Den Göttern trotzt man nicht

  • Grafit
  • Erschienen: Januar 2008
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  • Dortmund: Grafit, 2008, Seiten: 251, Übersetzt: Gabriele Schrey-Vasara
  • Porvoo: WSOY, 1982, Titel: 'Jumalia ei uhmata', Seiten: 233, Originalsprache
  • Dortmund: Grafit, 2011, Seiten: 251
Den Göttern trotzt man nicht
Den Göttern trotzt man nicht
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Thomas Kürten
74°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2008

Urlaubskommissar

Wir kennen diese Urlaube. Die Sonne brennt sengend heiß vom Himmel, das Meer viel zu blau und außerdem pipiwarm. Man brutzelt den ganzen Tag lecker vor sich hin, liest dabei ein Buch und es passiert... NICHTS! Bei Kommissaren oder Privatdetektiven ist das natürlich ganz anders. Wenn die Urlaub machen, wird um sie herum genau wie daheim lustig gemeuchelt und gemordet. Bei finnischen Kommissaren ist das natürlich nicht anders.

Kommissar Lauri Hanhivaara ist mit einer Gruppe finnischer Pauschaltouristen nach Sizilien gereist. Da er weiß, welch abtörnende Wirkung sein Beruf auf seine Mitmenschen hat, gibt er sich allerseits als Versicherungsmakler aus, denn so getarnt kann er aufdringlicheren Mitreisenden am leichtesten entkommen. Hanhivaara beobachtet viel in diesem Urlaub, so auch wie sich der junge Student Piskonen mit einem mitreisenden Antiquar anlegt. Piskonen droht dem Geschäftsmann nach einem Streit laut mit seinen Mafiafreunden und tatsächlich erhält der Mann bald anonyme Drohbriefe. Kurz vor Abreise findet man ihn erstochen auf einem Friedhof. Und obwohl die Indizien auf einen Mafiamord hindeuten, vermutet Hanhivaara den Mörder unter den finnischen Touristen. Aber war es wirklich Piskonen, der nach bekannt werden der Tat spurlos verschwand? Mehrere andere Mitreisende kannten das Opfer, wobei sich keiner von ihnen in allzu freundschaftlicher Beziehung zu ihm befand.

Unterhaltsamer Urlaub...

Den Finnen Kirstilä lernen wir in Deutschland ja erst mit gehöriger Verspätung kennen. "Den Göttern trotzt man nicht" ist sein fünfter Roman aus der Hanhivaara-Reihe und er datiert im Original aus dem Jahre 1981. Durch die ersten vier Romane durften wir einen geistreichen und humorvollen Autor kennen lernen, der knifflige und verzwickte Mordfälle konzipieren kann und dessen zynisch-kauziger Kommissar sich bei der Aufklärung nie so recht in den Vordergrund drängen mag. Auch hier stellt sich wieder der Eindruck ein, dass der Fall an sich mit all seinen Facetten mehr Aufmerksamkeit des Lesers beansprucht als der Protagonist.

Sehr gründlich und rundum unterhaltsam ist dem Autor die Vorbereitung des Mordfalles gelungen. Die ersten 65 Seiten des Romans knüpfen nahtlos an die hohe Klasse der Vorgängerromane an. Da schreibt der Autor mit frecher und neugierig machender Feder. Er baut langsam eine Dramatik auf und spitzt die irrwitzige Situation um den immer eingeschüchterter wirkenden Antiquar zu. Auch der Start von Hanhivaaras Ermittlungen im Wechselspiel um den noch mürrischer und kauziger rüber kommenden sizilianischen Kommissar Toretta ist viel versprechend.

...aber Längen bei den Ermittlungen

Doch ab dem zweiten Drittel weist der Roman einige Längen auf, die wir bislang bei Kirstiläs anderen Romane nicht kennen gelernt haben. Die Idee, einen ganzen Mordfall quasi per Flugzeug von einem Land in ein anderes zu verfrachten, klingt schon irrwitzig und tatsächlich rumpelt die Handlung an einigen Ecken und Kanten vorbei. Piskonen taucht wieder auf, stellt sich der Polizei, will jedoch gleichzeitig durch einen Privatdetektiv (Hanhivaaras ehemaliger Kollege Huhtanen) seine Unschuld beweisen lassen. Auf einmal stellt sich heraus, das die Reisegruppe zu einem gewissen Teil aus kleinkriminellen Pornoschmugglern bestand, die ihr Netzwerk unter anderem über das Antiquariat des Ermordeten betrieben. Außerdem ist der Zimmergefährte des Ermordeten zufällig der Bruder einer Frau, die vor zig Jahren von dem inzwischen Getöteten vergewaltigt wurde. Spuren, die zu offensichtlich im Sande verlaufen, Indizien, die sich zu schnell in Luft auflösen... man kann beinah die Uhr danach stellen.

Dankenswerter Weise präsentiert Kirstilä wieder mal ein versöhnliches Ende, bei dem sich der Leser nach gründlicher Aufarbeitung der Vorgehensweise des Mörders genüsslich vor die Stirn klopfen und vom Strahl der Erkenntnis geblendet sein wird. Somit ist Teil 5 der Hanhivaara-Reihe zwar sicherlich nicht der beste, aber immer noch ein guter und interessanter Fall für den Kommissar aus Tampere.

Den Göttern trotzt man nicht

Pentti Kirstilä, Grafit

Den Göttern trotzt man nicht

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