Blutsonne

  • Gmeiner
  • Erschienen: Januar 2008
  • 1
  • Meßkirch: Gmeiner, 2008, Seiten: 279, Originalsprache
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Thomas Kürten
66°1001

Krimi-Couch Rezension vonOkt 2008

Ein Serienmörder spielt Schnitzeljagd

Katrin Sandmann hat inzwischen so einiges durchgemacht. Die Fotografin wurde bereits drei mal mehr oder weniger freiwillig in Kriminalfälle verwickelt und hat diese mit untrüglichem Spürsinn lösen können. Mit Blutsonne präsentiert die Düsseldorfer Autorin Sabine Klewe nun den vierten Roman um die Amateurdetektivin wider Willen - und wiederum kann sich die Protagonistin nicht davor retten, in die Ermittlungen der Polizei in einem Mordfall einzugreifen.

An einem mächtigen Baum im Düsseldorfer Rheinpark aufgeknüpft findet die Polizei die Leichen eines Bankangestellten und seiner Frau. Durch ihren Freund, den Journalisten Manfred, erfährt Katrin von dem Leichenfund und erinnert sich an ein Referat, das sie noch zu Schulzeiten über den Fundort halten musste: an dieser Stelle war vor weit über hundert Jahren ein Richtplatz, an dem Verbrecher gehenkt wurden. Und auch bei der Polizei besteht kein Zweifel, die Mordkommission kann nur "MK Henker" heißen.

Stadtgeschichte zum anfassen

Während Kommissar Halverstetts Sinne von der verführerischen Gerichtsmedizinerin Lahnstein etwas eingetrübt werden, hat Katrin Sandmann eine wundersame Erleuchtung. Obwohl erst dieses eine Verbrechen geschehen ist, ist sie sich sicher, dass man es mit einem Serientäter zu tun hat und er weitere historische Richtplätze der Stadt inszenieren wird. Wie praktisch, dass sie diese Orte gerade für einen neuen Bildband ablichten muss. Und so passiert es ihr prompt, dass sie sehr früh am nächsten Morgen die Leiche eines ehemaligen Polizisten entdeckt. Und ja, es war natürlich derselbe Täter, der damit jedoch noch lange kein Ende gefunden hat.

Blutsonne ist ein sehr gefälliger Kriminalroman. Nicht gerade preisverdächtig, aber mit allen Elementen versehen und somit alle Klischees bedienend, die ein zeitgenössischer Krimi so zu haben pflegt. Der mürrische Kommissar mit dem krummen Privatleben, die attraktive Protagonistin, die sich unversehens in Gefahr begibt, ein brutaler Mörder und die ein oder andere überraschende Wendung. Und der Roman verliert sich zu keiner Zeit in Nebenschauplätzen, hat einen roten Faden.

Roter Faden?

Habe ich "roter Faden" gesagt? Vielmehr handelt es sich um ein rotes Seil von der Stärke, mit der ein Schiff von der Größe der Titanic im Hafen vertäut wird. Jeder Schritt, den Katrin Sandmann unternimmt, führt sie näher an den Täter. Egal, ob sie mit einer Freundin schnackt oder für die Schwester der Freundin der Nachbarin den entlaufenen Hund sucht, immer gewinnt sie neue Erkenntnisse über den möglichen Täter und seine Opfer. Glaubwürdig wäre das, wenn die Geschichte in einem Dorf mit 250 Einwohnern spielte. Aber Ort der Handlung soll Düsseldorf sein, eine Stadt mit immerhin über 500.000 Einwohnern. Die Vielzahl an Zufällen und spontanen Eingebungen, über die die Fotografin auf der Suche nach dem Mörder stolpert, sind ein sich stetig wiederholendes Ärgernis in diesem Roman. Aber sie sind auch der Grund, warum die Handlung funktioniert.

Es ist selten, dass ein Roman mit so stringent aufgebauter Handlung nicht überzeugen kann. Blutsonne baut auf einer guten Idee auf, weist Spannungsmomente auf, kann beim Leser Überraschungen bewirken und hat eigentlich auch die Figuren, mit denen ein Krimi funktionieren kann. Leider trübt die Häufung von Zufällen ein an und für sich stimmiges Gesamtbild.

Blutsonne

Sabine Klewe, Gmeiner

Blutsonne

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