Das Auge Gottes

  • Rowohlt
  • Erschienen: Januar 2008
  • 4
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2008, Seiten: 413, Übersetzt: Anja Schünemann
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2010, Seiten: 413
Das Auge Gottes
Das Auge Gottes
Wertung wird geladen
Jörg Kijanski
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2008

Immerhin! Das Geheimnis des Amuletts lohnt die Lektüre

Im Wüstensand von Bagdad findet die TV-Reporterin Dana Landau ein Amulett, welches sie ihrer Schwester Natalie in New York zukommen lassen will. Die Existenz des Amuletts bleibt jedoch nicht unbeobachtet und kurze Zeit später wird Dana brutal ermordet. Ihr Kameramann Rusty, dessen Einsatzzeit im Irak abgelaufen ist, hat das Amulett jedoch mit zurück nach Amerika genommen und hinterlässt es dort für Natalie. Wenig später ist auch Rusty tot und Natalie wird überfallen. Der maskierte Täter hatte es offensichtlich nur auf den Anhänger abgesehen, doch mit Glück kann sie den Angreifer in die Flucht schlagen.

Fortan überschlagen sich die Ereignisse. Gemeinsam mit Danas Arbeitskollegen Jim D'Amato versucht Natalie herauszufinden, was es mit dem Amulett auf sich hat, denn ganz wertlos ist es offenbar nicht. Sein Gewicht und seine Größe lassen zudem den Schluss zu, dass sich innerhalb des Amuletts ein weiterer Gegenstand befinden muss. D'Amato schlägt ein Treffen mit einem befreundeten FBI-Agenten vor, doch auch dieses Treffen endet in einem Blutbad. Der FBI-Agent wird ermordet, ebenso zwei Agenten des US-Geheimdienstes NSU. Natalie und D'Amato bleibt nur die Flucht vor den Mördern, die der Kalifatengarde angehören, einem modernen und besonders effizienten Ableger von al-Qaida. Aber auch die rechtsextreme israelische Gruppe Schomrei Kotel ist hinter dem "Auge Gottes" her, denn wer dieses besitzt, verfügt über eine unglaubliche starke Waffe. So ist es kein Wunder, dass auch das FBI und CIA die Spur von Natalie und D'Amato verfolgen, die über Rom letztendlich bis nach Jerusalem führt. Denn das innere Geheimnis des "Auge Gottes" ist 3.000 Jahre alt und findet seinen Ursprung in der Schöpfungsgeschichte...

Schaltet man sein Hirn aus, ist der Roman richtig gut

Wenn der radikalste Nachfolger von al-Qaida, die extremste pro-israelische Gruppierung, die amerikanische National Security Unit (Geheimdienst neben der CIA) und ein religiöser Fanatiker hinter einem scheinbar harmlosen Amulett her sind und die Geschichte in Bagdad, New York, Rom und Jerusalem spielt, dann darf man sich auf einiges gefasst machen. So zum Beispiel auf eine Protagonistin, die hauptberuflich in einem Museum Ausstellungen organisiert und nach dem Tod ihrer Schwester zur Super-Nanny mutiert. Klar, dass auch einer der gefährlichsten Terroristen der Welt, der noch dazu über den "bösen Blick" verfügt, sie nicht abschrecken kann. So reist sie also mit einem Mann, den sie eigentlich gar nicht kennt, kurzerhand über die halbe Erdkugel, um das Geheimnis des Amuletts zu ergründen. Immer dicht gefolgt von den bereits genannten Gruppen, die auffallend gut über die jeweiligen Aufenthaltsorte der beiden Helden informiert sind.

Kalifatengarde, Schomrei Kotel, NSU und Mossad - da hilft oft nur Krav-Maga

Was folgt, sind endlose Verfolgungsjagden, diverse Schießereien und Prügelszenen bis hin zu einem atemberaubenden Finale. Bis dahin müssen sich unsere Helden manch' unschöner Situation stellen, was nicht immer leicht fällt, da ihre Gegner mitunter skrupellos über Leichen gehen. Da ist es natürlich von Vorteil, dass sich Natalie mit Hilfe von Krav-Maga, einer israelischen Verteidigungstechnik, erfolgreich wehren kann.

Dan Brown trifft auf James Bond könnte man sagen und so funktioniert auch dieser Roman natürlich nur, wenn man am besten gleich auf Seite eins sein Gehirn auf Stand-by-Modus oder noch besser gleich ganz abschaltet. Nimmt man die hölzernen Figuren, die flachen Dialoge und die unrealistische Story - wie in diesem speziellen Thriller-Genre üblich - in Kauf, dann, ja dann, findet man eine Story die durchaus interessant ist.

Von der Genesis zum Silmarillon. Der religiöse und geschichtliche Hintergrund rechtfertigen die Lektüre

Das Autorinnenteam Jill Gregory und Karen Tintori haben einen abenteuerlichen Mix angerührt, der den Bogen ganz locker von der Genesis über den Talmud bis hin zu Tolkiens Silmarillon spannt. Auf diese Idee muss man erst einmal kommen und immer dann, wenn mal nicht gerade verfolgt, gemordet und geprügelt wird, rechtfertigt der Roman das Weiterlesen. Das Geheimnis des "Auge Gottes" und die hierzu gegebenen Hintergrundinformationen sind nicht nur für religiöse oder geschichtsinteressierte Leser/innen recht spannend dargestellt. Völlig unverständlich ist daher, dass der rororo-Verlag bereits auf dem Buchrücken das Geheimnis des Amuletts verrät. Pfui!

Wer also die dargestellten Schwachpunkte ausklammert, findet einen Thriller, der sich angesichts seiner Thematik durchaus gut lesen lässt. Wer beispielsweise mit Dan Browns Illuminati zufrieden war, dem sei The Illumination (so der Originaltitel) empfohlen.

Das Auge Gottes

Jill & Tintori Gregory, Rowohlt

Das Auge Gottes

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Das Auge Gottes«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Dr. Drewnioks
mörderische Schattenseiten

Krimi-Couch Redakteur Dr. Michael Drewniok öffnet sein privates Bücherarchiv, das mittlerweile 11.000 Bände umfasst. Kommen Sie mit auf eine spannende und amüsante kleine Zeitreise, die mit viel nostalgischem Charme, skurrilen und amüsanten Anekdoten aufwartet. Willkommen bei „Dr. Drewnioks mörderische Schattenseiten“.

mehr erfahren