Schneemann
- Hörbuch Hamburg
- Erschienen: Januar 2008
- 110
- Oslo: Aschehoug, 2007, Titel: 'Snømannen', Originalsprache
- Hamburg: Hörbuch Hamburg, 2008, Seiten: 6, Übersetzt: Mommsen, Oliver
- Berlin: Ullstein, 2009, Seiten: 488
- Berlin: List, 2011, Seiten: 488
Das erste Krimi-Highlight in diesem Winter
Serienmörder haben einen gewissen Mythos. Denn während in den vergangenen Jahrzehnten die Krimiszene geradezu von Serienmördern überflutet wurde, gibt es sie im Alltag zum Glück mitnichten so häufig, wie uns die Kriminalliteratur suggerieren mag. Gerade der Typ Serienkiller, der zu einem Katz-und-Maus-Spiel mit seinem Widersacher bei der Polizei neigt, ist für Krimileser inzwischen zu Fast Food verkommen und in der Realität ein so gut wie nie zu beobachtendes Phänomen.
Doch dass aus diesem Stoff auch ein wahrer Gourmet-Krimi entstehen kann, das beweist Jo Nesbö mit seinem Schneemann. Sein Kommissar Harry Hole, ein Alkoholiker, der gerade mal wieder trocken ist und immer wieder schwere Gefechte gegen seine Sucht austragen muss, erhält einen anonymen Brief, in dem Morde angekündigt werden. Er startet auf eigene Faust Ermittlungen über die verschwundenen jungen Mütter der letzten zehn Jahre und kommt zu dem Schluss, dass deutlich zu viele nicht mehr aufgetaucht sind. Gerade am Tag des Wintereinbruchs gab es in Oslo immer wieder ungelöste Fälle. Und auch in diesem Jahr verschwinden wieder zwei junge Mütter. Da an den Tatorten ein Schneemann steht, den der Täter dort gebaut hat, hat der Serienmörder schnell seinen Namen weg.
Der "Schneemann" ist ein Mensch, der nach einem traumatischen Erlebnis in seiner Kindheit einen fortwährenden Konflikt mit seiner Mutter ausfechten muss. Stellvertretend für sie lässt er seine Aggressionen gegenüber jungen Müttern aus, die zunächst nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Doch Harry Hole entdeckt eine Spur, die zu einem Schönheitschirurgen führt, der sich auf dem Gebiet neurologischer Erbkrankheiten weitergebildet und um die Kinder der jungen Mütter gekümmert hat. Doch dieser Arzt will mit Rücksicht auf seine anderen Patienten aus der norwegischen Prominenz nicht über die Erkrankungen der Kinder reden. Doch da die Väter der Kinder nicht erkrankt sind, wittert Harry eine neue Spur: Die Kinder müssen einen anderen Erzeuger haben.
Wieder einmal: starke Charaktere
Eigentlich mit einfachen Mitteln baut Jo Nesbø seinen Roman auf. Er ist dabei jedoch unvergleichlich effizient und konsequent, baut kleine und große Überraschungen ein und behält durchweg sein angenehmes Erzähltempo ein. Nesbø hat viele Stärken, aber seine größte ist es wohl, wie er seinen Charakteren Leben einhaucht. Natürlich ist insbesondere Harry Hole in seinem ständigen Kampf gegen den Alkohol sein Meisterwerk. Doch auch Figuren, die mit diesem Roman neu eingeführt werden, wie die Kommissarin Katrine Bratt oder der Verleger Arve Stöp werden meisterhaft vorgestellt. Dennoch - und das soll der einzige Hauch von Kritik an diesem Roman sein - sollte man einige Figuren schon in den vorhergehenden Bänden einmal kennen gelernt haben, damit das Verständnis der vielen wechselseitigen Beziehungen leichter fällt.
Norwegen hat einen neuen Serienkiller. Für Harry Hole bewahrheiten sich damit schlimmste Befürchtungen, denn er ist der einzige Polizist in Norwegen, der es schon mal mit einem Serienkiller aufnehmen musste (Der Fledermausmann) und er sieht sich nun mit seinen schlimmsten Alpträumen konfrontiert. Die besondere Stärke des Romans Schneemann liegt darin, falsche Spuren zu legen und den Leser zu täuschen. Das ist Garant für Spannung und Überraschungseffekte. Die sehr gute Zeichnung der einzelnen Charaktere sorgt für Authentizität und Lebensnähe. Wer den Norweger Jo Nesbø tatsächlich noch nicht kennt, sollte nun nicht mehr lange zögern. Meisterhaft!
Jo Nesbø, Hörbuch Hamburg
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