Single und Single
- Weltbild
- Erschienen: Januar 2000
- 2
- London: Hodder & Stoughton, 1999, Titel: 'Single & Single', Seiten: 336, Originalsprache
- München: Heyne, 2001, Seiten: 380
- Augsburg: Weltbild, 2000, Seiten: 413
- München: Heyne, 2004, Seiten: 390
- Berlin: List, 2009, Seiten: 430
- Berlin: List, 2010, Seiten: 430
Quälende Langeweile
Erstes Kapitel: In einem einsamen türkischen Steinbruch wird ein Anwalt durch einen Kopfschuss hingerichtet. Seine Mörder dokumentieren ihre Tat auf Video. Alfred Winser war Anwalt des mächtigen Londoner Handelshauses Single & Single und hatte bis zum Schluß keine Ahnung, warum er sterben musste. Er hat nur seine Aufträge ausgeführt und keine Entscheidungen getroffen.
Zweites Kapitel: Oliver Hawthorne bereitet sich in England auf seine Vorstellung vor. Er tritt auf Kinderfesten als Clown auf. Doch warum muß der Bankdirektor ihn so dringend sprechen, dass er ihm sogar hinterher reist?
Im dritten Kapitel wird der Leichnam von Mr. Winser nach London überführt und wieder neue Personen in die Handlung eingeführt, ohne daß man bis dahin sonderlich viel Klarheit erhält, um was es eigentlich geht. Die beiden Handlungsstränge verlaufen nun eine zeitlang abwechselnd, bis man dahinter kommt, dass es sich bei Oliver Hawthorne - der eigentlich Oliver Single heißt - um den jüngeren Teil der Firma Single & Single handelt. Der andere Teil - Olivers Vater Tiger Single - scheint verschwunden. Endlich begreift man erste Zusammenhänge, viel mehr aber auch nicht.
Oliver war für das Imperium in der Türkei und Georgien tätig, um ähnlich wie Alfred Winser Verhandlungen zu führen. Doch was hat dazu geführt, dass der millionenschwere Oliver Single für wenige Pfund unter falschem Namen als Clown auftritt?
Diese Art zu schreiben kennt man von John Le Carré, und auch die Schilderung eines Vater-Sohn-Konfliktes bringt der Autor nicht zum ersten Mal. Keine Agenten diesmal, aber skrupellose Geschäftsleute, die in mehr oder weniger ehrliche Geschäfte quer durch den Kontinent verstrickt sind. Großbritannien, die Türkei und Georgien bilden die Hauptschauplätze des Romans.
Das klingt soweit sicher nicht schlecht und macht neugierig, doch leider bleibt die Handlung größtenteils verworren und man quält sich über langatmige Abschnitte hinweg, ohne daß auch nur einmal wirkliche Spannung aufkommt. Die Story wirkt an den Haaren herbeigezogen und die Aufklärung wird am Schluß auf wenigen Seiten abgehandelt. Das Ende hätte nicht abrupter sein können. Nun könnte man ja vermuten, dass sich der Autor in der auf fast 400 Seiten aufgeblasenen dünnen Handlung in interessante Charakterstudien vertieft, doch auch darauf wartet man vergebens. Dagegen findet man massenweise Klischees vor. Viele unwesentliche Dinge, die für den Plot keine Rolle spielen, füllen die Seiten, ohne daß sie wenigstens unterhaltsam wären.
Die Taschenbuchausgabe verärgert zudem durch viele Druckfehler, merkwürdigerweise meist bei kurzen Worten. Man hatte den Eindruck, dass der Lektor unter Sehstörungen litt.
Man sollte lieber zu Le Carrés älteren Agentenromanen greifen, auch wenn diese nicht mehr ganz zeitgemäß sind.
John Le Carré, Weltbild
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