freund war einer ganz großen Sache auf der Spur. Viel Feind, viel Ehr. Und eine ganze Menge Geld, das sogar - wie soll man die beiden freundlich nennen - zwei ausgebufft Schlitzohren aus dem fernen Schottland anlockt.

Geniale Gangsterkomödie

Es gibt viele Stellen, an denen nicht nur die Pläne der beiden Helden Wu und Durant begeistern können, sondern der geniale Witz eines Ross Thomas. Nicht umsonst wirbt der Berliner Alexander-Verlag auf seinen Covern mit "America's best Storyteller", ein Prädikat das die New York Times dem 1995 verstorbenen Autor einst verpasste. So sind es immer wieder die kleinen Details, die faszinieren und die Beleg dafür sind, mit welcher Hingabe Thomas seine Romane geschrieben hat.

Der Gag zur Eröffnung (Wu stolpert über den toten Pelikan, um so eine Grund zu bekommen, nach Pelican Bay zu fahren) ist dabei noch mit der schlechteste im ganzen Roman. Richtig herrlich wird es, wenn ein einflussreicher Möchtegerngangster sich überlegt, bei seinem Gespräch mit dem Mafiaboss das Wort "ermorden" zu benutzen, um dann schockiert zu sein, wenn er es selbst um die Ohren gepfeffert kriegt. Und dann einige Kapitel später, als er einen Killer mit einer "Ermordung" beauftragt, verdreht dieser die Augen und denkt, man kann das auch stilvoller ausdrücken.

Ich kauf mir heut mal eine Stadt

Ganz nebenbei beschreibt der Autor in Vollendung, wie man sich politischen Einfluss erkaufen kann. Mit welch perfidem Plan ein Mafioso der finstersten Sorte ein ganze Stadt mit 150.000 Einwohnern unter seine Fittiche zu bringen versucht und damit auch beinahe durchkommt. Thomas gelingt wie immer die Verbindung zwischen Lesespaß und überraschend real wirkender Drohkulisse. Zum Glück, mag man denken, gibt es Gauner wie Wu und Durant, die zwar gehörig in die eigene Tasche wirtschaften, aber nebenbei auch noch die Welt retten.

Zwar hat auch Umweg zur Hölle kleine Schwachstellen und zwischenzeitliche Längen, doch Thomas weiß gerade hier immer wieder mit überraschenden Kapitelenden zu versöhnen. Keine Frage, Umweg zur Hölle gehört an die Stelle ins Bücherregal, die für die Lieblingsromane reserviert ist und die man auch nach Jahren noch mal rausholen und lesen möchte.

Umweg zur Hölle

Ross Thomas, Ullstein

Umweg zur Hölle

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