Maigret und die kleine Landkneipe
- Kiepenheuer & Witsch
- Erschienen: Januar 1955
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- Paris: Fayard, 1932, Titel: 'La guinguette à deux sous', Seiten: 254, Originalsprache
- Zürich: Diogenes, 1986, Seiten: 162, Übersetzt: Bernhard Jolles und Heide Bideau
- Zürich: Diogenes, 2008, Seiten: 160, Übersetzt: Bernhard Jolles und Heide Bideau, Bemerkung: Sämtliche Maigret-Romane in 75 Bänden, Bd. 11
- Köln; Berlin: Kiepenheuer & Witsch, 1955, Titel: 'Maigret und die Groschenschenke', Seiten: 189, Übersetzt: Bernhard Jolles
- München: Heyne, 1967, Titel: 'Maigret und die Groschenschenke', Seiten: 142, Übersetzt: Bernhard Jolles
Maigret ermittelt in einem sechs Jahre alten Mordfall
Im Santé-Gefängnis wartet Jean Lenoir auf die Entscheidung über sein Gnadengesuch. Wegen bandenmäßigen Raubmordes wurde er angeklagt und verschwieg bislang beharrlich die Namen seiner Mitstreiter. Als ihm Kommissar Maigret, der am nächsten Tag in Urlaub fahren möchte, über die Ablehnung seines Gnadengesuches informiert wird Lenoir klar, das seine Hinrichtung unmittelbar bevorsteht. Und auch wenn er bis zum bitteren Ende niemanden verpfeifen möchte, so deutet er gegenüber Maigret immerhin an, dass es auch noch eine andere Person verdient hätte.
Vor sechs Jahren beobachtete Jean mit seinem Kumpel Victor zufällig, wie ein Mann nachts eine Leiche in die Seine warf. Doch statt zur Polizei zu gehen erpressten sie ihn, um ihren eigenen Lebensunterhalt aufzubessern. Plötzlich verschwand der Mann und tauchte erst vor drei Monaten wieder auf. In einer kleinen Landkneipe unweit von Paris.
Maigret fährt zunächst nicht in Urlaub und erhält drei Wochen nach Lenoirs Hinrichtung eher zufällig einen Hinweis auf die fragliche Landkneipe, in der sich der ehemalige Mörder von Zeit zu Zeit aufhalten soll. Kurz entschlossen macht sich Maigret auf den Weg und gerät in eine seltsam anmutende Gruppe, die eine Bauernhochzeit feiern möchte. Hoch geht es her und am nächsten Tag gerät Maigret widerwillig gar in einen aktuellen Mordfall. Der Wäschehändler Feinstein liegt erschossen hinter dem Lokal. Direkt neben ihm steht der Kohlenhändler Basso, der seit geraumer Zeit eine Beziehung mit Feinsteins Frau hat. Basso schaut verwirrt drein, hält die Tatwaffe in der Hand und murmelt immer wieder, dass er es nicht gewesen sei. Als zwei Polizisten mit Basso am Bahnhof auf den Zug warten, der ihn ins Pariser Gefängnis bringen soll, nützt Basso die Gelegenheit zur Flucht...
Nur ein durchschnittlicher Maigret-Roman
Simenons Kult-Kommissar Maigret ist eigentlich immer eine Bank und sorgt auf seine eigenwillige Art für kurzweilige Unterhaltung, was auch durch den Umstand verstärkt wird, dass man jeden Maigret-Roman mühelos an einem Tag auslesen kann. Nach wie vor erfreuen sich gerade die Maigret-Krimis immer noch großer Beliebtheit. Aktueller Beweis: Am 13. März diesen Jahres startete die Ausgabe einer Maigret-Gesamtausgabe, welche stolze 75 Bände umfasst.
Simenon war ein Vielschreiber und benötigte für seine Romane oftmals keine zwei Wochen. Dass dabei nicht nur erlesene Perlen der Krimikunst entstanden ist verständlich. Der vorliegende Roman gehört zu den eher unbekannten Folgen und hat auch leider einige Schwächen. Maigret überbringt Lenoir die Mitteilung über seine Hinrichtung und will am nächsten Tag in Urlaub fahren. Dann nimmt ihn urplötzlich eine Scheckfälscheraffäre voll in Anspruch und kaum ist diese Begründung für seine Urlaubsverschiebung gelesen, taucht sie ebenso schnell wieder in der Versenkung unter. Gut, die Side-Story hätte nicht wirklich interessiert, doch warum sie dann überhaupt erwähnen? Hätte man diese beiden Sätze (mehr sind es nicht) weggelassen, alles wäre gut gewesen. Derartige vermeidbare Schnitzer aber sind schlichtweg ärgerlich.
Für Krimi-Nostalgiker trotz Schwächen ein Genuss
Der Rest des kurzen Plots, nach nicht einmal 160 Seiten ist schon wieder alles vorbei, wäre schnell erzählt, soll hier aber nicht vorweg genommen werden. Nur so viel sei verraten, obwohl Sie es sich vermutlich schon denken können. Der sechs Jahre zurückliegende Mord und der aktuelle Fall hängen irgendwie miteinander zusammen. Alles scheint zunächst klar zu sein, doch wie heißt es so schön: Unverhofft kommt oft. Maigret sei Dank!
Trotz diverser kleiner Schwachstellen, auch diesen Maigret-Roman kann man gerne lesen und sei es in erster Linie aus nostalgischen Gründen. Herrlich, wenn Maigret nach einem Telefon fragt, um die Polizei wegen des ermordeten Feinsteins zu rufen und als Antwort erhält, ein Telefon gäbe es nur am Bahnhof oder an der Schleuse.
"Wollen Sie bitte Licht machen", sagte Maigret zu der Alten.
"Muß erst nachsehen, ob ich Petroleum habe."
Maigrets Frau versteckt sich wie üblich im Hintergrund, genauer gesagt im Elsass, wo sie eigentlich mit ihrem Mann gemeinsam Urlaub machen wollte. So folgt ein Telegramm dem nächsten, wann er denn endlich kommen werde. Ungewohnt selten übrigens greift Maigret zu seinem Markenzeichen, seiner geliebten Pfeife. Dafür macht er "Werbung" für Pernod.
Georges Simenon, Kiepenheuer & Witsch
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