abgemurkst

  • Droste
  • Erschienen: Januar 2008
  • 6
  • Düsseldorf: Droste, 2008, Seiten: 348, Originalsprache
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Thomas Kürten
44°1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2008

Leichen in skurriler Gesellschaft

Maggie Abendroth befindet sich in einer schwierigen Phase ihres Lebens. Als Comedy-Drehbuchautorin scheint sie in Köln niemand mehr zu brauchen und nun sieht sie sich im heimischen Bochum auf dem besten Wege, ihr Leben zur Komödie zu gestalten. Ihr zwischenzeitlicher Chef, ein Bestatter, sitzt unschuldig, aber immer noch schweigend im Knast. Ihr guter Freund Winnie Blaschke, seines Zeichens Kommissar, ist sehr zu Maggies Bedauern neuerdings schwul und hat seinen ersten Freund, einen russischen Tänzer. Ihre beste Freundin macht einen "Arbeitsausflug" mit ihrem Ex nach Rom. Unterdessen soll das Haus, indem sie nach dem Wasserschaden in ihrer Mietwohnung Unterschlupf erhielt, verkauft werden. Genug Stoff, um ein halbwegs geordnetes Leben ins Chaos zu stürzen?

Offenbar nein. Maggie muss zudem Winnies Oma nach Bad Camberg in die Kur begleiten. Neben Diät, Fango und Kurschatten ist Maggie insbesondere von der agilen Oma Berti und ihren neu gewonnenen Freundinnen genervt. Die Kur ist fast beendet, da findet Oma Bertis Team bei der alljährlichen Schnitzeljagd nicht nur die Schatzkiste, sondern darin auch eine menschliche Hand (die dort eigentlich nichts zu suchen hat). Das Verbrechen witternd, heftet sich Berti an die Fersen des ermittelnden Kommissars im Kurort. Doch auch die schönste Kur geht mal zu Ende. Kaum zurück in Bochum, finden einige Männer aus Maggies nahem und fernem Bekanntenkreis einen plötzlichen Tod.

Wo das Chaos regiert

Wo bitte geht es hier zum Mord? Orientierung? Roter Faden? Die beiden Mincks schreiben nicht einfach einen plumpen Krimi, sondern setzen einen Schwerpunkt auf Slapstick und Situationskomik. Bissige Kommentare und nervige Verhaltensauffälligkeiten kennzeichnen über die vollen 346 Seiten, aber insbesondere am Anfang jede einzelne auftretende Figur. Wo gibt es so viele Käuze auf einen Haufen? Natürlich nur in der Comedy. Und als nichts anderes darf ein Maggie-Abendroth-Roman gelesen werden.

Über weite, sehr weite Strecken hat man nicht den Eindruck, in einem Krimi zu sein, sondern in einem mit wilden Kräutern und anderen Ingredienzien aufgeputschten Kaffeekränzchen. Man erlebt hautnah das Durcheinander in Maggies Leben, durch das sie sich mehr treiben lässt, als dass sie es in die Hand nimmt. Das ist nicht immer einfach, eine gewisse Kondition braucht man da schon als Leser. Ein Witz jagt den anderen, eine Pointe die nächste und manch ein Gag ist dabei auch so flach, flacher geht's nicht. Egal, das ist die Form der Unterhaltung, mit der private Fernsehsender ihr Freitag- und Samstagabendprogramm füllen und das würden die nicht tun, wenn es dafür kein Publikum gäbe.

Überraschende Wende

Zu einem Zeitpunkt, zu dem man sich bereits die Schenkel blau geklopft hat vor lachen, wittert Maggie mit untrügerischem Instinkt, dass da doch zu plötzlich zu viele Männer eines unnatürlichen Todes sterben. Und so beginnt dann doch noch ein Krimi. Gibt es Zusammenhänge oder gar einen Verdächtigen? Und ehe sie sich versieht, ist Maggie selbst in höchster Gefahr.

Entweder man mag es oder man lässt es bleiben. Es ist eine Frage der Erwartungen, mit der man an diesen Roman herangeht. Das Cover im Comic-Stil zeigt schon mal deutlich, wo es lang gehen wird. Dennoch fischt man mit Maggie Abendroth gefährlich lange im Trüben, bevor aus der gewollten Überdosis Comedy auch noch Ansätze eines Krimis hervorschielen. So wird Maggie Abendroth nicht die legitime Antwort auf den Ruhrpott-Marlowe Kryszinsky (Jörg Juretzka), sondern allenfalls die geistige Schwester eines Atze Schröder mit Hang zum Fatalismus.

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Minck & Minck, Droste

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