Schleichendes Gift
- DerHörVerlag
- Erschienen: Januar 2008
- 21
- München: DerHörVerlag, 2008, Seiten: 6, Übersetzt: Berkel, Christian
- London: HarperCollins, 2007, Titel: 'Beneath the bleeding', Originalsprache
- Augsburg: Weltbild, 2009, Seiten: 537
Giftmörder und Bombenleger
Drei Jahre haben die Fans der Jordan/Hil-Reihe auf den fünften Teil Schleichendes Gift (Beneath the Bleeding) warten müssen. Zu welchen Abgründen der Seele wird Val McDermid ihre Leser dieses mal führen? Und wie wird sich die private Beziehung der Ermittlerin und des Profilers weiter entwickeln?
Im November-Podcast der Krimi-Couch verriet die Schottin, dass es um Giftmord, Terror und Fußball gehen wird.
Ein Fußballstar wird vergiftet
"Ich weiss, es klingt verrückt, aber haben Sie an eine Rizinvergiftung gedacht?"
Mit dieser Diagnose, die die Assistenzärztin Elinor Blessing ihrem Chef mitteilt, besiegelt sie das Schicksal des Top-Spielers der ersten Mannschaft von Bradfield Victoria. Robbie Bishop hat gegen Rizin keine Chance, denn es gibt es keine Therapie. Chief-Inspektorin Carol Jordan ermittelt in diesem Giftmord bereits, bevor das Opfer verstorben ist und tritt dennoch lange auf der Stelle. Bishop war ein netter Kerl und führte ein Leben ohne Skandale. An dem Abend, bevor der Fußballspieler krank wurde, traf er einen ehemaligen Schulkameraden in der Disco. Ist Robbies Mörder ein Ehemaliger der Harriestown High School?
Die Bombe im Stadion
In der Nähe der VIP-Lounge des Victoria Park Stadions explodiert im ersten Premier League Spiel nach Bishops Tod eine Bombe, die über 30 Menschen tötet. Die Antiterroreinheit CTC übernimmt die Ermittlungen. Man glaubt an einen fundamentalistisch- islamistischen Hintergrund, weil kurz vor der Explosion ein junger Pakistani Zugang zu dem Block erhielt, um die Elektronik zu reparieren. Mitten in der verzweifelten Panik rettet Tom Cross viele Verletzte aus dem Blutbad. Später wird der Ex-Polizist selbst in die Klinik eingeliefert, die Ärzte stellen bei ihm die Symptome einer Vergiftung durch Digitalis fest.
Tony und Carol
Nein, die Polizistin und der Psychologe finden immer noch nicht zueinander, auch das verriet Val McDermid im Interview. Vielleicht bleibt ihre Beziehung gerade deswegen so spannend.
In Schleichendes Gift ermitteln beide etwas unabhängiger voneinander, als man das aus den anderen Bänden der Reihe gewohnt ist. Tony liegt im Krankenhaus nachdem ein Patient der psychiatrischen Klinik mit der Axt sein Knie zertrümmert hat. Ausgerechnet jetzt taucht seine kaltherzige Mutter auf und erweckt Erinnerungen, die er eigentlich lieber ruhen lassen würde. Carol hat ebenfalls mit sich selbst genug zu tun. Sie leidet zunehmend darunter, dass Personalverantwortung auch Schuldgefühle mit sich bringt, wenn jemandem aus ihrem Team etwas passiert. Diesen Frust versucht sie, mit Alkohol abzubauen und büßt manchmal ihr Urteilsvermögen ein.
Carols und Tonies Zusammenarbeit funktioniert nach dem bewährten Muster. Carols Team ermittelt die Fakten, der Profiler ergründet die Psyche der Täter. Tony wirkt in Schleichendes Gift besonders sympathisch, weil er im Umgang mit seiner Mutter Nerven zeigt und trotz seiner Verletzung unnachgiebig Mörder jagt. Selbstbewusst verfolgt er auf eigene Faust Spuren, die Carol bereits abgeschrieben hat und trifft genau ins Schwarze.
Kontrastreiche Themen
Val McDermid verknüpft in Schleichendes Gift ein klassisches und ein brandaktuelles Verbrechensmotiv. Selten wird in einem zeitgenössischen Krimi mit Gift gemordet, denn es ist weder spektakulär, noch blutig. Diese Merkmale treffen eher auf das zweite Thema, die Bombenexplosion im Stadion zu.
So gegensätzlich wie die Fälle, so unterschiedlich sind auch die Mittel, mit denen die Autorin Spannung und Atmosphäre erzeugt. Während der Giftmörder unantastbar im Hintergrund zu lauern scheint, verfolgt der Leser jedes Detail der Planung des Attentats. Am Ende verblüfft die Autorin in zweifacher Hinsicht. Die eine Lösung schien greifbar nah zu sein, die andere hätten wohl die Wenigsten überhaupt in Betracht gezogen.
Die häufigen Schauplatzwechsel sorgen für Abwechslung und Energie, unnötige Längen sucht man in Schleichendes Gift vergeblich. Jedoch bleibt bei dem hohen Tempo viel von der gewohnten atmosphärischen Dichte auf der Strecke, worunter vor allem die Rahmenhandlung mit den beiden Hauptprotagonisten leidet. Wer tiefgründige Momente und entscheidende Signale für ihre Beziehung erwartet, muss sich ganz bis zum Ende gedulden.
Alles in allem hat Val McDermid mit einer interessanten Kombination von Verbrechen viel gewagt und Einiges gewonnen. Nicht oft wird man so elegant getäuscht und nachhaltig gefesselt, ohne das immer wieder Blut fließen muss.
Val McDermid, DerHörVerlag
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