Grace Flint - Die 3. Mission
- Fischer Taschenbuch Verlag
- Erschienen: Januar 2008
- 1
- London: Headline, 2006, Titel: 'Flint´s Code', Originalsprache
- Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 2008, Seiten: 553, Übersetzt: Ulrike Wasel & Klaus Timmermann
Klischeehaft und nervig
Paul Eddies dritter Roman Grace Flint - die 3. Mission mit seiner Agentin vom der US Financial Strike Force hat länger als geplant auf sich warten lassen. Der Fischer Verlag hat daher erneut die ersten beiden Teile Der 1. Plan und Der 2. Verrat zusammen mit dem aktuellen Band heraus gebracht. Ist nun ein Ende von Grace Jagd auf den Geldwäscher Gröber in Sicht?
Ein heisser Tipp
Grace Flint und Jerry Crawford haben von einem Spitzel den Hinweis bekommen, das sich der Chef des Geldwäscher-Syndikats Gröber auf einer Farm in Kissimmee/Süd Florida aufhält. Da die Agentin nach einem Sturz vom Traktor benommen im Dreck liegt, leitet Jerry den Zugriff und läuft in eine Sprengfalle. Crawford selbst kommt mit schweren Verletzungen davon, alle anderen Teammitglieder sterben. Die Spurensucher finden den Informanten ermordet und in einem Karton verrpackt. Gröber hat erneut das Leben von Menschen, die unter Grace Kommando Jagd auf ihn machten, auf dem Gewissen.
Verwundbarer Punkt
Nach dem Kissimme-Massaker schleust sich Grace in eine von Gröbers Scheinfirmen als Finanzexpertin ein, wo sie bald das Vertrauen der Chefs gewinnt. Die Gup-Brüder schicken sie nach England, wo sie die Mittelsmänner eines Geschäfts überprüfen soll und gleichzeitig das Gröber Imperium näher durchleuchten will.
Der ehemalige Stasi-Spitzel und jetzige Finanzmanager für schmutzige Geschäfte arbeitet mit einem seiner ehemaligen Geheimdienstfeinde Çarçani zusammen. Der Albaner gilt als besonders skrupelloser Verbrecher. Die Agentin Flint hofft in England an beide Gangster heran zu kommen, doch eine private Angelegenheit kommt ihr dazwischen. Sie bricht ihren Einsatz ab, holt ihren kleinen Sohn Jack und reist in die USA zurück. Dort macht sich ein Auftragskiller auf den Weg, um Grace an ihrer verwundbarsten Stelle zu treffen.
Feinde und Geheimdienste
Der intime Kenner der Verbrecher- und Geheimdienstszene Paul Eddy erschafft in seinen Grace Flint-Thrillern ein komplexes Geflecht aus Spionage und schmutzigen Geschäften. Die Geheimdienste stechen sich gegenseitig aus und wirklich jeder steht im Verdacht, sich ein Zubrot jenseits der Frontlinie zu verdienen. So kämpft Grace Flint nicht nur gegen ihren Erzfeind Gröber, sondern auch gegen den englischen MI6, der sie zuvor in Der 2. Verrat heimtückisch getäuscht hat.
Kein Wunder, das die Gejagten Gröber und Çarçani ebenfalls Geheimdienstler auf der anderen Seite des eisernen Vorhangs waren. Der Deutsche war beim Staatssicherheitsdienst der DDR und der Albaner bei der Geheimpolizei seines Heimatlandes Sigurimi. Man kann als deutscher Leser sicherlich darüber schmunzeln, dass der Oberbösewicht ausgerechnet ein Stasi-Spitzel ist und dieses mal kein Nazi-Verbrecher, der nicht in den aktuellen Zeitrahmen gepasst hätte. Vielleicht hat sich der Autor von den Motiven des kalten Krieges inspirieren lassen und daher Protagonisten aus dieser Ära gewählt. Jedenfalls ist die Vergangenheit der einstigen Gegner eine Sidestory, die einen interessanten historischen Hintergrund bietet.
Verspricht viel - hält wenig
Paul Eddy thematisiert in Grace Flint - die 3. Mission die abscheulichsten Seiten des international organisierten Verbrechens im Stil eines rasanten Agententhrillers. Daraus hätte ein knalliger hardboiled Krimi entstehen können. Aber leider hat der Autor diese Basis viel zu wenig für die Handlung genutzt. Stattdessen ist seine Hauptprotagonistin Grace Flint hauptsächlich mit sich selbst und nur gelegentlich mit dem Fall beschäftigt. Endlos ausgewalzte Gespräche mit der Psychiaterin, sowie unnötige familiäre Streitigkeiten lassen zu wenig Raum für die Ermittlung. Ein wenig Under Cover Arbeit, ein paar unüberlegte Spontanaktionen und ein gedehntes Psychodrama mit der Auftragskillerin ist ein etwas zu magerer Stoff, um den Leser nachhaltig zu fesseln.
Figuren aus dem Katalog
Fast alle Figuren in Grace Flint - die 3. Mission wirken stereotyp und überzeichnet. In Sachen blutiger Grausamkeit hat der Autor versucht, bisherige Maßstäbe zu toppen. Seine Fieslinge schrecken auch vor dem sprichwörtlichen Verrat der eigenen Mutter und vor Kindermord nicht zurück.
Der Charakter der Hauptprotagonistin Grace Flint wurde als der einer knallharten Agentin und zugleich verletzlichen Frau angelegt, was ihr eine gewisse Exzentrik verleihen soll, oft aber nur peinlich wirkt. Man wundert sich, mit was für dummen Aktionen die als so clever beschriebene Agentin durch kommt. Grace Besessenheit, stets im Mittelpunkt zu stehen und ihre Berufsparanoia nerven. Dazu gesellen sich ihre Partner als ausnahmslos blasse Randfiguren.
Einzig der Auftragskillerin Courtney wird ein wenig Vielschichtigkeit zugestanden
Paul Eddy macht einfach zu wenig aus seiner interessant angelegten, aber platitüdenhaft erzählten Geschichte. Am Ende sorgen einige spektakuläre Jagdszenen à la James Bond an schillernden Schauplätzen für eine gewisse Dramatik. Insgesamt aber machen die schwache Hauptfigur und die oberflächliche Abhandlung eines Themas, das eigentlich Potential hat, eher wenig Lust auf die Fortsetzung der Grace-Flint Thriller.
Paul Eddy, Fischer Taschenbuch Verlag
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